Ist das automatisierte Dahingleiten noch Zukunftsmusik? Was können moderne Vehikel heute bereits und was erwarten die Kunden? Darüber haben die Aussteller der großen Rutesheimer Autoschau beim LKZ-Gespräch diskutiert.

Leonberg/Rutesheim - Es ist kein Science-Fiction: Ein Auto, das alleine über die Straße fährt, der Mensch sitzt entspannt auf dem Fahrersitz, hat seine Hände vom Lenkrad genommen und die Füße von den Pedalen. Bosch testet das Auto ohne Fahrer, das heute bereits im dichten Verkehr funktioniert - nur Überholen und die Richtung vorgeben muss der Mensch. Auf der Autobahn A 9 in Bayern plant der Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) eine Teststrecke für selbstfahrende Autos. Doch noch sind viele Fragen für ein „automatisiertes Fahren“ nicht beantwortet – also doch noch Zukunftsmusik? Darüber haben Autohändler aus Leonberg und Umgebung im LKZ-Gespräch diskutiert.

 

„Alltag“ sind demnach bereits ausgetüftelte Assistenzsysteme, die einerseits Komfort bedeuten, aber auch den Straßenverkehr sicherer machen sollen. Doch noch sind viele Autofahrer verblüfft, wenn das Auto ohne ihr Eingreifen, vollautomatisch und zentimetergenau in eine Parklücke rangiert. Die Fahrassistenzsysteme werden immer ausgefeilter, Spurhalteassistenten und adaptive Geschwindigkeitsregelung gehören bei vielen Modellvarianten zur Ausstattung. Das Auto tauscht Daten über das Smartphone aus und es erkennt Verkehrszeichen und -situationen und kennt die gerade auf dem Autobahnabschnitt gültige Geschwindigkeitsbegrenzung.

Die Autoschau ist am 11. und 12. April

Die Rutesheimer Autoschau am Wochenende des 11. und 12. April bietet eine gute Gelegenheit, sich bei den vielen Automobilmarken umzuschauen, wie die Hersteller die digitale Vernetzung im Auto gelöst haben. Die teilnehmenden Händler informieren auf ihren Ausstellungsflächen über etliche weitere automobile Trends und stellen die neuesten Modelle vor. Wie schon in den Vorjahren wird die Stadtmitte von Rutesheim an diesem Wochenende wieder zur Automeile.

Die Automobilindustrie hat das Tempo erhöhen müssen, um mit der schnell voranschreitenden Smartphone-Technologie schritthalten zu können. Modellwechsel erfolgen heute noch schneller, neue Modelle sind nicht nur sparsamer als ihre Vorgänger, sondern beeindrucken zudem mit immer mehr Technik. Was die elektronischen und optischen Hilfssysteme bewirken, wie sie Unfälle verhindern und ob die Autofahrer bereit sind, das Steuer aus der Hand zu geben und den elektronischen Helfern zu überantworten, darüber haben die Aussteller der 19. Rutesheimer Autoschau vorab im Gespräch mit der LKZ diskutiert.

Markus Reichert, Standortleiter Leonberg beim Autohaus Weeber (VW, Audi, Skoda) findet es richtig, dass die Produzenten alles anbieten, was technisch möglich ist: „Grundsätzlich denke ich, dass die Hersteller den Weltmarkt im Auge haben und dass die Bedürfnisse aller Regionen berücksichtigt werden müssen. Sie werden alles anbieten, was geht. Die Fahrassistenzsysteme bei VW, Audi und Skoda sind heute so weit fortgeschritten, dass sie ohne Eingriff einparken können – und das ist nur der erste Schritt der Entwicklung.“

Karin Schönemann von Auto Schönemann (Citroën) aus Magstadt bestätigt das, sieht die Nachfrage nach einem noch weiter automatisierten Fahren aber derzeit nicht: „Bei allen Herstellern ist es gerade ähnlich mit den selbsteinparkenden Fahrzeugen, alle bieten diese Technik mittlerweile an. Sehr viel weiter fortgeschritten ist meiner Meinung nach noch keiner und die Nachfrage ist zumindest bei uns noch nicht wirklich da.“

Die Händler sind begeistert von der Technik

Das bestätigte auch Aydin Temiz, Geschäftsführer beim Höfinger Autohaus Temiz & Hocke (Toyota): „Nicht alles, was technisch möglich ist, ist auch gewollt. Die Entwicklung ist schneller, als es der Kunde bereit ist mitzugehen. Viele empfinden das als eine gewisse Entmündigung, wenn ein Gerät das Fahrzeug steuert oder sogar fährt.“ „Oder die Leute sind noch nicht wirklich bereit, mehr dafür zu bezahlen“, warf Timo Senkowski, Marketingleiter bei Auto Epple (Opel, Seat, Isuzu) in Rutesheim in die Diskussion ein. Besonders den jungen Leuten sei eine gute Vernetzung zwischen Smartphone und Auto wichtig, berichtete Senkowski. Komfortabel wird dabei das Display des Smartphones auf einen Touchscreen im Auto projiziert.

Das sei richtig, bestätigte Svetlana Putzlacher vom Kia-Autohaus Putzlacher in Magstadt, unterstrich aber gleichzeitig die Vorteile der Technik: „Wir haben ja bei Kia auch viel Technik in den Autos drin, wie den Spurhalteassistent, das alleine Einparken, sogar Ausparken, der Wagen bremst alleine ab bis zum Stillstand und vieles mehr. Aber das kostet auch mehr.“

Begeistert von den technischen Möglichkeiten zeigte sich Michael Streicher, Verkaufsleiter beim Autohaus Müller (BMW, Mini) in Leonberg: „Ich selbst nutzte die automatische Stop-&-Go-Funktion, wenn ich morgens auf die Autobahn fahre, dann brauche ich nur einmal das Gas und die Bremse betätigen und mein Auto fährt mich mit aktiver Geschwindigkeitsregelung nach Leonberg. Besonders wichtig finde ich auch den intelligenten Notruf, der bei einem Unfall automatisch nach der Anzahl der belegten Sitze den Rettungswagen oder den Hubschrauber alarmiert.“ Es ist wohl aber noch ein langer Weg, bis der Durchschnittsautofahrer sich sämtliche verfügbare Technik in sein „heilix Blechle“ einbauen lässt und dafür auch noch einen Aufschlag hinnimmt.