Das milde Wetter hat es möglich gemacht: Am Wohnhaus auf dem Gelände des ehemaligen „Central-Kinos“ wird fünf Monate nach der Grundsteinlegung bereits Richtfest gefeiert.

Leonberg - Gott schütze diese Tür vor Finanzamt und Gerichtsvollzieher“, sagte der Bauleiter Frank Grabau in seinem Richtspruch und ließ das Glas an der Betontreppe zerschellen. Fast auf den Tag genau fünf Monate, nachdem der Leonberger Baubürgermeister Klaus Brenner den Grundstein gelegt und eine Zeitkapsel im Fundament versenkt hat, ist jetzt das Richtfest für das stadtbildprägende Wohnhaus an der Ecke der Brennerstraße mit der Friedenstraße gefeiert worden.

 

Entworfen von dem Leonberger Architekturbüro Ludmann entstehen in dem Neubau 17 Wohnungen zwischen 50 und 150 Quadratmetern. Das Gebäude hat eine Tiefgarage mit zwölf Stellplätzen, die von der Brennerstraße aus angefahren wird, aber auch oberirdische Parkplätze.

Geschichtsträchtiges Gebäude

Gebaut wird auf einem Gelände mit interessanter Geschichte – hier stand einst das größte von drei inhaberbetriebenen Kinos in Leonberg. Die Eigentümer Wilhelm Schneider und Heinrich Schwille hatten es am 31. Mai 1956 eröffnet. Fast 500 Zuschauer hatten hier Platz, und auf der Breitleinwand konnten auch Cinemascope Filme gezeigt werden. 1960 wurde im Obergeschoss die Bar „Magstadter Biere“ eingerichtet und an der Außenfront prangte die Neonreklame „Centraltheater“. Zehn Jahre später war der Kinoboom dann vorbei. 1970 wollte eine Diskothek im „Central“ einziehen, doch die Nachbarn wehrten sich erfolgreich dagegen. Dafür zog 1972 ein „Pfannkuch“-Supermarkt in das Gebäude ein, der 1998 von der Handelskette „Spar“ übernommen und bald geschlossen wurde. Im Jahr 1999 hielten mit einer Videothek erneut Filme Einzug in das Haus, bevor es nun einige Jahre leer stand. Am 1. Oktober 2013 wurde mit dem Abriss des ehemaligen Kinos begonnen.

Interessant wurde das zentral gelegenen Areal für den Bauträger NCC Deutschland. Die Firma mit Sitz in Fürstenwald/Berlin gehört eigenen Angaben zufolge zu den großen Entwicklern im Wohnungsbausegment in Deutschland. Sie ist ausführender Bauträger für jährlich etwa 1200 Wohneinheiten – Einzelhäuser, Reihenhäuser und im Geschosswohnbau. Das Leonberger Projekt leitet die Ludwigsburger Niederlassung, die auch mehrere Häuser im Oberen Schützenrain baut. Der Mutterkonzern ist die schwedische Nordic Construction Company (NCC). Der erwirtschaftet europaweit mit rund 17 000 Mitarbeitern einen Jahresumsatz zwischen vier und fünf Milliarden Euro.

„Das tut der Stadt gut“

„Der Neubau ist sowohl städtebaulich gut eingebunden als auch in der umgebenden Struktur, und er tut der Stadt gut“, befand der Baubürgermeister seinerzeit bei der Zeremonie der Grundsteinlegung. Durch die unterschiedlichen Wohnungsgrößen werde es hier eine gute soziale Vielfalt geben, die das Umfeld belebe, meinte Brenner. Das neue Gebäude schließt die letzte Lücke in dem Ensemble der mehrgeschossigen Bauten an der wichtigen Verkehrsachse Brennerstraße – und zwar zwischen der Leonberger Straße und der Hindenburgstraße.

„Wir haben den milden Winter genutzt, um den Rohbau zügig hochzuziehen“, sagte der Projektleiter Nicolai Greiner in seiner Begrüßungsrede. Bis zum Jahresende sollen die Bewohner einziehen. „Weihnachten wird im neuen Zuhause gefeiert“, zeigte sich der Projektleiter überzeugt.

Nun heiße es etwas offensiver in die Vermarktung zu gehen, obwohl die zentrale Wohnlage mit den zahlreichen Einkaufsmöglichkeiten in der Nachbarschaft und der guten verkehrlichen Anbindung sowohl bei Eigennutzern als auch bei Kapitalanlegern sehr begehrt sei. Nur etwa die Hälfte der Wohnungen sei noch frei, so Greiner. „Viele nutzen das historisch niedrige Zinsniveau, um sich eine solide Finanzierung aufzubauen“, weiß der Fachmann.