Wer soll bei den Wasserpreisen profitieren? All jene, die möglichst sparsam mit dem wertvollen Gut umgehen? Damit muss sich am Dienstagabend der Leonberger Gemeinderat auseinandersetzen. Klar ist: Wasser wird teurer.

Leonberg - Wer soll bei den Wasserpreisen profitieren? All jene, die möglichst sparsam mit dem wertvollen Gut umgehen? Oder die Menschen, die zwangsläufig einen hohen Wasserbedarf haben, größere Familien etwa?

 

Über diese Frage muss am Dienstag der Gemeinderat entscheiden. Wird doch in der öffentlichen Sitzung, die um 19 Uhr in der Stadthalle beginnt, festgelegt, nach welchen Kriterien künftig die Gebühren bemessen werden. Im städtischen Finanzausschuss, der sich vorab mit dieser Frage beschäftigt hatte, wurde keine Einigung erzielt.

Fixkosten werden erhöht

Die Ausgangslage ist nicht ganz unkompliziert, erläutert der Erste Bürgermeister Ulrich Vonderheid (CDU), der in Personalunion Geschäftsführer der Stadtwerke ist. Etwas mehr als die Hälfte, 55 Prozent der Gesamtsumme, setzt sich aus dem tatsächlichen Verbrauch zusammen. Aber die andere Hälfte besteht aus festen Kosten, die ohnehin entstehen. Die Stadt will diesen Posten, also die Fixkosten, auf 5,25 Euro pro Kubikmeter erhöhen und den Verbrauch bei 1,95 pro Kubikmeter belassen.

Vonderheid räumt ein, dass mit dieser Anpassung Kleinstverbraucher unter dem Strich einen höheren Preis bezahlen. Dies gelte aber auch etwa bei Strom oder Telefon. Allerdings müsse ein Single nicht zwangsläufig mehr berappen. Wenn er beispielsweise in einem Sechs-Parteien-Haus wohnt, kann es auch für einen Ein-Personen-Haushalt günstiger werden. Denn berechnet wird die Grundgebühr nur pro Grundstück oder pro Hausanschluss.

„Knapp über dem Landesdurchschnitt“

Verbraucht also eine Familie in ihrem eigenen Haus im Jahr 150 Kubikmeter, so ist sie bisher mit 334,50 Euro dabei. Künftig sollen es 355,50 Euro sein. Wohnt sie aber in einem Sechs-Familienhaus, so sind bis dato 299,50 Euro fällig. Vom neuen Jahr an sind 303 Euro geplant. Vonderheid: „Wir sind knapp über dem Landesdurchschnitt.“

Von den großen Städten in der Region, so betont der Erste Bürgermeister, ist Leonberg die günstigste: In Stuttgart sind für einen Vier-Personen-Haushalt schon jetzt 402 Euro fällig, gefolgt von Sindelfingen (383), Böblingen (380) und Herrenberg (359). In Leonberg wären nach der Erhöhung 355 Euro zu entrichten.

Trotz dieser guten Zahlen gab es in der Sitzung des Finanzausschusses Einwände. „Warum müssen wir die Grundgebühr so deutlich erhöhen?“, fragte Axel Röckle. Angesichts der wachsenden Klimaproblematik sei Wasser ein immer wichtigeres Gut.

Anreize schaffen?

„Deshalb müssen wir Anreize für einen sparsamen Verbrauch schaffen. Wir sollten den Sockeltarif belassen und die Verbrauchsgebühr ändern“, forderte der Fraktionschef der Freien Wähler.

Volle Zustimmung gab es von Birgit Widmaier: „Aus ökologischen Gründen möchten wir, dass die Verbrauchskomponente wichtiger ist“, erklärte die stellvertretende Fraktionschefin der Grünen. „Außerdem sollen die Menschen selber bestimmen, wie viel Wasser sie verbrauchen.“

Der Oberbürgermeister wies darauf hin, dass bei der Erhöhung der Grundgebühr mehrköpfige Familien besser gestellt werden. Außerdem sei es nicht schlecht, wenn mehr Wasser im Umlauf ist, argumentierte Bernhard Schuler. „Sonst besteht die Gefahr, dass die Leitungen verkeimen.“

Am Dienstag muss der Gemeinderat befinden, welcher Aspekt ihm wichtiger ist.