Freie Wähler werben unter dem Maibaum für ein starkes Krankenhaus und einen lebendigen Markt.

Leonberg - Es ist schon verflucht: Punkt 12 Uhr regnet es. Just zu dem Moment als der 25 Meter hohe Maibaum auf dem Marktplatz mit verbalen Ehren dem Publikum präsentiert werden soll. Ein besonderer Augenblick. Ist es doch schon fünf Jahre her, als zuletzt mitten in der Altstadt ein stolzer Baum mit Zunftzeichen vom Beginn des Wonnemonats kündete.

 

Die Freien Wähler nutzen den symbolträchtigen Termin, um ihren Wahlkampfauftakt mit der Spende eines Maibaums zu veredeln. Der Stadtverbandsvorsitzende Wolfgang Schaal ist schon am Vortag mit dem Stadtförster Ulrich Greß im Oberen Wald auf der Ausschau nach einem geeigneten Prachtstück. Der Kommunalpolitiker und der Revierchef werden alsbald fündig, Ihr Favorit ist zu lang: er muss noch um einen Meter gekappt werden.

Zu morgendlicher Stunde des Maifeiertags bringt Heinz Keppler auf einem speziellen Langholzwagen das Prachtstück zum Markt. Die Feuerwehr hievt ihn mit einem Autokran nach oben.

Der Marktplatz muss mit Leben gefüllt werden

Die Initiatoren lassen sich vom Regen nicht irritieren, als sie zur Mittagsstunde den auferstandenen Maibaum mit klaren politischen Botschaften verknüpfen. Zwei, drei Aktionen auf dem Markt reichen nicht aus, mahnt Joachim Heller. „Damit dieser Marktplatz mit Leben erfüllt bleibt, muss er immer wieder aufs Neue für die Zukunft gestaltet werden“, erklärt der Vorsitzende der Werbegemeinschaft Faszination Altstadt. „Gerne nützen wir die Gelegenheit, an die Verwaltung, an die Stadträte und an die, die es werden wollen, zu appellieren, die Bedürfnisse der Bewohner und der Gewerbetreibenden direkt zu erfragen und zum Wohle der Altstadt zu entscheiden.“

Neben einem attraktiven Markt sieht Joachim Heller in der Sanierung des Alten Rathauses einen wichtigen Baustein, um das historische Herz Leonbergs mit neuem Leben zu erfüllen.

Das Thema Krankenhaus ist in diesen Tagen, kurz vor dem Beschluss eines Medizinkonzeptes für den Kreis, unumgänglich. Oberbürgermeister Bernhard Schuler wirbt für seine Bemühungen, die Gesundheitsvorsorge für die Menschen im Raum Leonberg selbst in die Hand zu nehmen.

Einer, der die Kreispolitik mehr als gut kennt, stellt seinen Nachfolgern kein gutes Zeugnis aus. Nach der Zerschlagung des Landkreises Leonberg vor 40 Jahren sei es dennoch „immer Konsens gewesen, dass der Leonberger Teil des neuen Kreises Böblingen gleichwertig ausgestattet werden muss“, sagt Bernhard Maier, der selbst die Geschicke des Kreises acht Jahre gelenkt hat. „Es tut weh, dass dieser Grundsatz mehr und mehr in Vergessenheit gerät“, nimmt der frühere Landrat, der 2008 in den Ruhestand gegangen ist, kein Blatt vor den Mund. Großer Applaus ist ihm sicher.

Der OB von Friedrichshafen macht Mut

Auch ein Außenstehender macht den Leonbergern beim Kampf für ihr Krankenhaus Mut. Andreas Brand, der Oberbürgermeister von Friedrichshafen, berichtet von den Erfahrungen in seiner Stadt: Der Landkreis habe die Krankenhäuser an private Konzerne wie Helios oder Sana verkauft. Die Stadt Friedrichshafen jedoch hat ihre Klinik behalten.

Mit Erfolg: das Krankenhaus im nahen Weingarten hat Friedrichshafen übernommen, mit der Klinik in Tettnang gibt es eine Kooperation. „Im Ergebnis arbeiten wir mit Profit“, berichtet der einstige Erste Bürgermeister von Böblingen, der 2009 mit fast 70 Prozent zum OB der Zeppelinstadt am Bodensee gewählt wurde.

Dass das Leonberger Krankenhaus eine Zukunft hat, steht für Brand außer Frage: „Hier gibt es gute Ärzte und ein breites medizinisches Angebot.“ Für seinen Leonberger Kollegen hat der Friedrichshafener Oberbürgermeister aufmunternde Worte: „Verfolgen Sie weiter das Ziel, in den sicheren Hafen einer Stiftung einzulaufen.“