Bei der Ausstellung „Renaissance trifft Physik“ im Stadtmuseum gibt es historische Geräte zum Anfassen und Ausprobieren.

Leonberg - In das Feld der Astronomie musste ich mich erst einarbeiten“, gibt Kristin Koch-Konz vom Leonberger Stadtmuseum zu. Die neue Ausstellung „Renaissance trifft Physik“ hat es auch wirklich in sich, mathematisches Denken und eine gewisse Vorstellungskraft wird von den Besuchern an zahlreichen Stationen gefordert. Als Wanderausstellung wurde sie von Schülern des Christoph-Jacob-Treu-Gymnasiums in Lauf an der Pegnitz konzipiert. Kristin Koch-Konz entdeckte dieses preisgekrönte Schulprojekt und schlug zu. „Als Schulort von Johannes Kepler haben wir natürlich besonderes Interesse an astronomischen Themen. Nach unserer letzten Ausstellung über Astronominnen haben wir uns jetzt für ‚Renaissance trifft Physik‘ entschieden“.

 

Die sozialen und weltanschaulichen Umbrüche der Renaissance hatten großen Einfluss auf die Wissenschaft Keplers, Galileis und Kollegen. Seit jeher interessiert sich die Menschheit für Astronomie. Im antiken Griechenland galt die Erde als Mittelpunkt des Weltalls, eine Vorstellung, die lange Zeit noch von den Kirchen propagiert wurde. Dieses Weltbild zum Einsturz brachten im 16. Jahrhundert unter anderem Nikolaus Kopernikus und Galileo Galilei mit ihren Forschungen zum heliozentrischen Weltbild. Johannes Kepler präzisierte diese Forschungen mit der Erkenntnis, dass sich die Himmelskörper auf elliptischen Bahnen bewegen müssen.

Keine Originale – aber dafür ist Anfassen erlaubt

Wie diese Beobachtungen mit historischen Forschungsmethoden überhaupt möglich waren, erfährt man ab jetzt im Stadtmuseum. Keine Originale hinter Glas, sondern Nachbauten der astronomischen Geräte zum Anfassen und Ausprobieren werden hier präsentiert. An verschiedenen Stationen können Museumsgäste in die Welt der Astronomen eintauchen und erfahren zum Beispiel, warum die Erde keine Scheibe sein kann.

„Die Modelle an den Stationen wurden von den Schülern im FabLab in Nürnberg selbst hergestellt.“, erzählt Kristin Koch-Konz. Das FabLab ist eine öffentlich zugängliche Fertigungsstätte, die unter anderem Schülern und Lehrern den Raum bietet, um Projekte und Workshops durchzuführen. So entstanden unter Aufsicht des betreuenden Lehrers Rudolf Pausenberger Modelle und Nachbauten von historischen Forschungsgeräten.

Im rustikalen Ambiente des Leonberger Stadtmuseums entfalten die Gerätschaften und Stationen eine magische Anziehungskraft. Planeten baumeln von der Decke, der alte Holzboden knarzt und hinter jeder Ecke wartet ein anderes Modell auf neugierige Museumsgäste.

Von Pendeln, Uhren und Gesetzen

Wie kam Kepler auf seine Gesetze? Warum macht der Mars seltsame Schleifenbewegungen? Wie konnte der griechische Astronom Aristarch schon im dritten Jahrhundert vor Christus die Größe des Mondes berechnen? Diesen und vielen weiteren Fragen können Besucher in der Ausstellung nachgehen. Gezeigt werden beispielsweise ein Astrolabium – ein antikes Navigationsgerät, eine sogenannte „Nürnberger Uhr“ und ein „Foucaultsches Pendel“. Da die Geräte für Laien nicht immer gleich zu verstehen sind, hängen an jeder Station Erklärungen zu Funktion und historischem Hintergrund. Von mathematischen Berechnungen soll niemand abgeschreckt werden, im Gegenteil. „Wir wollen die komplexe Leistung der historischen Astronomen nachvollziehbar erklären,“ betont Kristin Koch-Konz, „die Erkenntnisse und Fragen Johannes Keplers zum Beispiel beschäftigen Wissenschaftler bis heute.“

Jetzt ist die Ausstellung für Besucher zu sehen, die offizielle Eröffnung folgt am 23. Oktober. In der offenen Werkstatt, die sich an die Ausstellungseröffnung anschließt, können Museumsgäste ein technisches Instrument zum Mitnehmen bauen, mit der „Gärtnerkonstruktion“ lassen sich astronomische Leidenschaften dann auch zuhause ausleben.

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