Kurt Algoet und Uwe Schröter erkunden mit ihren Schleppern die Welt. Das jüngste Ziel der beiden: Lechtal in Österreich.

Leonberg - Früher waren Kurt Algoet und Uwe Schröter mit ihren Motorrädern in ganz Europa unterwegs. Mittlerweile lassen es die zwei PS-Freunde etwas ruhiger angehen – die Parole lautet: Entschleunigung! Und so tuckern die beiden Höfinger mit ihren alten Schleppern durch die Gegend, sie waren schon in Tschechien, in der französischen Partnerstadt Belfort und sogar in England. Jetzt verschlug es das Duo ins österreichische Lechtal.

 

„Eigentlich wollten wir zum Großglockner, aber wir waren ziemlich gemütlich unterwegs und mussten umplanen“, erzählt Algoet und deutet lachend mit dem Finger auf seinen Kumpan Schröter, der ihm zufolge nur vier statt der geplanten acht Stunden pro Tag auf dem Trecker sitzen wollte. Aber auch sonst waren die „Widrigkeiten“ groß. „Das hat schon am ersten Tag angefangen – nach Bernloch hatten wir gut eingekehrt und dann sind wir ziemlich spät weggekommen“, erzählt der 67-Jährige. Die verlorene Zeit wollten die beiden wieder reinfahren. „Aber nach 30 Kilometern saßen wir in einer Brauerei!“, sagt der Höfinger und lacht. „Wir sind in der Eile unseres Gefechtes immer langsamer geworden!“

Überall gibt’s gute Gründe für einen Stop

Und genauso ging es weiter. „Bad Schussenried: Blaskapelle, Tralala, der Bulldog blieb stehen, wieder einen Tag verloren“, berichtet er und fügt mit einem Schmunzeln hinzu: „Da haben wir gewusst, mit dem Großglockner wird es nichts, wir fahren ins Lechtal.“ Aber sei’s drum – die einmalige Naturlandschaft war mehr als eine Entschädigung. Und weil es zwischendurch wie aus Kübeln regnete, mussten die beiden ihre Trecker zwangsweise stehenlassen und die ein oder andere Extra-Wanderung einlegen. „Wir fahren ja immer ohne Verdeck“, erklärt der Höfinger. Nebenbei erwiesen sie sich auch noch als Retter in höchster Not, als sie Hilfe für eine gestürzte Seniorin organisierten.

Die Abstecher ins Grüne waren aber auch ganz im Sinne von Hund Felix – der Dackelmischling war auch diesmal mit an Bord und ließ sich in seiner Holzkiste nicht aus der Ruhe bringen. Wenn die beiden mit „Paul“ und „Gustav“ aufkreuzen, so nennen sie liebevoll ihre Schlepper, dann sind sie eine echte Attraktion. „Es ist immer das gleiche: Egal, wo wir sind, man kommt gleich ins Gespräch“, freut sich Uwe Schröter – für ihn sind gerade die Begegnungen mit den Menschen eines der schönsten Dinge an den Reisen. Mal waren es Rafter auf einem Campingplatz, mal Unimog-Freunde, die sie sogleich zu ihrem Stammtisch einluden. „Und wie es der Zufall so wollte, waren uns im Tannheimer Tal auch noch zwei Höfinger über den Weg gelaufen“, berichtet der Mann.

Die Langsamkeit ist ein Segen

Doch auch die Langsamkeit an sich ist für die zwei ein Segen. „Früher sind wir mit dem Motorrad einfach durchgerast, da hatte man kaum was gesehen von der Landschaft“, erklärt er. „Auf dem Schlepper nimmt man alles ganz anders wahr!“ Schröter spricht von „Entspannung pur“. „Man merkt so richtig, wie man runterkommt!“, befindet er. „Und der Opa im Ortskern, der keine Zähne mehr in der Gosche hat, freut sich auch und winkt“, schiebt Algoet grinsend hinterher.

Rund 700 Kilometer legten die beiden in den zwei Wochen zurück – überwiegend auf landwirtschaftlichen Wegen. „Wir wollen ja keinen Verkehr behindern“, sagt Schröter. Doch manchmal gehe es nicht anders. „Da gibt es Autofahrer, die erbosen sich schnell, wenn sie so ein langsames Gefährt vor sich haben, trotz der ganzen Warnschilder hinten dran“, erzählt er. „Das geht von Hupen bis zur geballten Faust.“ Mehr als 15 Stundenkilometer lassen sich aus den 60 Jahre alten Deutz-Traktoren nun einmal nicht herausholen. „Die sind aber noch gut in Schuss und haben uns noch nie im Stich gelassen“, versichert Algoet.

Selbstversorger und Alleskönner

Für den Ernstfall sind die beiden ohnehin bestens gewappnet, wissen sie doch, wie man mit Werkzeug umgeht – Algoet saß mehr als 40 Jahre als Fernfahrer am Steuer und restaurierte Autos, Schröter ist Karosseriebauer bei Daimler. Das gilt aber auch für alle anderen Eventualitäten. „Wir sind Selbstversorger – mit der Kochausrüstung in meinem selbst gebauten Schäferwagen mache ich mir alles von Kaffee bis zum Schnitzel“, berichtet der 67-Jährige. Und dass sich notfalls ein gemütliches Wirtshaus finden lasse, das wissen die beiden nur allzugut!

Vor sechs Jahren kam Algoet die Idee, sich einen Trecker anzuschaffen, den er einem Höfinger Landwirt abkaufte. Mit seinem damaligen Schwiegersohn tuckerte er damals nach Ostdeutschland. Später kam auch sein PS-Kumpel Schröter auf den Geschmack und legte sich ein FL 15 zu, dann hängte er noch einen kleinen Wohnwagen hinten dran. Klar, zum Traktor fahren muss man schon gleich ticken, aber die mehr als 200 000 gemeinsam gefahrenen Kilometer auf ihren Bikes schweißen zusammen. „Die Planung geht ratzfatz, wir diskutieren nicht, wir fahren los“, erzählt Schröter.

Und schon bald geht es wieder auf Achse, denn ihre Liste ist noch ziemlich lang. Die Höfinger wollen an die Nordsee, nach Holland und dann auch noch mal nach England – zum berühmten Dampfmaschinentreffen in Dorset. „Das hatten wir vor zwei Jahren zeitlich knapp verpasst“, sagt Algoet, der im kommenden Jahr auf eigene Faust auch nach Griechenland möchte – mit 4000 Kilometern wäre das bis dato auch die längste Ausfahrt. „Als Ruheständler kann er sich das leisten, ich muss noch drei Jahre schaffen“, sagt Schröter, und die Vorfreude auf noch mehr Zeit an der Seite seines Trecker-Kumpels ist ihm deutlich anzumerken.