Edelstahlbecken, kleinere Wasserflächen, eine neue Lüftungsanlage – Varianten, um das Freibad auf Vordermann zu bringen, gibt es viele. Das würde rund zehn Millionen Euro kosten. Doch neue Schulden sind nicht drin.

Leonberg - Der entscheidende Satz steht ganz hinten auf der umfangreichen Drucksache für den Gemeinderat: „Die Finanzierung des Vorhabens ist nicht gesichert“. Sprich: Woher zehn Millionen Euro nehmen für die Sanierung des Leobades? Denn eines steht definitiv fest: Es kann angesichts von 100 Millionen Euro Schulden nicht über neue Kredite bewerkstelligt werden.

 

„Die Klausurtagung im Herbst für den Haushalt 2017 wird aufzeigen, wie man das stemmen will“, sagte der Oberbürgermeister Bernhard Schuler. Deshalb hat sich der Sozialausschuss in seiner jüngsten Sitzung die Sanierungsvarianten zwar angehört, sich aber für keine festgelegt, bis nicht klar ist, wie das Ganze finanziert werden soll.

Lüftungsanlage ist marode: Nur noch bis 2017 erlaubt

Wenn am 14. Mai das Leobad wieder seine Tore öffnet, geht es mit einer Lüftungsanlage in Betrieb, die nach den aktuellen Auflagen des Brandschutzes nur noch bis 2017 erlaubt ist. Eine solche Anlage ist notwendig, um die Wärmehalle und das Wärmebecken zu betreiben. Aber das komplette Schwimmbadgebäude stillzulegen, geht nicht. Umkleide- und Sanitärbereiche, Cafeteria sowie Personal- und Vereinsräume könnten nicht weitergenutzt werden.

Doch bei dem Freibad es geht nicht nur um die Technik, denn nach 25 Sommern ist es auch allgemein in die Jahre gekommen. So muss die Stadt jedes Frühjahr an die 300 000 Euro aufwenden, um das beliebte Freizeitbad aus dem Winterschlaf zu holen. Dieser Betrag kommt zu den jährlichen Betriebskosten in Höhe von rund 370 000 Euro noch obendrauf.

Vor diesem Hintergrund hat sich die Stadt Rat beim Consultingbüro Kannewischer aus Zug in der Schweiz geholt, dasmögliche Sanierungsvarianten aufzeigen sollte. Diese hat nun dessen Manager Stefan Studer präsentiert. Aus der Erhebung der Fachleute geht hervor, dass die Becken das größte Problem sind, gefolgt von den technischen Anlagen, die darunter liegen. Somit lässt sind das Ganze auch nicht in mehreren Abschnitten sanieren.

Kosten je nach Variante von 8,4 bis 11,6 Millionen Euro

Die Schweizer Berater haben fünf Sanierungsvarianten ausgearbeitet und die wiederum in jeweils zwei Untervarianten aufgeteilt. Zum einen könnten die Becken neue Fliesen und Beschichtungen bekommen, bei einer anderen mit Edelstahl ausgekleidet werden. Die Kosten liegen so zwischen 8,4 und 11,6 Millionen Euro.

Stefan Studer empfiehlt, alle Becken mit Edelstahl auszukleiden, dafür aber wenig genutzte Becken zu schließen. Beim Erlebnisbecken rät er dazu, die Wasserfläche zu verkleinern und das warme Außenbecken als größte Energieschleuder nicht mehr weiter zu betreiben.

Doch das Warmbecken aufzugeben, ist bisher weder bei den Stadträten noch den Stammgästen des Leobades auf Zustimmung gestoßen. CDU-Stadtrat Wolfgang Röckle brachte nun diesbezüglich einen interessanten Vorschlag ein: Auf dem EnBW-Gelände auf der anderen Seite der Autobahn erzeugt eine Mikrogasturbine Strom und Wärme für Betriebe im Gewerbegebiet. Im Sommer gebe es hier einen Wärmeüberschuss. Mit dem könnte das Wasser im Leobad erhitzt werden, lautet sein Vorschlag.

Doch obwohl die Zeit drängt, sind diese Gedankenspiele Zukunftsmusik. Denn das Geld dafür fehlt. Der Freie-Wähler-Stadtrat Martin Epple findet trotzdem klare Worte: „Für das Leobad die Steuern erhöhen wollen wird auch nicht.“

Das von der Stadt favorisierte Paket kostet zehn Millionen Euro

Leonberg
Obwohl sich noch keine Sanierungsvariante herauskristallisiert hat, plädiert die Stadtverwaltung für eine Lösung, die mehrere Aspekte unter einem Hut vereint. Die beinhaltet unter anderem, dass das Erlebnisbecken etwas verkleinert und wie das Landebecken an der Rutsche mit Edelstahl ausgekleidet wird. Das äußere Warmbecken bleibt erhalten. Das Schwimmbecken und das Becken beim Sprungturm sollen hingegen mit neuen Fliesen ausgelegt und beschichtet werden. Die geschätzten Kosten dafür liegen bei 9,9 Millionen Euro.

Erlebnisbecken mit 25-Meter-Bahnen und abgetrenntem Kaltbecken Dieses Becken ist die Attraktion des Leonberger Freibades. Beachtet werden muss hier auch das Urheberrecht des Architekten, der das Bad entworfen hat. In der favorisierten Sanierungsvariante soll das Becken etwas verkleinert werden. Kostenpunkt: 2,4 Millionen Euro.

Landebecken an der Rutsche und Kleinkinderbecken Ersteres bekommt für 200 000 Euro eine Edelstahlauskleidung. Die beiden Becken für die Kleinen werden für 450 000 Euro mit neuen Keramikfliesen ausgestattet.

Geheiztes Außenbecken mit Innenbecken und Ausschwimmkanal Dieses Becken ist besonders bei schlechtem Wetter beliebt. Doch weil es energieaufwendig ist, empfiehlt das Fachbüro, dieses Becken aus dem Betrieb zu nehmen. Die Stadt will es aber als Edelstahlbecken für 600 000 Euro wieder auf Vordermann bringen.

50-Meter-Schwimmbecken Das ist für den Schwimm- und Vereinssport wichtig. Es ist oben mit Fliesen ausgekleidet, darunter werden die Wände und der Boden zu Saisonbeginn beschichtet. Es gibt Risse im Becken, trotzdem will die Stadt hier kein Edelstahlbecken für 1,1 Millionen Euro, sondern den Beton und die Fliesen konventionell sanieren – für 700 000 Euro.

Sprungbecken Mit dem Drei-Meter-Brett und dem Fünf-Meter-Sprungturm ist es im Schul- und Freizeitsport beliebt. Auch dieses Becken ist nur im oberen Bereich mit Fliesen ausgekleidet und wird zu Saisonbeginn mit elastischem Material beschichtet. Auch hier ist kein Edelstahlbecken (400 000 Euro) gewünscht, sondern eine Sanierung für 200 000 Euro.

Pilz- und Kneippbecken sowie Erlebnisduschen Die drei Angebote werden als verzichtbar erachtet und für 100 000 Euro abgebaut.

Technische Anlagen und Badeplatte Badewassertechnik, Lüftung, Heizung und Elektroanlagen müssen auf jeden Fall saniert werden. Die Kosten dafür betragen 1,35 Millionen Euro. Die Badeplatte rund um die Becken instand zu setzen, kostet weitere 1,25 Millionen Euro.