Der zweite Mann im Rathaus baut die Stadtwerke um und steigert so die Einnahmen der Stadt. Ulrich Vonderheid empfiehlt sich damit auch als künftiger OB-Kandidat, wenn Bernhard Schuler aufhören sollte, analysiert unser Redaktionsleiter Thomas K. Slotwinski.

Leonberg - Als Ulrich Vonderheid unlängst die Eckdaten des Leonberger Haushalts vorstellte, erwähnte er es nur am Rande: das Parkhaus am Bahnhof wird abgerissen, ein neues aufgebaut. Erst eine Nachfrage der LKZ ergab, dass sich hinter der beiläufigen Bemerkung eine ganze Menge verbirgt. Die Stadtwerke investieren immerhin vier Millionen Euro für das neue Parkhaus. Und nicht nur das. Sie übernehmen im kommenden Jahr auch den Betrieb der Parkkaverne, die lange 27 Jahre von Privatunternehmen verwaltet wurde.

 

Die Projektliste der Stadtwerke ist noch länger. In gut einem Jahr will der Betrieb den Busverkehr im Stadtgebiet organisieren. Die Wasserversorgung liegt ohnehin schon immer in kommunalen Händen.

Vordergründig mag das nicht nach etwas Besonderem klingen. In vielen anderen Kommunen haben die Stadtwerke das Geschäft mit dem Parken und dem Nahverkehr schon immer in der Hand. In Leonberg hingegen führten die Stadtwerke in früheren Jahren ein Schattendasein.

Das hat sich seit dem Amtsantritt von Ulrich Vonderheid als Finanzbürgermeister spürbar geändert. In vier Jahren hat der promovierte Diplom-Kaufmann die städtischen Beteiligungen gehörig aufgemischt. Nicht nur die Stadtwerke sind auf dem Weg, Aufgaben zu übernehmen, die die Stadt selbst kaum schultern könnte. Mit der „Leo-Energie“, die das kommunale Stromnetz vermarktet, hat Vonderheid zudem noch einen echten Geldbringer, neudeutsch eine „Cashcow“, mit installiert.

Für die Menschen in Leonberg ist das erst einmal positiv. Aufgaben, die in kommunalen Händen liegen, werden zumeist im Sinne des Allgemeinwohls und weniger unter kommerziellen Gesichtspunkten erledigt. Für Vonderheid ist das auch gut. Der Christdemokrat hat als Erster Bürgermeister ohnehin die zweitwichtigste Position und mit den Finanzen ein Schlüsselressort in der Stadtverwaltung. Und mit den aufstrebenden Stadtwerken hat der 47-Jährige eine wichtige Schaltstelle unter sich, deren Tendenz klar nach oben zeigt.

Schwäbische Raffinesse des Südhessen

Dabei geht der Südhesse fast mit schwäbischer Raffinesse vor. Ein Geschäftsführerposten wird sowohl bei der „Leo-Energie“ als auch bei den Stadtwerken eingespart. Vonderheid macht die Arbeit als formaler Betriebsleiter im Rahmen seines Bürgermeisteramts mit. Diesen Mehraufwand lässt er sich zwar vergüten. Ein eigener Geschäftsführer wäre freilich teurer.

Die regen Aktivitäten des zweiten Manns im Rathaus haben noch einen anderen Grund. Der CDU-Politiker bringt sich erkennbar für die Position des Oberbürgermeisters in Stellung. In vier Jahren endet die Amtszeit von Bernhard Schuler. Ob der dann 61-Jährige noch einmal antritt, ist ungewiss. Zumindest im Moment ist beim OB keinerlei Amtsmüdigkeit zu erkennen.

Den machtbewussten Vonderheid dürfte das nicht schrecken. Ihm trauen Beobachter zu, sogar den eigenen Chef herauszufordern. Doch bis es soweit ist, muss er zunächst das vollenden, was er begonnen hat: den Aufbau finanzstarker Kommunalbetriebe und die Konsolidierung des Haushalts. Genug zu tun für einen Mann.