Die Lese am Ehrenberg und in der Feinau ist fast geschafft. Die Eltinger Wengerter sind sehr zufrieden. Die Trauben sind süß und gesund und haben das Zeug für einen besonderen Jahrgang. Doch dahinter steckt sehr viel harte Arbeit.

Leonberg - Endspurt in den Leonberger Weinlagen. Ob auf dem Ehrenberg, in der Feinau oder an den Nordhängen in Richtung Gerlingen: überall sind an den vergangenen beiden Wochenenden fleißige Menschen unterwegs gewesen, um die Trauben hereinzuholen. Zu „herbsten“, wie man hierzulande sagt. Dass dabei fast alle Helfer ein Lächeln auf den Lippen haben, hat vor allem ein Grund: ob rot, ob weiß, die Trauben sind süß, bringen hervorragende Öchsle-Werte und haben das Zeug für einen hervorragenden Jahrgang.

 

Vorbei der Frust, der noch vor einem Jahr um diese Zeit geherrscht hatte. Im Sommer und Herbst des Jahres 2014 hatte ein Insekt den Trauben in nahezu allen deutschen Lagen zugesetzt: die aus dem Süden eingewanderte Kirschessigfliege.

„Die Fliege oder wir“, hatte Martin Hartmann damals mit dramatischen Worten gesagt. Diesmal klingt der engagierte Winzer deutlich entspannter.

„Ein toller Jahrgang!“

„Die Fliegen haben sich nicht vermehren können“, zieht er nach den beiden vergangenen Wochenenden ein positives Resümee. „Es spricht alles dafür, dass es ein toller Jahrgang wird.“ Martin Hartmann baut bei den roten Sorten Dornfelder, Lemberger, Trollinger und Merlot an. Die Merlot-Trauben hat er erst jetzt geerntet. Sie kommen ins Holzfass für Barrique-Wein. „Wie gemalt“, schwärmt der junge Wengerter, der auch mit der Ausbeute weißer Riesling- und Kerner-Trauben zufrieden ist.

Ähnlich positive Kommentare sind von Gerhard Dittrich, Werner Eckstein, Thomas Friedrich, Joachim Fröschle, Albert Kaspari und Fritz Röckle zu hören. Die Trauben sind zwar kleiner, dafür aber gesund und buchstäblich von der Sonne verwöhnt. Sie erwarten einen Top-Jahrgang.

Mehr als optimal ist die Lese bei Axel Röckle gelaufen. An zwei Wochenenden haben der hauptberufliche Rechtsanwalt, besser bekannt als Fraktionschef der Freien Wähler im Gemeinderat, seine Verwandten und Freunde erst die weißen, dann die roten Trauben geholt.

Auch das Wetter spielte mit

Und nicht nur die Erträge haben gestimmt, sondern auch das Wetter. Da hat der Lesetag für die Aushilfswengerter, die sonst eher am Schreibtisch heimisch sind, fast schon Urlaubscharakter. Der Blick vom Ehrenberg ins Tal ist einfach gigantisch! Selbst die große A 8 wirkt wie eine Spielzeugautobahn. Ihr Brummen allerdings dringt bis auf die Höhen der Weinberge.

Doch das beeinträchtigt die besondere Atmosphäre kaum. Hier oben an den Steilhängen ist noch echte Handarbeit angesagt. Rebe für Rebe wird abgeschnitten und auf die Qualität überprüft. Beschädigte Trauben oder solche, die nach Essig riechen, werden aussortiert. Da war dann doch ein Schädling dran.

Nicht nur die berüchtigte Kirschessig-fliege hat Gefallen an den Trauben. Auch Vögel, Wespen und Bienen sind rege Interessenten. Die Erntehelfer müssen verdammt aufpassen, dass sie nicht in eine Biene oder Wespe packen, die zwischen den Weinblättern kaum zu sehen sind.

Wie viele davon unterwegs sind, lässt sich gut am Maische-Wagen beobachten, in dem am Fuße des Weinbergs die Ausbeute gesammelt wird. Jede Menge Bienen summen über der verlockenden süßen Fracht.

Die Helfer wissen am Ende, was sie geschafft haben. Der Einsatz im Steilhang schlaucht ganz schön! Und sie wissen, wie viel Arbeit hinter dem Glas Wein steckt, dass abends oft nebenbei getrunken wird.

Wer’s mal ausprobieren will: bei Stefan Hartmann steht die Lese im Ehrenberg noch an. Vielleicht braucht der Eltinger Wengerter ja noch Hilfe.