Nächste Woche ziehen die ersten Flüchtlinge in die neue Sammelunterkunft am Krankenhaus ein. In Malmsheim wird ein Gebäude für 72 Menschen errichtet. Alle Städte suchen dringend weiteren Wohnraum.

Leonberg - Noch sind die Wohnungen leer. Doch Mitte nächster Woche sollen die ersten Flüchtlinge in der neuen Gemeinschaftsunterkunft auf dem Krankenhausgelände in Leonberg einziehen. Zuerst nur ein paar, dann schrittweise immer mehr, bis es am Ende etwa 120 sind. Eigentlich hätten die ersten schon im Juli dort ein vorübergehendes Heim finden sollen, doch die Bauarbeiten verzögerten sich. Auch der Termin im August (wir berichteten) war nicht zu halten.

 

Dabei ist der Kreis Böblingen, der für die Gemeinschaftsunterkünfte zuständig ist, dringend auf die Plätze angewiesen. Sobald Flüchtlinge die Landesaufnahmestelle in Karlsruhe durchlaufen und einen Asylantrag gestellt haben, werden sie auf die Kreise verteilt. Und angesichts der weltweiten Krisen werden es immer mehr. „Unsere Mitarbeiter haben alle Hände voll zu tun, die Leute unterzubringen“, sagt Wiebke Höfer, die Pressesprecherin des Landratsamtes. Dieses rechnet damit, bis zum Ende des Jahres etwa 1000 Menschen unterbringen zu müssen. Pro Monat kämen etwa 50 Leute aus der Landesaufnahmestelle in den Kreis.

Aus diesem Grund wurde Ende des vergangenen Jahres der Mietvertrag mit dem Internationalen Bund gekündigt, der auf dem Krankenhausgelände, das dem Kreis gehört, ein Wohnheim für Azubis betrieb. Das ist auf viel Kritik gestoßen. Die letzten Auszubildenden sind im Juni ausgezogen. Für 400 000 Euro wird das Gebäude umgebaut. Die Kirchengemeinde Gartenstadt will sich um die Flüchtlinge kümmern.

In Renningen hat die Stadt seit Jahren an den Landkreis drei Wohnheime in der Malmsheimer Voithstraße vermietet. „Der Kreis hat derzeit 88 Bewohner dort untergebracht“, erklärt der Rathausmitarbeiter Claus Schwalm. Ein weiteres Grundstück an der gleichen Stelle ist verpachtet – hier wird das Landratsamt ein weiteres Wohnheim für 72 Asylbewerber bauen. Dies soll in diesen Tagen begonnen werden. „Damit leistet die Stadt einen wichtigen Beitrag zur Entschärfung der prekären Unterbringung“, sagt Carsten Schwalm.

Die Spirale dreht sich dann weiter abwärts. Ist über den Asylantrag entschieden und eine Aufenthaltsgenehmigung oder Duldung ausgesprochen worden, kommen die Menschen in die sogenannte Anschlussunterbringung. Dafür sind alle Kommunen im Kreis zuständig. Leonberg hat in diesem Jahr bereits 41 Menschen aufgenommen, bis zum Jahresende sollen es 57 sein. „Im vergangenen Jahr waren es noch 33“, sagt der Leiter des sozialen Dienstes der Stadt, Jürgen Rein. Von denen leben 27 immer noch in Unterkünften der Stadt, zusätzlich zu etwa 200 anderen Menschen ohne Wohnung. Deshalb will die Stadtverwaltung zügig eine Notunterkunft für Familien in Höfingen sowie eine Containersiedlung im Lohlenbachtäle bauen. „Wir brauchen diese Bauten äußerst dringend“, sagt Rein.

In Weil der Stadt ringt die Kommune ebenfalls um Platz. So sind derzeit 32 Flüchtlinge in der Anschlussunterbringung, gut die Hälfte davon in der Benzstraße im Industriegebiet. „Es gibt zwei Gebäude dafür, die schon vor 22 Jahren vom Landratsamt gebaut wurden“, erklärt die Erste Beigeordnete Susanne Widmaier. Eines ist abgerissen, das andere hat die Stadt übernommen. In Merklingen sind weitere 18 Heimatlose untergebracht, im ehemaligen Fruchtkasten in der Ortsmitte. „Wir planen hier einen Umbau“, erklärt Widmaier. Für 400 000 Euro soll mehr Platz geschaffen werden.

In Rutesheim setzt man auf dezentrale Unterbringung der Flüchtlinge. Derzeit sind in Rutesheim rund 40 Menschen untergebracht. „Die Stadt muss mit deutlich mehr Flüchtlingen rechnen“, sagt der Erste Beigeordnete Killinger. „Es muss alles nur mögliche eingesetzt werden, um diesen Menschen zu helfen.“

Daher kauft und mietet die Stadt derzeit alle möglichen Wohnhäuser, vor allem ältere Gebäude in der Stadtmitte. Bisher hat das Rathaus fünf Immobilien aufgekauft und weiteren Wohnraum angemietet. „Wir setzen darauf, diese Menschen in der Stadtmitte und nicht irgendwo isoliert unterzubringen“, sagt Killinger. Das erleichtert es ihnen, sich einzugewöhnen und ist vorteilhafter, um sie am gesellschaftlichen Leben der Stadt teilhaben zu lassen.

Wie viele Plätze gibt es wo?

Zahlen
Derzeit gibt es 540 Plätze im Kreis. Jedem stehen 4,5 Quadratmeter Wohnfläche zu. Weitere 95 Flüchtlinge sind in gemieteten Immobilien untergebracht. Das Landratsamt plant kreisweit Neubauten für weitere 254 Plätze. Dann gäbe es 889, was aber nicht reicht.

Wo gibt es Unterkünfte? Im südlichen Kreisgebiet leben fast 200 Flüchtlinge in Böblingen, davon 45 in gemieteten Räumen. In Herrenberg sind es 166, in Gäufelden 99 und in Bondorf 48, dazu kommen 50 in Holzgerlingen.

Enzkreis Hier ist die Lage noch dramatischer. 480 Flüchtlinge muss der Kreis unterbringen, nur für etwa die Hälfte gibt es Platz.

Flüchtlingsheime mit mehr als 20 Plätzen im Raum Stuttgart: