Der Eltinger Küchenmeister Michael Moser zaubert anlässlich der Slow-Food-Messe in Stuttgart ein besonderes Menü. Wenn er seine mobile Küche an ungewöhnlichen Orten aufbaut, gehört ein wenig Spannung dazu. „Genuss-Geo-Caching“ nennt er das.

Leonberg - Das Haus Nummer 9 in der Feuerbacher Straße ist gar nicht so einfach zu finden. Keine Hausnummer weist den Weg zu dem leer stehenden Ladengeschäft, in dem der Koch und gebürtige Eltinger Michael Moser für zwei Abende seine mobile Küche aufgebaut hat. 30 Gäste haben sich via Facebook und Mundpropaganda angemeldet zu einem ungewöhnlichen Koch-Event, das auch Moser zum ersten Mal probiert: Er hat seine Küche in einer Location aufgebaut, die nicht unbedingt für die Gastronomie gedacht ist. Das erfordert viel logistische Vorbereitung im Vorfeld, um ein Drei-Gänge-Menü bieten zu können. Die Adresse selbst ist den Gästen erst seit wenigen Tagen bekannt. „Genuss-Geo-Caching“ nennt Moser das. Ein bisschen Spannung muss sein, das gehört zum Konzept der sogenannten Pop-up-Küche. Das Thema des Abends: Slow Food, denn an diesem Wochenende findet auf der Messe Stuttgart der „Markt der Genüsse“ statt, die Slow-Food-Messe. Regionale Waren und Genuss stehen dabei im Mittelpunkt.

 

Begrüßungssekt und Namensschild

Gleich am Eingang bekommt jeder Gast zum Begrüßungssekt ein Schildchen mit seinem Vornamen. Thomas und Octavia aus Leonberg essen gerne gut, kochen auch selbst und sind immer dabei, wenn es in Leonberg etwas Neues gibt. Auch Dieter ist experimentierfreudig. Für den Vegetarier ist das Menüthema allerdings etwas schwierig. Erst kurz vor dem Event hat Moser die Speisefolge bekannt gegeben. Im Mittelpunkt steht alles rund um das Schwein, das Moser sogar mit Namen kennt: Luisa, die erst am Dienstag geschlachtet wurde. Doch Vegetarier Dieter hat Glück, Moser hat mitgedacht und als alternativen Hauptgang eine Rote-Beete-Tarte gezaubert. Noch dazu bekommt Dieter als erster sein Essen, „das ist ein Vorteil, den Vegetarier meist haben“, sagt er und lacht.

Moser will den Leuten Kommunikation bieten an diesem ungewöhnlichen Abend und gutes Essen aus heimischen Landen. Alles was er anbietet, kommt aus der Region: Die Kartoffeln stammen aus Perouse, das Fleisch aus Wiernsheim, der Trollinger ist auf alten Reben in Vaihingen/Enz gewachsen, das Gemüse in Höfingen, die Backwaren wurden im Ramtel produziert. Die örtlichen Lieferanten Stammel und Zachert haben sich gleich mit unter die Gäste gemischt. Klaus Stammel hat das Wintergemüse geliefert, Pastinaken, Petersilienwurzel und Karotten, die den Hauptgang begleiten: ein bei nur 60 Grad über Stunden langsam geschmorter Schweinebauch und ein Spieß mit Nierchen und Leber. Die Vorspeise bietet geschmorte Bäckle und Schweinskopfsülze an einem Salat aus Heckengäulinsen. Das hat Moser bewusst so gewählt, denn „am Schwein gibt es nicht nur das Filet“, erklärt der Koch die deftige Menüzusammenstellung und bekennt sich damit gleichzeitig zum Slow-Food-Konzept. Moser ist seit 1992 Mitglied bei Slow Food. Ulrike Storz vom Regionalvorstand der Stuttgarter Slow Food Vereinigung sitzt auch mit am Tisch. 640 Mitglieder hat Slow Food im Bereich Stuttgart, 14 000 sind es bundesweit. Der Bewegung geht es darum, die geschmackliche Vielfalt lokaler Gerichte zu zeigen, artgerechte Tierhaltung und den bewussten Umgang mit Essen. „Es ist eine Genussküche“, erklärt Storz, „im Gegensatz zum Fast Food.“ Regional, saisonal, gut, sauber und fair sind Schlagworte, die das Konzept umschreiben. Zusatzstoffe und Geschmacksverstärker sind verpönt.

Viele „Slow Foodies“ unter den Gästen

Viele „Slow Foodies“, wie sie sich nennen, sind unter den Gästen. Am Tisch entsteht schnell ein angeregter Erfahrungsaustausch rund ums Essen und Tipps werden weitergegeben, zum Beispiel für einen schnellen und gesunden Snack: Einfach rohen Grünkohl oder Wirsing in kleine Stücke rupfen, in einer Schüssel mit etwas Öl mischen und bei 100 Grad etwa 1zehn Minuten im Backofen trocken lassen – etwas Salz darüber und die gesunden und regionalen Chips sind fertig.