Wegen Renovierungsarbeiten bleibt der Diakonie-Kontakt-Laden bis zum Pferdemarkt geschlossen. Seehaus-Jugendliche und Ehrenamtliche bringen den vom Hochwasser betroffenen Laden wieder auf Vordermann.

Leonberg - Die Einkaufstour im Diakonie-Kontakt-Laden hat sich für Monika B.* richtig gelohnt. Die Frau hat eine warme Winterjacke erstanden, dazu Bettwäsche sowie Kinderspielzeug. Und das alles nur für einen Bruchteil dessen, was sie normalerweise bezahlen müsste. „Hier kann ich mir Sachen leisten, die ich mir ansonsten nicht leisten könnte“, sagt die Leonbergerin, die seit zwei Jahren in dem Laden in der Bahnhofstraße regelmäßig stöbert. Günstige Angebote für Menschen mit begrenzten finanziellen Mitteln, das war auch die Intension des evangelischen Kirchenbezirks Leonberg, der auf rund 400 Quadratmetern Dinge für den alltäglichen Gebrauch bereithält. „Das Warenangebot setzt sich aus Sachspenden von engagierten Menschen aus der Stadt und der Umgebung zusammen“, erklärt die Bezirksgeschäftsführerin Simone Zwicker. Mit dem Erlös werde einerseits der Laden unterhalten. „Der Rest fließt in andere Dienste der Diakonie wie die Sozialberatung für Einkommensschwache oder die Leonberger Tafel“, sagt sie.

 

Seehaus-Jugendliche helfen

Seehaus-Jugendliche helfen mit

In diesen Wochen bleibt der Diakonie-Laden aber wegen notwendiger Renovierungsarbeiten geschlossen. Die Wände werden neu gestrichen und der Bodenbelag erneuert. Bei Letzterem packen die Jugendlichen aus dem offenen Strafvollzug Seehaus mit an. „Wenn alles nach Plan läuft, werden wir voraussichtlich bis zum Pferdemarkt durch sein“, sagt Zwicker. „Bei älteren Objekten, wie das eben der Fall bei unseren Räumen ist, lässt es sich leider nie ausschließen, dass Unvorhergesehenes eintritt.“

Die saisonal bezogenen Waren stammen überwiegend aus Haushaltsauflösungen oder aus privaten Spenden. Auf den beiden Etagen finden sich neben Kleidung für Damen, Herren und Kinder auch Schmuck, Spielzeug, Bücher, Baby-Erstausstattung sowie Haushaltswaren. „Mit Kleinmöbeln können wir leider nicht viel anfangen, dafür fehlen uns die kräftigen Männer“, sagt Zwicker grinsend. Das meiste ist gebraucht, doch in sehr gutem Zustand. Darauf legen die Mitarbeiter großen Wert. Die Preise werden individuell festgelegt und sie sind nicht verhandelbar – das stellt das Schild neben der Kasse unmissverständlich klar.

60 Ehrenamtliche packen mit an

Nicht selten kommt es laut Simone Zwicker vor, dass Kunden eine Ware kaufen und diese später wieder spenden. „Es ist auch nicht ungewöhnlich, dass manch einer für seine eigene Spende Geld auf den Tisch legt“, berichtet die Bezirksgeschäftsführerin, die sich grinsend auch noch an eine Lieferung von über 200 Paar Schuhen erinnert, die aus der Sammlung einer Dame mit einem ausgeprägten Schuhtick stammen.

60 Ehrenamtliche engagieren sich

Damit der Betrieb aufrechterhalten werden kann, bringen sich abwechselnd rund 60 Ehrenamtliche ein. Sie nehmen die Ware an, sortieren und zeichnen sie aus. Heike S.* ist eine von ihnen. Sie krempelte die Ärmel bereits in den alten Räumlichkeiten auf dem Marktplatz hoch – dort wurde der Laden 2005 eröffnet, bevor er drei Jahre später in die Bahnhofstraße zog. „Manche Menschen freuen sich derart über die Schnäppchen, dass es fast schon bewegend ist“, erklärt die Frau, die seit ihrem Ruhestand einmal in der Woche im Laden aushilft.

Die Schnäppchen sind aber nicht der alleinige Grund, weshalb pro Tag durchschnittlich 100 Kunden im Diakonie-Kontakt-Laden aufschlagen. Das legt schon der Namenszusatz „Kontakt“ nahe. „Auch viele Menschen, die einsam sind oder Redebedarf haben, kommen zu uns, weil sie das Gespräch suchen“, erklärt Birgit Keck. Die Malmsheimerin leitet das Geschäft gemeinsam mit ihrer Kollegin Andrea Scharein. Ob banale Dinge oder persönlicher Kummer – bei einer Tasse Kaffee nehmen sich die Ehrenamtlichen Zeit und steuern bei Bedarf den ein oder anderen Ratschlag bei.

„Im Laufe der Zeit entsteht eine gewisse Vertrauensbasis zwischen uns und den Besuchern“, sagt Marktleiterin Keck. Dass dieses Angebot großen Anklang findet, das kann Monika B. nur bestätigen. Auch sie schätzt die warme Atmosphäre. „Es sind nicht nur die günstigen und qualitativ hochwertigen Waren, die mich dazu veranlassen, hier regelmäßig vorbeizuschauen, es ist auch der Kontakt zu den Mitarbeitern“, sagt sie. „Und das geht auch vielen anderen so.“ Auf ein baldiges Wiedersehen und einen weiteren Plausch zwischen Kleiderständer und Umkleide hofft auch Monika B.

* Die Namen wurden von der Redaktion geändert