Die örtliche Arbeiterwohlfahrt feiert ihr 70-jähriges Bestehen mit einem Familienfest.

Leonberg - Auf 70 Jahre Einsatz für Menschen, mit denen es das Schicksal nicht immer gut meint, kann der Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt (Awo) zurückblicken. Gefeiert werden sollen die sieben Jahrzehnte nicht als Jubiläums-Fest, aber wer die heutige Awo erleben will, ist zum Familienfest am Sonntag, 19. März, in die Steinturnhalle eingeladen.

 

Am 25. Januar 1947 wurde der Ortsausschuss Leonberg des Baden-Württembergischen Wohlfahrtsbundes gegründet und kann so auf eine lange und bewegte Tradition zurückblicken. Um gegen das landesweite Elend nach dem Ersten Weltkrieg anzukämpfen, hatte der Parteivorstand der SPD im Jahre 1919 dem Vorschlag seiner Frauensekretärin Marie Juchacz zugestimmt und die Gründung des „Hauptausschusses für Arbeiterwohlfahrt“ gebilligt.

Hilfe für Frauen und Kinder

Die Idee war nicht neu, schon seit der Jahrhundertwende kümmerten sich Sozialdemokratinnen in den Kinderschutzkommissionen um die Einhaltung des Kinderarbeitsschutzgesetzes, sie organisierten Stadtranderholungen, Ferien und Schulhilfen für Arbeiterkinder. Auch später lag der Schwerpunkt der praktischen Hilfstätigkeit bei Frauen und Kindern. 1933 enteigneten und verboten die Nazis die Awo. Der Neubeginn nach 1945 brachte die organisatorische Trennung von der SPD – die Awo wandelte sich zum Mitgliederverein.

Der erste Vorsitzende des Ortsausschusses Leonberg der Arbeiterwohlfahrt war Eugen Bach, sein Stellvertreter Adolf Wagner. Zu den Gründungsmüttern und -vätern gehörten auch Marta Giesemann und Christian Müller. Mit seinem Schreiben vom 25. Januar 1947 an den Baden-Württembergischen Wohlfahrtsbund teilte Bach nicht nur die Gründungs des Ortsausschusses mit, sondern bat auch darum, Leonberg bei der nächsten Verteilung von Care-Paketen und Liebegaben-Sendungen zu berücksichtigen. Im März erhielt die Stadt eine erste Anweisung für zehn halbe Care-Pakete. Bei der Verteilung musste darauf hingewiesen werden, dass die Liebesgaben „im Namen des amerikanischen Volkes zur Verteilung gelangen“. Als Beweis sollte ein Fotograf Aufnahmen machen.

Die Nachforschungen der früheren Awo-Vorsitzenden, Monica Mather, hatten ergeben, dass die Anfänge der Arbeiterwohlfahrt in Leonberg weiter zurückliegen. Im Gemeinderatsprotokoll von Eltingen vom 22. November 1932 wird der Awo-Frauengruppe für ihre Nähkurse ein Raum in der Schule zugewiesen. Dort werden auch Wintersachen für arbeitslose Parteigenossen angefertigt. Ein halbes Jahr später ist alles vorbei: Sämtliche marxistischen und marxistisch eingestellten Vereine und ihre Nebenorganisationen dürfen die Schullokale und andere Lokale im Gemeindebesitz nicht mehr nützen.

Wie alles begann

In den ersten Monaten ihres Bestehens organisierte die Awo Leonberg die Hoover-Kinderspeisung und richtete eine Nähstube ein. Erholungsfürsorge, Jugendfürsorge, Wohlfahrtslotterie, Altpapier-Sammelaktionen waren weitere Schwerpunkte. Über die Grenzen Leonbergs bekannt wurde der von Marta Giesemann initiierte „Babykorb“. Die von Blinden geflochtenen Körbe wurden mit Wäsche aus den Nähkursen ausgestattet und jungen mittellosen Müttern zur Verfügung gestellt.

Im Jahre 1950, nach ihrer Berufung in den baden-württembergischen Landtag, gab Marta Giesemann den Awo-Vorsitz an Christian Müller ab. Ihm folgte 1968 Wilma Giesemann im Amt. Bei der Jahreshauptversammlung 1977 wurde Silvia Sobolewski zur Vorsitzenden gewählt, ihr folgte Helga Pflüger im Amt, dann Gabriele Plötz. Im Jubiläumsjahr zum 50-Jährigeen leitete Monica Mather die Belange des Vereins (1991 bis 2010). Seit 2010 ist Marcus Mörk der Vorsitzende der Awo Leonberg.

„Die Tradition der Einzelfallhilfe für Menschen in Not hat sich bis heute gehalten und ist weiterhin ein stiller, aber wertvoller Teil der heutigen Arbeit des rein ehrenamtlich engagierten Awo-Ortsvereins “, sagt der heutige Ortsvereinsvorsitzende.

Die Angebote haben sich gewandelt

In den vergangenen Jahren wurden viele neue Angebote ins Leben gerufen, die den Bedürfnissen der Menschen heute gerecht werden und Hilfestellungen bei der Bewältigung aktueller Probleme geben sollen. So bietet das dreiköpfige Team der ehrenamtlichen Schuldnerberater überschuldeten Menschen die Grundlage für einen finanziellen Neustart und eine neue Chance auf ein Leben mit Perspektive und Zuversicht.

Mit den verschiedenen Vater-Kind-Angeboten (Spielgruppe und Wochenend-Freizeiten), einer Kleinkinder-Stadtranderholung für Kindergartenkinder und weiteren familien- und kinderfreundlichen Angeboten unterstützt die Leonberger Awo heute ein modernes und den Bedürfnissen der Zeit angepasstes Familienleben.