Ein Schweizer Experte gibt der Anlage gute Noten. Eine Verjüngungskurs sei günstiger als ein Neubau. Untersucht wurden drei verschiedene Varianten.

Leonberg - Mehr als 14 Millionen Euro – als endlich diese Zahl im Raum stand, war es für Augenblicke mucksmäuschenstill im Sitzungssaal. Diese Summe muss voraussichtlich für die grundlegende Sanierung des Leobades aufgebracht werden. Das hat eine Machbarkeitsstudie des Schweizer Planungsbüros Kannewischer aus Zug ergeben. Die Studie hat Stefan Studer aus dem Management der Firma jetzt dem Sozialausschuss des Leonberger Gemeinderates vorgelegt.

 

Als erstes wird im Leobad voraussichtlich die Wärmehalle mit dem auf 28 Grad Celsius geheizten Warmwasserbecken stillgelegt – denn diese Einrichtung ist ein großer Energiefresser. Zudem hat ihre Lüftungsanlage nach den neuen Brandschutzverordnungen nur noch bis 2017 eine Betriebserlaubnis. Dann müssen entweder die Sanierungsarbeiten angegangen werden, oder es muss über ein neues Freibad nachgedacht werden.

Mit diesen Hausaufgaben gehen nun die Mitglieder des Sozialausschusses in ihre Fraktionen, damit der Gemeinderat am Dienstag über das weitere Vorgehen entscheiden kann. Das war das Fazit nach der Vorstellung der Studie des Schweizer Fachbüros und den Diskussionen im Ausschuss.

Zu untersuchen hatte das Büro drei Varianten. Erstens: im Bestand sanieren ohne bauliche Veränderungen, aber die Technik auf Vordermann bringen. Zweitens: der Rückbau sowie die Verkleinerung von Becken. Drittens: die Liegeflächen verkleinern und die Grundstücke verkaufen.

Das Problem sei, dass Sanierungen, die dringend vorgenommen werden müssen und solche, die sich noch einige Jahre schieben lassen, ineinander greifen, sagte der Experte auf Fragen über eine mögliche Zeitachse. Bis alles geplant sei, würde sowieso einige Zeit vergehen, meinte er aus Erfahrung. Sein Vorschlag lautete dann auch, neben der Stilllegung des Warmbeckens und der Erneuerung der Technik , die anderen Becken mit Edelstahl auszukleiden, das Sportbecken zu sanieren, die Wasserfläche ein wenig zu verkleinern und die Liegewiesen nicht anzutasten – geschätzte Kosten etwa 14 Millionen Euro.

Das Leobad ist attraktiver als jedes andere Bad der Region

„Was bekommt man für dieses Geld auf den gleichen Gelände neu?“, wollte Jutta Metz von den Freien Wählern wissen. „Mindestens 20 Prozent weniger Freibad als sie jetzt haben“, sagte Studer.

In den Diskussionen zeichnete sich bereits ab, dass eine Verkleinerung des 50-Meter-Beckens nicht erwünscht ist und es wenige Befürworter gibt, die die Liegefläche verkleinern wollen. Doch das letzte Wort hat der Gemeinderat.

Der Gutachter aus Zug brachte das Problem der Freibäder auf den Punkt: „Sie sind entweder voll oder leer“, meinte Stefan Studer. Dem Leobad hat er ganz gute Noten ausgestellt. Durch die große Wasserfläche, seine kleinteilige Gestaltung mit zahlreichen Attraktionen und die großzügige Liegewiese sei es attraktiver als jedes andere Freibad in der näheren Umgebung. „Auch baukonstuktiv ist es in einem guten Zustand“, erklärte der Fachmann aus der Schweiz.

Doch angesichts eines jährlichen Defizites bis zu 1,5 Millionen Euro formulierte es Studer so: „Das ist so, als ob sie jedem Besucher einen Fünf-Euro-Schein in die Hand drücken würden.“ Deshalb befand er auch die Rabatte, die über die Jahres- und Saisonkarten gewährt werden, aus kaufmännischer Sicht als problematisch. Gleichzeitig machte er deutlich. „Beim Eintrittspreis gibt es keine Luft mehr nach oben, denn es ist der höchste in der Region.“

Für den Vorschlag, die Wärmehalle und das Warmwasserbecken stillzulegen, hatte Stefan Studer eine eindeutige Begründung: „Sie werden böse Briefe bekommen und einige regelmäßige Besucher verprellen. Aber diese teure Einrichtung macht fehlenden Sonnenschein nicht wett.“

Diese drei Varianten wurden untersucht

Sanieren
Eine Variante ist, das Freibad im Bestand zu sanieren und die Technik zu erneuern. Notwendig machen das die undichten Kellerwände rund um die Becken, der marode Oberflächenbelag entlang der Becken, die veralteten Auskleidungen beim 50 Meter-Sportbecken und beim Sprungbecken. Die technischen Anlagen müssen komplett erneuet werden, insbesondere die Lüftung, die nur noch bis 2017 eine Betriebserlaubnis hat. Auch gibt es zahlreiche energetische Mängel.

Becken verkleinern
Vorgeschlagen war auch zu untersuchen, ob es Sinn macht, Wasserbecken im Freibad zuzuschütten oder sie zu verkleinern. So etwa das Sportbecken von 50 auf 25 Meter zu verkürzen. Wegfallen sollten das Pilzbecken, ein Teil des Kinderbeckens, Teile des Erlebnisbeckens, Inseleinbauten und das Warmwasserbecken. Bis auf die Schließung des letzteren haben die Fachleute davon abgeraten, da es die Attraktivität des Bades unverhältnismäßig beeinträchtigen würde.

Liegewiese verkleinern
Fast drei Hektar Liegewiesen hat das Bad – lässt sich davon nichts als Grundstück verkaufen? Das war eine dritte untersuchte Variante. Das sehen die Fachleute kritisch, denn der Lärm könnte zu erheblichen Problemen mit den neuen Anliegern führen. Auch müsste ein so hoher Lärmschutzwall angelegt werden, dass die nutzbare Fläche sich auf beiden Seiten stark verkleinern würde. Das alte Badehaus sollte aber an einen Verein vergeben werden, so der Fachvorschlag.