Von Schließung ist keine Rede mehr: Gabriele Post richtet die Karstadt-Filiale im Leo-Center auf die Bedürfnisse des lokalen Marktes aus. Die Chefin setzt auf Kundennähe und Fachkompetenz. Deshalb ist ihr vor dem Internet-Handel nicht bange

Leonberg - Und wieder so ein Kürzel, das die meisten noch nie gehört haben: DOB. Gabriele Post hingegen gehen die drei Buchstaben ganz locker von den Lippen. Seit 30 Jahren hat sie mit dieser und anderen Abkürzungen aus der Welt des Handels zu tun. DOB steht für Damenoberkleidung. Und das ist eines der Spezialgebiete der gebürtigen Emsländerin, die die Karstadt-Filiale in Leonberg leitet.

 

Eine andere ihrer Buchstabenkombinationen lautet Kiko. Das steht für Kinderkonfektion. Genau diesen Schwerpunkt hatte die gelernte Einzelhandelskauffrau während ihrer Ausbildung in den achtziger Jahren. Seitdem ist Gabriele Post „Karstädterin“ Und seither hat sie schon viele Filialen gesehen: Münster, München oder beispielsweise Weiden in der Oberpfalz. Dort steht das erste Haus, das sie selbst geleitet hatte, nachdem sie eine konzerninterne Ausbildung zur Führungskraft absolviert hatte. „Ich hatte vermutet, dass die Oberpfalz zur Pfalz gehört“, erinnert sich Post. Tatsächlich ist die Oberpfalz ein Teil von Bayern.

Wenn auch nicht dem Freistaat, so ist die Norddeutsche doch dem Süden treu geblieben. Sie hat Filialen in Ludwigsburg, Esslingen und zuletzt in Stuttgart geleitet. Jenes Warenhaus, das unter großem Aufsehen im Mai des vergangenen Jahres dicht gemacht wurde. Eine Erfahrung, mit der Gabriele Post abgeschlossen hat. „Ich bin ein positiver Mensch und schaue nach vorne. Karstadt ist auf einem guten Weg. Wir haben im letzten Geschäftsjahr als Gesamtunternehmen erstmals wieder Geld über die Ladenkasse verdient“, sagt sie.

Da kam das Angebot, in Leonberg die Nachfolge von Thomas Adams anzutreten, gerade recht. Wie berichtet, ist der damalige Filialgeschäftsführer im September nach Konstanz gewechselt. Gabriele Post hat direkt nach seinem Abschied den Chefsessel in Leonberg eingenommen. Und fühlt sich hier sehr wohl. „Die Größe eines Hauses ist nicht entscheidend“, sagt die heute 49-Jährige. „Es kommt auf die Qualität und den Bezug zu den Kunden an.“

Und beides, so hat sie in ihrem ersten halben Jahr beobachtet, stimmt. „Wir sind ein Haus der Nahversorgung mit einer treuen Stammkundschaft. Auf die Wünsche dieser treuen Kunden achten wir bei Karstadt jetzt wieder besonders. Außerdem setzten wir heute viel mehr auf Beratung“, sagt die Chefin. Der Bezug der Kunden zur Karstadt-Filiale geht so weit, dass selbst die Führungspersonalie auf reges Interesse stößt: „Ich bin oft angesprochen worden, ob ich die Neue bin.“

Die Lage des Warenhauses mitten im Einkaufszentrum sieht die erfahrene Händlerin als Vorteil: „Das Leo-Center ist quasi die Fußgängerzone der Stadt. Wir sind ein ganz wichtiger Teil davon.“ So vermeidet Post direkte Konkurrenz: „Wir haben ein gutes Miteinander mit den anderen Geschäften und dem Center-Manager. Deshalb wäre es falsch, Marken einzuführen, die anderswo schon zu haben sind.“

Dennoch hat die Chefin gerade im Modebereich einiges vor. „Wir haben in der Mehrheit eine reifere Kundschaft. Deshalb brauchen wir nicht nur junge Marken. Insgesamt werden wir die Attraktivität unserer Fashion-Abteilung weiter steigern und noch mehr auf die Bedürfnisse in Leonberg ausrichten. Dafür haben wir unsere lokalen Kompetenzen klar ausgebaut.“

Eine Devise, die auch für die anderen Abteilungen gilt. Wichtig ist Gabriele Post, dass das Warenhaus-Konzept, wonach ein breites Angebot unter einem Dach zu finden ist, erhalten bleibt: „Das ist unsere Stärke.“ Deshalb laufen die Geschäfte auch in der Haushaltswarenabteilung oder bei den Kurzwaren gut. „Eben weil die Kunden wissen, dass sie bei uns alles bekommen.“

Das vermeintlich Normale ist ein Erfolgsgarant. Daher, so bestätigt Gabriele Post, besteht gar kein Anlass an der Zukunft des Hauses zu zweifeln. Eine wichtige Nachricht, nicht nur für die Kunden, sondern besonders für die insgesamt 95 Menschen, die bei Karstadt arbeiten. Immerhin 67 Vollzeitstellen sind das, denn ein Teil der Beschäftigten arbeitet in Teilzeit.

Bleibt die unvermeidliche Frage nach dem Konkurrenten Internet. Gabriele Post ist da ganz gelassen: „Natürlich ist das ein starker Mitbewerber. Aber wir haben Qualitäten, die der Netz-Kunde nicht bekommt. Das direkte Erleben der Ware, eine kompetente Beratung durch Fachpersonal und nicht zuletzt die sofortige Umtauschmöglichkeit.“ Vorzüge, die in jüngster Zeit wieder deutlich stärker geschätzt werden. Zumal selbst Internet-Besteller ihre Waren direkt in der Filiale abholen können. Qualität und Service, daran hat die Chefin keinen Zweifel, werden sich immer durchsetzen: „Man muss Durchhaltevermögen zeigen und sich nicht bange machen lassen.“