Geselligkeit ist Trumpf zwischen mehr als 200 Vierbeinern: Bei der jährlichen Clubschau treffen sich Freunde der imposanten Tiere aus nah und fern auf dem Vereinsgelände im Mollenbach zum Zelten und tauschen sich aus.

Leonberg - Vereinzelt Stimmengewirr. Italienisch. Englisch. Norddeutsch. Irgendwo läuft leise Musik. Dann ein kurzes Bellen. An der Straße stehen Autos mit niederländischen und französischen Kennzeichen, auf den Wiesen Wohnmobile und Pavillons. Das ist die Clubschau der Leonberger Hunde, wie sie jedes Jahr um den Verein im Mollenbach stattfindet.

 

Im Schatten der Zelte liegen die imposanten Vierbeiner, die Leonberger, um die sich hier alles dreht. Damit sie nicht die ganze Zeit an der Leine sind, haben viele Besitzer Gatter aufgestellt. „So sind die Tiere draußen und die ganze Zeit um einen herum“, erklärt Holger Munzlinger. Er und seine Frau Susanne organisieren die Schau schon seit einigen Jahren.

Es geht nicht um Tricks, sondern um Schönheit

„Es gab Zeiten da waren es 300 bis 450 Hunde, die teilgenommen haben“, erinnert sich der 51-Jährige. An diesem Sonntag waren es nur 207 Leonberger. Dies sei trotzdem eine gute Zahl, findet Munzlinger. Denn an der sonntäglichen Ausstellung dürfe jeder Richter nur 50 Hunde bewerten. „Es geht nicht um Tricks, sondern um reine Schönheit“, fährt er fort. Die Hunde werden im Stand und in Bewegung nach einem bestimmten Standard bewertet. Dabei gehe es um die richtigen Proportionen, erläutert Susanne Munzlinger. Wenn der Hund zu schnell wachse, könne er instabile Knochen oder sogar Knochenkrebs bekommen.

Es ist aber nicht nur der Wettbewerb, der die Hundebesitzer hier zusammenbringt, es ist auch die Gemeinschaft. So sitzen sie auf ihren Campingstühlen im Kreis, lachen und scherzen. Zwischendurch wird das Gespräch unterbrochen, Leonberger gehen mit ihren Herrchen Gassi. Eine Gruppe Frauen kommen vom Einkauf im Fanshop zurück, Pferdefleischstreifen und eine Tasche mit Hundeaufdruck in der Hand. Bis spät in die Nacht feiern sie in einem ausgedienten Armeezelt.

„Dieses Wochenende ist mein Urlaub“, sagt Manfred Mörchen aus dem Münsterland und lacht. Er und seine Frau Christiane haben Leonberger schon seit 1992 und gehören zu den jährlichen Campern. „Ich wollte schon immer einen großen Hund“, betont der Münsterländer, „aber lieb sollte er sein und nicht sabbern.“ Seine Frau Christiane schmunzelt. Sie weiß, dass die wenigsten bei nur einem Leonberger bleiben. Und so ist ihr Mann mittlerweile ebenfalls in die Zucht eingestiegen.

Ruhig, im wahrsten Sinne des Wortes

Auch in Bernd Billik aus Senden keimte schon immer der Wunsch nach einem imposanten Begleiter auf vier Pfoten. Dafür besuchte er eine Hunde- und Pferdemesse. „Doch überall gab es nur Gekläffe und ich hatte schon damit abgeschlossen“, erinnert er sich. Plötzlich bemerkte er dort eine Frau mit vier Leonbergern. „Mitten im Trubel lagen die Hunde ganz still da, und ich wusste: Die muss ich haben!“ Die mächtigen Tiere gelten als sehr lieb und geduldig. „Man könnte sie mit souveräner Gelassenheit gut beschreiben“, ergänzt Billik. Selbst sich völlig fremde Hunde lägen Rücken an Rücken friedlich nebeneinander. Und auch Leute, die sonst Angst vor Hunden hätten, näherten sich ihnen. „Bekämen wir einen Euro pro Streicheln, wären wir reich“, meint Bernd Billik verschmitzt.

Der Leonberger der Munzlingers zieht bisweilen sogar Kinder im Bollerwagen hinter sich her. „Und selbst als sich 250 Knirpse auf ihn stürzten, blieb er gelassen“, erzählt Susanne Munzlinger stolz. Der Leonberger ist kein Wachhund und gehört weder in den Zwinger noch an die Kette, erläutert die Expertin. „Er ist ein Tier, das die Familie braucht, sonst verkümmert er.“

Für sie und die anderen Camper ist klar: der Hund ist das Wesentliche. „Erst kommt der Hund und dann der Mann“, sagt Manuela Billik und lacht. Der Leonberger neben ihr legt sich zu Boden, gähnt und legt den Kopf zwischen die Pfoten. Sanft und friedlich blicken seine Augen in die Gegend.

Die anderen machen sich nun auf in die städtische Weinstube, die Leonberger immer dicht an ihrer Seite, groß und flauschig wie überdimensionale Teddybären.

Die Bewertungskriterien

Daten: Leonberger werden acht bis zwölf Jahre alt. Ein Rüde wiegt 50 bis 70 Kilo und hat eine Risthöhe bis 80 Zentimeter. Eine Hündin wiegt bis 60 Kilo und wird bis 75 Zentimeter hoch. In Deutschland gibt es nur 3000 Exemplare. Jährlich werden 700 Welpen geboren. Der Leonberger ist kein Modehund und leidet deswegen nicht an Krankheiten durch Überzüchtung.

Maske: Eine schwarze Maske gilt als schön. Eine schwarze Decke, das Rückenfell, wird von den Richtern nicht akzeptiert. Auch ein gutes Gangwerk, die richtigen Winkelmaße und eine gewisse Ausstrahlung sind wichtig.