Der 27-Jährige rastet an Heiligabend aus und beschimpft einen Busfahrer. Da der Mann zur Tatzeit bereits unter dreifacher Bewährung steht, muss er jetzt hinter Gitter.

Leonberg - Weihnachten ist eine Zeit der Besinnlichkeit und des Friedens. Doch bei zwei Busfahrern war die Stimmung schnell verflogen, als am Vormittag des letztjährigen Heiligabends ein dreister Fahrgast am Bahnhof in Weil der Stadt einstieg. Denn bezahlen für die Fahrt wollte der angetrunkene Mann nicht. Stattdessen machte er es sich im Bus gemütlich und bestand auf der Weiterfahrt. Als er dann von dem Busfahrer und seinem herbeigeeilten Kollegen gebeten wurde auszusteigen, beschimpfte er die beiden auf übelste Weise und drohte ihnen Schläge an. Schließlich suchte er das Weite, bespuckte aber zum Abschied auch noch die Scheiben des Fahrzeugs.

 

Sein Ausraster kam den 27-Jährigen nun teuer zu stehen. Der Mann aus Hessen ist am Leonberger Amtsgericht wegen Beleidigung zu einer Haftstrafe von zwei Monaten verurteilt worden. Der Vorsitzenden Amtsrichterin Sandra De Falco blieb nichts anderes übrig, als ihn ins Gefängnis zu schicken. Denn zum Tatzeitpunkt stand der Angeklagte unter dreifacher Bewährung, darunter auch wegen eines einschlägigen Deliktes. Eine Bewährungsstrafe mit einer Verhaltenstherapie, wie sie der Verteidiger angeregt hatte, lehnte die Richterin ab. „Das wäre zu einem früheren Zeitpunkt möglich gewesen, aber nicht, wenn man unter dreifacher Bewährung steht“, sagte sie und schloss sich mit ihrem Urteil auch dem von der Staatsanwältin geforderten Strafmaß an.

Wie der Philosophie-Student auf der Anklagebank erklärte, steckte er damals in einer tiefen Lebenskrise. Nach einer gescheiterten Beziehung erlitt er einen Nervenzusammenbruch und wurde in der Folge psychiatrisch behandelt. Später kam auch noch der Alkohol ins Spiel.

Der 27-Jährige geriet regelmäßig mit dem Gesetz in Konflikt. Ganze 18 Vorstrafen listete der Auszug aus dem Bundeszentralregister auf. Zu all dem unterbrach er sein Philosophie-Studium und plagt sich seither mit finanziellen Problemen herum. „Ich hatte damals nicht einmal Geld, um mit dem Bus zu meinen Eltern nach Bad Liebenzell zu kommen“, berichtete er.

Dass er der Polizei ins Netz ging, war eher einem Zufall geschuldet. Denn am ersten Weihnachtstag tauchte er erneut am Weiler Bahnhof auf. Als ihn einer der Busfahrer erkannte, verständigte er die Beamten. „Normalerweise mache ich mir nichts aus solchen Beschimpfungen, da sie gang und gäbe sind“, erklärte der 56-Jährige. „Aber er war ziemlich aggressiv und ich hatte die Befürchtung, dass die Lage dann endgültig eskaliert.“ Mit dem Vorwurf der Beleidigung konfrontiert, erstattete der Student auch seinerseits eine Anzeige gegen die Busfahrer, die aber keinen Erfolg hatte. Daran erinnerte sich die Polizistin mit einem Schmunzeln. „Unter seiner Unterschrift richtete er liebe Grüße an die Staatsanwaltschaft aus“, berichtete sie.

Übrigens: Für den verurteilten Hessen wird es nicht nur bei der Haftstrafe von zwei Monaten bleiben. Aufgrund der mehrfachen Bewährungsbrüche droht dem 27-Jährigen nun ein deutlich längerer Gefängnisaufenthalt.