Bis zur letzten Minute wird gearbeitet. Dann geht die Eröffnung des Traumpalast-Kinos reibungslos über die Bühne. Am Donnerstag startet der Betrieb

Leonberg - Noch um 15 Uhr sieht alles nach Baustelle aus. Zementsäcke im Foyer, Bauarbeiter, die hektisch hin und her laufen. Doch schon vier Stunden später weht ein Hauch von Hollywood durch den „Traumpalast Leonberg“. Der Rote Teppich ist ausgebreitet, es duftet nach frischem Popcorn, und Sekt wird gereicht. Mit mehr als 500 geladenen Gästen aus der Film- und Kinobranche sowie Vertretern aus der Stadt Leonberg hat der Investor Heinz Lochmann am Dienstag die Eröffnung seines mittlerweile siebten Traumpalast-Kinos gefeiert. Zu dem Namen hat ihn damals der Film „Die unendliche Geschichte“ nach dem Buch von Michael Ende inspiriert.

 

„Bis kurz vor der Feier war die Anspannung noch da, aber jetzt bin ich einfach nur froh“, sagt der Mann aus Rudersberg, der in Leonberg mehr als acht Millionen Euro investiert hat. Dabei hatte alles mit einer E-Mail angefangen. „Ich verspreche nicht, dass man Sie auf Händen tragen wird. Aber wenn es klappt, sind Sie der Größte.“ Mit diesen Worten hatte der CDU-Gemeinderat Wolfgang Röckle dem Chef der Lochmann-Filmtheaterbetriebe das Grundstück am Autobahndreieck angetragen, für das die Stadt Leonberg öffentlich einen Interessenten gesucht hatte. Und diese Zeilen prangen am Dienstagabend riesig auf der Leinwand im Diamant-Saal – alle Räume im neuen Kino sind nach dem Thema Edelsteine benannt und eingerichtet.

Sympathisch. Schwäbisch.

Bis auf die Leinwand hat es der umtriebige Stadtrat nun also geschafft. „Das habe ich so nicht erwartet“, sagt Röckle, fühlt sich aber geschmeichelt. Er habe damals eine Reportage über Lochmann gesehen. „Er gefiel mir. Sympathisch. Schwäbisch.“ So habe er ihn kontaktiert.

Auch wenn der ursprünglich anvisierte Zeitplan schon bald nicht mehr zu halten war und sich die Eröffnung von Dezember 2015 auf nun Juli 2016 verschob. „Es ist alles unheimlich schnell gegangen. Auch weil Herr Lochmann, die Mitarbeiter der Stadtverwaltung, der Landkreis und vor allem der Gemeinderat an einem Strang gezogen haben“, lobt der OB Bernhard Schuler.

„Es war immer ein ehrgeiziges Ziel“, meint Heinz Lochmann. Doch die Begeisterung der Leonberger zeige, dass es sich gelohnt hat. Obwohl die Internetseite erst in der Nacht auf Dienstag freigeschaltet wurde, sind am Dienstagabends schon mehr als 300 Tickets verkauft. Seinen Betrieb nimmt das Kino am Donnerstag um 14.30 Uhr auf. Am Sonntag steht der große Familientag mit Otto Waalkes an.

Seit zwei Jahren steigen die Besucherzahlen der Kinos wieder

Ist es überhaupt noch zeitgemäß, ein neues Kino zu eröffnen? „Sicher, ich habe im vergangenen Jahr sieben oder acht neue Kinos eröffnet. Seit zwei Jahren steigen die Besucherzahlen wieder konstant“, sagt Thomas Negele. Er ist Chef des Hauptverbandes der deutschen Filmtheaterbetriebe und hat für die Feier extra auf ein wichtiges Branchentreffen verzichtet, bei dem sogar Kanzlerin Merkel anwesend war.

„Wir Kino-Menschen sind alle ein bisschen verrückt. Aber jemanden wie Heinz Lochmann braucht man in der heutigen Zeit“, meint Negele. Er gehe Risiken ein. „Aber wir lieben das, was wir machen. Und der Traumpalast macht seinem Namen wirklich Ehre“, sagt Negele.

Das sieht auch Claudia Dostal vom Filmverleiher 20th Century Fox so. „Es ist sensationell geworden. Technisch befindet sich das Kino auf einem gigantischen Niveau“, sagt Dostal. „Ich kenne kein Multiplex, das in jedem Saal 3D-Technik und Dolby Atmos hat.“ Bislang gibt es in Deutschland nur ein Dutzend Kinosäle, die über das neueste Soundsystem verfügen – in Leonberg sind es gleich alle zehn. In Zeiten von Heimkino-Anlagen und Streaming-Diensten wie Netflix müsse man sich etwas einfallen lassen. „Die Leute wollen noch ins Kino gehen, aber man muss eben was bieten“, sagt Dostal.

Der Betrieb kann starten

Geboten wird den Partygästen auch gleich einiges. Mit verschiedenen Kurzfilmen von Musik bis Formel 1 wird die Soundanlage ausgereizt – und auch die Besucher auf den beweglichen Sitzen für ein 4D-Kinoerlebnis kommen auf ihre Kosten.

Nicht alles im neuen Kino ist bereits vollendet und auf Hochglanz poliert. Dazu gehört auch die Brandmeldeanlage, die erst am Mittwoch offiziell abgenommen worden ist. Die Feuerwehr ist am Dienstag deshalb kurzfristig mit einer Brandwache eingesprungen. „Es war alles Spitz auf Knopf, aber wir können Filme zeigen“, sagt Marius Lochmann, der den Leonberger Traumpalast künftig leiten wird und irgendwann auch das väterliche Kino-Imperium. „Ich habe Respekt vor der Aufgabe, bin aber auch stolz, dass mir mein Vater das zumutet“, sagt der 23-Jährige. Ab heute heißt es dann: Film ab!