Durch Finanzhilfen der privaten Förderorganisation „Aktion Mensch“ kann die Höfinger Einrichtung ihr Projekt „Kunst und Kultur“ für ein Miteinander von Menschen mit und ohne Handicap verwirklichen.

Leonberg - Im neuen Atelier des Kreativ-Werks in Höfingen malen basteln und entwerfen schon seit September Menschen mit und ohne Behinderung große Kunstwerke. Im Februar vergangenen Jahres hatte die Einrichtung den Antrag auf Förderung durch die „Aktion Mensch“ gestellt. Jetzt ist die Zusage endlich da.

 

Drei Jahre lang wird die private Förderorganisation nun das Projekt „Kunst und Kultur“ finanziell unterstützen, das Maria Keller mit ihren Kollegen seit Beginn vergangenen Jahres entwickelt hat. Von dem Geld können die Werke der Künstler gerahmt werden, zudem reicht es, um Staffeleien und sonstiges Material zu kaufen. Die im September unter Vorbehalt angestellten Mitarbeiter erhalten nun sogar erstmals ein Honorar.

Außerdem stellt die „Aktion Mensch“ einige Autos zur Verfügung, die behindertengerecht ausgestattet sind. Angesichts dieser guten Nachricht haben die Verantwortlichen am vergangenen Wochenende im neuen Atelier des Kreativ-Werks unter dem Namen „Kostproben“ eine kleine Ausstellung organisiert. Bei der Schau waren die Künstler anwesend und erklärten ihre Werke. Außerdem gab es eine kleine Musikeinlage und etwas zu essen.

Zwei der regelmäßigen Besucher der Einrichtung laufen in Kostümen durch den Raum, um die ebenfalls dort aktive Theater-Gruppe zu präsentieren. Dann erklärt Ingrid Dietl, was in dem ersten halben Jahr schon alles erreicht wurde. Mit dem „offenen Atelier“, das jeden Freitagnachmittag stattfindet, habe das Kreativ-Werk schon viele Neugierige aus der Umgebung angelockt. Dieses Angebot richtet sich sowohl an Menschen mit als auch ohne Behinderung. „Am Anfang hatten wir eine Gruppe von fünf Leuten, jetzt sind wir teilweise schon 25“, sagt Ingrid Dietl erfreut über den Erfolg. Außerdem seien schon Kontakte und gemeinsame Projekte mit Kindergärten und Schulen entstanden. So habe beispielsweise der Leonberger Verein „Schulmappe“ eine Zusammenarbeit fest zugesagt. Die Sozialpädagogin ist hocherfreut darüber, dass die Menschen aus der Umgebung dem Projekt so aufgeschlossen gegenüberstehen. „Wir erleben ein Miteinander ohne Schubladendenken“, sagt sie.

Nach den Grußworten nutzen die anwesenden Künstler die Gelegenheit, den Besuchern ihre Kunstwerke zu präsentieren und Fragen zu beantworten. Hartmut zum Beispiel ist eigentlich schon Rentner und wollte zunächst nur vier Mal pro Woche ins Atelier kommen. „Er vergeht aber selten ein Tag, an dem er nicht hier ist“, erzählt der Abteilungsleiter Ricky Feuchter.

Der Künstler lächelt zufrieden. „Ich mag, wie Farben leuchten, ich habe Respekt vor ihnen“, sagt er. Seine Bilder sind sehr farbenfroh und detailgetreu. Oft braucht er mehrere Wochen, bis er mit dem Filzstift ganze Stadtansichten von Stuttgart getupft hat. Sein neuestes Bild zeigt die Kräne der Stuttgart-21-Baustelle. Aber die Besucher des Ateliers sind nicht alle Künstler im bildnerischen Sinn. Christoph Jung schreibt Gedichte und kurze Texte über seinen Alltag. Sprechen kann er nicht, aber er freut sich sichtlich, als der von ihm getippte Text vorgelesen wird und die Gäste applaudieren. Die Veranstalter sind zufrieden.

Die Organisatorin Maria Keller sieht die Unterstützung der „Aktion Mensch“ lediglich als Starthilfe. „Wir werden auf jeden Fall auch nach diesem Projekt weitermachen und weitere Ausstellungen und sonstige Aktionen verwirklichen“, verspricht sie, diesen Rückenwind zu nutzen .