Die Koordinatoren Kerstin Neub-Adam und Magdalena Heinrichs wollen im Blosenberg-Viertel Alt und Jung vor allem durch Kulturprojekte zusammenbringen.

Leonberg - Im Blosenberg-Viertel hat sich in jüngster Zeit einiges geändert. Zahlreiche Häuser und Wohnungen sind gebaut worden, auch der Elly-Heuss-Knapp-Kindergarten ist relativ neu in der Nachbarschaft. Mitten drin liegen das Samariterstift und die Blosenbergkirche. In rund 600 Haushalten leben Menschen hier auf engem Raum zusammen, oft ohne sich richtig zu kennen. Das wollen Magdalena Heinrichs und Kerstin Neub-Adam, die beiden Koordinatorinnen des Blosenberg-Viertels, ändern: „Das Neubaugebiet und die gewachsene Umgebung bieten ideale Voraussetzungen für Quartierarbeit“, sagt Magdalena Heinrichs.

 

Den Begriff Quartierarbeit nimmt sie allerdings nur ungern in den Mund. „Mit dem Begriff Quartier verbinden viele ältere Menschen Kriegserinnerungen“, sagt Heinrichs. Sie spricht lieber von Nachbarschaftsarbeit – eine Entwicklung, die in ganz Deutschland stattfindet und von vielen Kommunen gefördert wird. „In den Städten nimmt die Vereinzelung von Menschen immer mehr zu. Viele Senioren haben keine Kinder, oder diese wohnen weit weg“, weiß Magdalena Heinrichs.

Die Stadt unterstützt die Projekte

Es gehe daher darum, ein Netz um die Menschen zu bauen und eine Nachbarschaft zu entwickeln, in der man sich kennt und unterstützt. „Wenn man seine Nachbarn kennt, fühlt man sich geborgener“, erläutert die Koordinatorin. Man wolle die Nachbarschaft animieren, etwas für sich selbst zu tun.

Seit August 2015 sind Heinrichs und Neub-Adam tätig, auf drei Jahre sind ihre Stellen von der Aktion Mensch finanziert, eine Verlängerung um weitere zwei Jahre ist möglich. Von diesem Herbst an, wenn die meisten Bewohner in die neu gebauten Wohnungen eingezogen sind, wollen die beiden Koordinatorinnen ihre Bemühungen verstärken. „Die Stadt steht unserem Vorhaben positiv gegenüber, und es ist sicher kein Nachteil, dass Bürgermeister Ulrich Vonderheid im Viertel wohnt“, sagt Magdalena Heinrichs. Initiatoren der Nachbarschaftsarbeit sind die Stiftung „Zeit für Menschen“, das Siedlungswerk, die Sozialstation und das Samariterstift.

Privatinitiativen werden unterstützt

Die rund 600 Haushalte im Blosenberg-Viertel bekommen regelmäßig Infoblätter mit den Veranstaltungen des Samariterstifts. „Da wir nicht nur alte Menschen ansprechen wollen, organisieren wir beispielsweise auch Familien-Rallyes und Flohmärkte“ erklärt Heinrichs. Die Koordinatoren setzen aber vor allem auf private Initiativen aus dem Viertel: „Wer gerne Schach spielt, aber keine Partner hat, kann sich einfach bei uns melden“, erklärt Heinrichs. Eine Frau habe sich angeboten, sie könne Unterricht im Kreativschreiben geben. „Kunst und Kultur sind generell gute Aufhänger, um Menschen zusammenzubringen“, sagt Heinrichs. Gerne leisten die beiden Koordinatorinnen Unterstützung, wenn beispielsweise ein Raum oder Materialien fehlen. „Wer keinen eigenen Computer hat, kann auch unser Büro benutzen“, bietet Heinrichs an.

Sehr gut angenommen werde das Projekt Leih-Opa/-Oma für Familien, die Kinder, aber keine Großeltern in der Nähe hätten. „So ein Leih-Opa kann zum Beispiel schnell einmal ein Kind aus dem Kindergarten abholen“, erklärt Heinrichs, die aber Wert darauf legt, dass bei der Verbindung eine gewisse Regelmäßigkeit entsteht. Sollten Senioren Angst vor der Verantwortung haben, gibt es die Möglichkeit einer Schulung. „Mit der Zeit sind da ein paar sehr schöne Verbindungen entstanden“, freut sich Heinrichs.