Etwa ein Dutzend Pflegekräfte streikt am Krankenhaus. Das ist zu wenig, findet die Gewerkschaft Verdi, bei der man sich mehr Streikbereitschaft wünscht.

Leonberg - Geschäftiges Treiben im Leonberger Krankenhaus. „Ja, bei uns läuft’s rund – wie immer“, sagt eine Krankenschwester in der Notaufnahme. Streik? Ja, davon habe sie gehört, aber: „Bei uns in der Notaufnahme ist nur eine Kollegin nach Stuttgart zur Kundgebung gefahren.“

 

Normaler Betrieb also in fast allen Stationen des Kreiskrankenhauses. „Insgesamt streiken bei uns nur etwa 10 bis 15 Personen“, berichtet Benjamin Stollreiter, der Krankenhausdirektor. Das seien nur fünf bis zehn Prozent der Beschäftigten. Und weil die meisten der Streikenden im Zentralen Operations-Bereich arbeiten, ist nur diese Abteilung betroffen.

Von vier OP-Sälen nur einer in Betrieb

„Von unseren vier OP-Sälen ist heute nur einer in Betrieb“, sagt Benjamin Stollreiter. „Alle ausgefallenen Operationen haben wir aber rechtzeitig abgesagt.“ Nur 10 bis 15 Streikende – für die Gewerkschaft Verdi, die den Streik organisiert hat, ist das wenig. „Wir sind mit dem Streik in Leonberg zufrieden“, sagt Christina Ernst, die Verdi-Gewerkschaftssekretärin für den Bereich Gesundheit zwar. „Aber ich würde mir natürlich mehr Streikbereitschaft wünschen.“

Aber in den Fluren des Leonberger Krankenhauses wird am Montag fast überall geschafft, gepflegt und geheilt. „Ich kann doch meine Patienten nicht alleine lassen“, sagt da etwa eine Krankenschwester.

Christina Ernst von Verdi nennt das eine „lokale Tradition“: „Die Beschäftigten in Leonberg haben schon immer sehr stark an ihr Unternehmen gedacht.“ Das sei zwar grundsätzlich gut, aber: „Jetzt ist es an der Zeit, dass die Leonberger Krankenhaus-Bediensteten wieder mehr ihre eigenen Interessen im Blick haben“, sagt Ernst. Konkret heißt das für die laufende Tarifrunde: Sechs Prozent mehr Geld, die Anhebung der Ausbildungsvergütung um 100 Euro pro Monat und die Abschaffung sachgrundloser Befristungen von Arbeitsverträgen.

Die Pfleger in Leonberg haben aber derweil noch ganz andere Probleme. „Selbst wenn ich streiken wollte, ich würd niemanden finden, der mich hier vertreten könnte“, erzählt eine Krankenschwester. Der Mangel an Arbeitskräften wird immer größer, schon lange ist bekannt, dass die Pfleger am absoluten Limit arbeiten.

Verdi: Gehälter im Gesundheitsbereich aufbessern

Verdi spricht daher schon von „neuen Streikformen“, die man im Gesundheitsbereich anwenden müsse. „Die Krankenhäuser fahren ja schon im Normalbetreibe eine Notbesetzung, weil sie keine Leute finden“, erklärt Christina Ernst, die Gesundheits-Gewerkschaftssekretärin. Auch hieran könne man sehen, wie dringend eine finanzielle Aufbesserung der Gesundheits-Berufe sei. „Es darf zum Beispiel nicht mehr vorkommen, dass Azubis ihre Ausbildung abbrechen, weil sie die Arbeitsbedingungen nicht ertragen.“ Hier sei die Politik gefordert, die die Rahmenbedingungen im Gesundheitssystem setzt.

Im Leonberger Krankenhaus muss der Betrieb trotzdem weiterlaufen. „Heute morgen sollte bei uns eine Hospitantin anfangen“, berichtet eine Krankenpflegerin. „Die ist einfach nicht gekommen.“ Dass in Stuttgart gestreikt wird, findet sie trotzdem gut. Auch wenn das eben „die Anderen“ erledigen müssen. Sie selbst hat nämlich keine Zeit.