Der Gemeinderat soll am Montag die Forderung beschließen, die Bundesstraße vom Naturtheater bis zur zweiten Renninger Ausfahrt zu erweitern. Das stößt auf ein geteiltes Echo, die Behörden reagieren zurückhaltend.

Leonberg/Renningen – Der Renninger Bürgermeister Wolfgang Faißt will den Gemeinderat am Montag beschließen lassen, den vierspurigen Ausbau der B 295 wieder ins Gespräch zu bringen. „Wir können den dauernden Stau vor unserer Stadt den Bürgern nicht mehr zumuten“, so seine Begründung. Die Hauptschlagader des Altkreises soll damit durchgängig autobahnähnlich werden, bis zur Abfahrt am Kindelberg Richtung Weil der Stadt.

 

Woher kommt diese Forderung? Schon im Dezember hat Faißt sie in einem Gespräch im Stuttgarter Regierungspräsidium erhoben – so schildert es der Freie Wähler selbst.

„Der Lastwagenverkehr auf der B295 hat in den vergangenen zwei Jahren um bis zu 130 Prozent zu genommen“, erklärt Wolfgang Faißt. De facto sei das bereits eine Ersatzautobahn: Die Laster umfahren den Stau auf der A 8.

Der Renninger Rathauschef räumt ein: „Das wird dann schon eine große Straße.“ Für die Bürgerinitiativen Hummelbaum und Kindelberg, die seit Jahren für Lärmschutzwände an der B 295 kämpfen, hat Faißt eine – aus seiner Sicht positive – Botschaft: „Wenn die B 295 so ausgebaut wird, ist das eine wesentliche Änderung.“ Im Planungsdeutsch bedeute das, dass durchgehend neue hohe Lärmschutzwände gebaut werden müssen.

Angst vor noch mehr Verkehr

Das sehen die Betroffenen allerdings nicht so positiv. „Eine so breite Straße zieht auch deutlich mehr Verkehr an“, erklärt Ewald Thoma, der Sprecher der Leonberger Initiative AGVL. Das bedeute auch mehr Lärm und mehr Schadstoffe. „Wir kennen das von Leonberg – trotz Lärmschutz hat man im Ezach oft das Gefühl, direkt an der Autobahn zu wohnen“, sagt er. Die Idee von Faißt gehe in die falsche Richtung, sei ein „Trugschluss“.

Auch Fred-Holger Günther, der frühere Bosch-Manager, der für die Renninger Lärmgegner spricht, ist skeptisch. Zwar sagt er: „Auf die Dauer gesehen wäre der Ausbau sicher sinnvoll.“

Allerdings dürfe das kein Argument sein, in Sachen Lärmschutz bis dahin untätig zu werden. „Bis der Ausbau käme, gehen mindestens zehn Jahre ins Land“, sagt Günther. So lange könne man nicht warten, die Anwohner bräuchten jetzt Lärmschutz.

Zudem fürchtet Günther neue Staus am Übergang zur B 464 nach Magstadt, weil diese ja schließlich zweispurig bleibe. Welche Chancen hat der Renninger Vorstoß überhaupt? „Das Regierungspräsidium sieht auch, dass wir etwas tun müssen“, erklärt Faißt dazu. Ob die Stuttgarter Behörde sich der Forderung anschließe, wisse er nicht, sei aber „guter Hoffnung“.

Kein Kommentar vom RP

Das Regierungspräsidium selbst gibt sich einsilbig. „Wir nehmen das zur Kenntnis, kommentieren es aber nicht weiter“, erklärt der Sprecher Robert Hamm nur.

Ähnlich zurückhaltend die Reaktion des Landratsamtes. Ja, ein Mitarbeiter habe an der Besprechung im Stuttgarter Regierungspräsidium am 8. Dezember teilgenommen, erklärt die Sprecherin Wiebke Höfer. Dabei sei es aber nur um den Lückenschluss gegangen. Zum vierspurigen Ausbau gebe es keine Untersuchungen und Gutachten: „Deswegen können wir inhaltlich auch nicht Stellung beziehen. Klar ist: das Projekt würde sehr teuer werden, und müsste vom Bund bezahlt werden. Allein der „Lückenschluss“ von B 295 und B 464 kostet gut 20 Millionen Euro, der vierspurige Ausbau würde vermutlich noch deutlich mehr Geld verschlingen. Zuständig wäre die Bundesregierung in Berlin. Ob die B 295 dort eine Chance hätte, ist offen.

Sofern es denn überhaupt den politischen Willen gäbe. Der grüne Abgeordnete Bernd Murschel ist einigermaßen verdutzt. „Hier macht irgendwie jeder sein Ding“, kommentiert er die Renninger Initiative.

Aus seiner Sicht funktioniert die B 295 so, wie sie heute ist. „Für uns ist die Geschäftsgrundlage das, was wir mit dem Verkehrsminister vereinbart haben“, erklärt der Leonberger. Nämlich abzuwarten, ob der provisorische Lückenschluss funktioniere, und diesen möglicherweise noch anzupassen. „Von einem vierspurigen Ausbau war nie die Rede“, sagt Murschel. „Ich wüsste auch nicht, wer das bezahlen soll.“