Insgesamt zehn Millionen Euro investiert der Türen- und Fenstertechnikbauer Geze in ein neues Entwicklungszentrum. Damit bekennt er sich deutlich zum Stammsitz.

Leonberg - Kurz muss Florian Birkenmayer überlegen. „Das können wir so spontan gar nicht zählen“, sagt er dann. Florian Birkenmayer ist der Entwicklungschef beim Familienunternehmen Geze, und damit der Herr über die vielen Patente, die die vielen rauchenden Köpfe bei dem führenden Hersteller von Tür-, Fenster- und Sicherheitssytemen jedes Jahr austüfteln. Und damit den Gang zum Patentamt so oft antreten, wie nur etwa 50 Unternehmen in Deutschland.

 

Genau für diese Tüftler ist der Platz am Leonberger Standort zu gering geworden. „Wir platzen hier aus allen Nähten“, berichtet Florian Birkenmayer. Deshalb hat Geze jetzt etwa zehn Millionen Euro in die Hand genommen und will ein neues Entwicklungszentrum bauen. Am Montag hat die Unternehmensleitung daher zusammen mit Oberbürgermeister Bernhard Schuler den Spaten in die Hand genommen und damit den Neubau gestartet.

Das Familienunternehmen sei wichtig für Leonberg, sagt der OB

„Ich bin sehr gerne gekommen“, verrät der Oberbürgermeister dabei. „Dass so ein Familienunternehmen wie Geze hier mit Tradition und sehr viel Weitblick arbeitet und große Investitionen tätigt, ist sehr wichtig für Leonberg.“

2700 Menschen arbeiten bei Geze, darunter 1100 in Leonberg. Und etwa 150 Fachleute unter ihnen kümmern sich um die Entwicklung neuer Produkte. Wenn das Entwicklungszentrum im Sommer 2017 fertig sein wird, sollen noch einmal 20 Mitarbeiter dazukommen.

„Wir suchen vor allem noch Software-Entwickler“, sagt Geze-Entwicklungschef Florian Birkenmayer. „Denn dies wird auch bei unserem Bereich der Tür- und Fenstertechnik immer wichtiger.“

Das werden also die Hausaufgaben sein, die die Tüftler in dem neuen Entwicklungslabor zu erledigen haben. Tür-, Fenster- und Sicherheitstechnik, die mittels Software-Technik miteinander kommuniziert. „Mein Lieblingsbeispiel ist immer der Brandfall“, erklärt der Geze-Technikchef Marc Alber. „Da sollen sich die Türen und Fenster dann automatisch schließen, es müssen aber trotzdem flüchtende Leute durchkommen.“ Doch im Normalbetrieb seien die automatischen Fenster ebenfalls nötig und nützlich. Etwa, wenn sie mit der Heizung kommunizieren und damit das Raumklima optimal halten.

Bis Geze solche Produkte auf den Markt bringen kann, ist noch viel Tüftlerschweiß nötig – und das neue Entwicklungszentrum mit insgesamt 2300 Quadratmetern auf vier Etagen. „Da können wir dann auch erstmals all unsere Technik in einem unserer eigenen Gebäude verbauen“, freut sich Entwicklungschef Florian Birkenmayer. „Wir können die Produkte dann gleich testen und ausprobieren.“

Der Neubau entsteht auf dem firmeneigenen Gelände in Bahnhofsnähe, das Firmengründer Reinhold Vöster schon in den 60er Jahren erworben hat. Auch den Bebauungsplan hat der damalige Geze-Technik-Chef Hermann Alber bereits 1996 durchgeboxt. „Da sieht man, wie weitsichtig Geze handelt“, lobt Oberbürgermeister Bernhard Schuler beim Spatenstich. „Es wäre heute wesentlich komplizierter, das zu genehmigen.“

24 Millionen Euro investiert Geze in seinen Stammsitz

Das Entwicklungszentrum wird das vierte neue Gebäude sein, das Geze an seinem Leonberger Stammsitz seit 2010 baut. Insgesamt 24 Millionen Euro investiert das Unternehmen damit. „Und wir sind weiterhin kreativ und innovativ“, verspricht Marc Alber, der Urenkel des Unternehmensgründers und heutige Geze-Technikchef. „Aber momentan haben wir noch keine konkreten Pläne für Neubauten.“ Den Platz zumindest hätte Geze. Immer noch sind sechs Baufelder auf dem Firmengelände frei.

Ein größeres Problem ist indessen die Suche nach geeigneten Fachleuten. „Wir konkurrieren da eben gerade hier in der Region mit Bosch, Porsche und vielen anderen Unternehmen“, erklärt Entwicklungschef Florian Birkenmayer. „Gerade Software-Ingenieure will zurzeit jeder haben.“

Die Geze-Gesellschafterin Sandra Daniela Albert setzt daher auf den eigenen Nachwuchs. „Wir haben im Moment 60 Lernende“, berichtet sie. „Das sind Azubis und Studenten, die bei uns ihre Praktika machen.“

Vor allem mit einem firmeneigenen Weiterbildungsprogramm will der Leonberger Betrieb die Fachleute dann bei sich halten. „Noch haben Firmen wie Google eben den attraktiveren Namen“, stellt Florian Birkenmayer fest – und schmunzelt: „Wir arbeiten aber daran, dass Geze da nachzieht.“