Spätestens um 17 Uhr ist bislang Schluss mit der Betreuung. Eltern, die länger arbeiten, sind auf Tagesmütter angewiesen. Zwei Anträge von SPD und Freien Wählern zeigen: Längere Betreuungszeiten würden den Etat vergleichsweise nur gering belasten.

Leonberg - Die einen haben den klassischen Bürojob von 8 bis 17 Uhr. Die anderen müssen bei der Arbeit flexibel sein, haben Schichtdienst oder arbeiten im Handel auch bis 20 Uhr oder länger. Doch was ist, wenn letztere kleine Kinder haben und auf Betreuungseinrichtungen angewiesen sind? In Leonberg ist spätestens um 17 Uhr Schluss, dann machen diejenigen Kindertageseinrichtungen zu, die überhaupt Ganztagsbetreuung oder verlängerte Öffnungszeiten anbieten.

 

Bei den Haushaltsverhandlungen im vergangenen Dezember haben die Fraktionen von SPD und Freien Wählern einen Prüfauftrag zu diesem Thema an die Stadtverwaltung gerichtet. Die Freien Wähler wollten wissen, welche Kosten entstünden, wenn eine zentrale Kita bis 19 Uhr öffnet. Die SPD fragte generell nach Modellen und deren Kosten für verlängerte Öffnungszeiten etwa bis 20.30 Uhr, die Mitarbeitern im Handel entgegen kommen. Ausführliche Antworten dazu wurden noch im ersten Halbjahr 2015 versprochen.

Es liegen jedoch schon kurze Stellungnahmen vor. „In den Randzeiten sind zwei Betreuerinnen nötig. Bei einer Öffnungszeit bis 20 Uhr macht das 1,3 Stellen aus und auf ein Jahr gerechnet zusätzliche Personalkosten von 62 400 Euro“, erklärt Undine Binder-Farr, die städtische Pressesprecherin. Bei Öffnungszeiten bis 19 Uhr wären es 0,8 zusätzliche Stellen und 38 900 Euro.

Bei der Stadt stößt die Idee von längeren Öffnungszeiten nicht auf viel Gegenliebe. „Wir bieten bereits jetzt 52,5 Stunden Öffnungszeit in jeder unserer Ganztagseinrichtungen an“, sagt Binder-Farr. Zudem sollte die tägliche Zeit, die ein Kind in der Kita verbringt, 10,5 Stunden nicht überschreiten. „Bei jeder Form der Betreuung steht das Kindeswohl an erster Stelle und nicht das Elternwohl“, sagt die Stadtsprecherin. Das sei auch nicht das Anliegen des Antrags gewesen, erklärt Christa Weiß, die Fraktionsvorsitzende der SPD.

„Es war nicht unsere Idee, dass die Kinder um 7 Uhr morgens gebracht und um 7 Uhr abends wieder geholt werden. Die Eltern sollen nur die Möglichkeit bekommen, auch andere Zeitfenster buchen zu können“, erklärt Weiß. Die Mehrkosten bei nur einer zentralen Kita findet sie noch im Rahmen. Für ihre Fraktion seien da aber noch zu viele Fragen offen, die hoffentlich von der Stadt noch beantwortet würden.

Die Verwaltung verweist darauf, dass die Nachfrage nach einer Betreuung in den frühen Abendstunden bisher kaum vorhanden sei. In wenigen Einzelfällen habe man gemeinsam mit dem Tagesmütterverein Lösungen gefunden oder die Eltern hätten Arrangements mit ihren Arbeitgebern getroffen. Gestiegen sei dagegen die Nachfrage nach Plätzen für Kinder unter drei Jahren. „Wir haben auch deutlich mehr belegte Ganztagsplätze als früher und dafür weniger Plätze im Regelkinderarten, der kürzere Betreuungszeiten hat“, erklärt Binder-Farr. Die Stadt habe auf den Antrag der Fraktionen hin aber vorgeschlagen, den Bedarf der Eltern in Leonberg abzufragen.

Selbst wenn eine Kita mit längeren Öffnungszeiten von Eltern und Politik gewünscht werde, gebe es noch ein Problem, sagt die Stadtsprecherin. „Der Markt für Erzieherinnen ist seit der Einführung der Betreuungsquote abgegrast“, erklärt Undine Binder-Farr. Schon jetzt sei es schwierig, genügend Betreuerinnen zu finden.

Diesen Einwand will Christa Weiß nicht gelten lassen. „Für uns ist das weniger eine Verlängerung der Öffnungszeiten, sondern eine Verlagerung der Betreuung. Da würde es ja Verschiebungen geben, die etwa durch andere Schichten der Erzieherinnen geregelt werden könnten“, meint die SPD-Fraktionschefin.

Ein erweitertes Angebot schaffe womöglich überhaupt erst eine Nachfrage, sagt der Erste Bürgermeister Ulrich Vonderheid (CDU). Es schließe sich auch die Finanzierungsfrage an. Bereits heute beträgt laut Vonderheid das jährliche Minus in der Kinderbetreuung (ohne Schulen) in Leonberg 12,8 Millionen Euro. Davon gehe ein Drittel auf freiwillige Betreuungszeiten zurück. Denn nur auf fünf Stunden am Tag bestehe ein Anspruch. Alles darüber hinaus sei freiwillig und von Stadt und allen Parteien so gewollt. Aber: „Die finanzielle Grenze ist erreicht.“