Die Vorstände von TSG und TSV werben in der fast voll besetzten Steinturnhalle für die Fusion und die Möglichkeiten eines neuen Sportzentrums. Doch dessen Finanzierung ist ungeklärt. Die Vereine erhoffen sich von der Stadt 5 Millionen Euro.

Leonberg - Schön soll es werden, das neue Domizil des SV Leonberg/Eltingen. So könnte der Großverein heißen, der sich aus der TSG Leonberg und dem TSV Eltingen zusammenschließen soll. Wenn denn die Basis am 10. November „Ja“ zu der Fusion sagt. Vor zwei Jahren war das nicht so. Der erste Anlauf zur Ehe der beiden innerstädtischen Clubs war gescheitert.

 

Diesmal soll das nicht passieren. Den Mitgliedern sollen die Vorzüge eines Großvereins besser aufgezeigt werden. Dafür hat der TSG-Vorstand sogar einen Informationsabend organisiert. In der Steinturnhalle wollen die Chefs von TSG und TSV erläutern, warum es aus ihrer Sicht zur Fusion keine Alternative gibt. Und warum zum Zusammenschluss auch ein neues Vereinszentrum gehöre.

Gemeinderat beurteilt Millionen-Projekt kritisch

Gerade um letzteres wurde in den vergangenen Monaten viel diskutiert. Soll es doch insgesamt 11 Millionen Euro kosten, die Vereine erwarten, dass die Stadt rund die Hälfte dazu schießt. Ein Ansinnen, das vom Gemeinderat angesichts der hohen Schulden und weiterer millionenschwerer Investitionen sehr kritisch beurteilt wird.

Weiterer Knackpunkt ist der Verkauf des TSG-Geländes an die Stadt. Geht es nach den Vorstellungen der Vorstände, wird die neue Heimstatt des Großvereins auf dem jetzigen TSV-Gelände angesiedelt. Die TSG würde ihre Halle und den Sportplatz in der Jahnstraße aufgeben und nur noch die Tennisanlage und den Sportplatz am Engelberg behalten.

TSG-Verkauf könnte 2,5 Millionen bringen

Rund 2,5 Millionen Euro könnte der Deal bringen. Diese Summe nennt der Oberbürgermeister beim TSG-Abend in der beinahe voll besetzten Steinturnhalle. Einen entsprechenden Posten hat Bernhard Schuler schon in den Haushaltsentwurf 2017 hineingeschrieben, der am Dienstagabend im Gemeinderat öffentlich vorgestellt wird.

Schuler gibt sich im Kreis der Vorstandsmitglieder Harald Hackert und Michaela Feller (TSG) sowie Michael Hager und Matthias Groß (TSV) als großer Fusionsfan. Aber er macht unmissverständlich klar, dass es für den erhofften Fünf-Millionen-Zuschuss weder einen „politischen Konsens, noch eine Mehrheit“ gebe.

Gleichwohl werben die Vereinschefs für ein neues Sportzentrum mit Dreifeldhalle, drei kleinen Turnhallen , Bistro mit Biergarten, Kraftraum und einem Bereich für Gesundheitsport (Yoga, Pilates) mit Sauna.

Hoher Sanierungsbedarf in den alten Hallen

Angesichts eines Sanierungsbedarfes von zwei Millionen Euro auf dem TSG-Gelände und knapp vier Millionen Euro beim TSV sei ein Neubau auf jeden Fall die bessere Lösung. Diese Zahlen hat die Firma Sportconcept ermittelt, die im Auftrag der Vereine das Neubau-Projekt plant. Einzeln, das betont der TSG-Chef Harald Hackert, könnten beide Vereine die jeweiligen Sanierungskosten nicht stemmen.

Freilich ist auch die Finanzierung des Neubaus mehr als anspruchsvoll. Matthias Groß landet mit dem Spruch „wir wollen nur fünf Millionen“ selbst im komplett fusionsfreundlichen Publikum einen großen Lacherfolg.

TSG-Vorstandsmitglied Hermann Soller fürchtet, dass zur Finanzierung des Neubaus die Mitgliedsbeiträge erhöht werden könnten. Der TSV-Chef Hager erklärt darauf, dass der Verein durch Hallen-Vermietungen und das geplante Gesundheits-Angebot seine Einnahmesituation verbessern will. Bis zu zwei Millionen Euro könnten so in die Finanzierung fließen. „Wenn die Erlöse und die Zuschüsse nicht kommen, machen wir es nicht“, erklärt Hager .

„Wir gehen keine Abenteuer ein“

„Wir werden keine Abenteuer eingehen“, bekräftigt sein TSG-Kollege Hackert. Immerhin würden die Vorstände persönlich haften. Und die Banken wie auch der Württembergische Landessportbund verlangten ein klares Konzept.

Weitere kritische Nachfragen bleiben aus. Zu sehr sind die Zuschauer mit den Vorzügen eines modernen Sportzentrums beschäftigt, das mit Turnvater-Jahn-Nostalgie kaum mehr etwas zu tun hat, sondern viel mehr auf die individuellen Ansprüche einer heterogenen Gesellschaft setzt.

Dass es neben allen Visionen und deren Finanzierung zumindest im Moment noch um zwei Vereine geht, wird am Beitrag von Heinz Wüst deutlich. Der TSG-Veteran stört sich am geplanten Doppelnamen eines fusionierten Vereins. Würde doch der Zusammenschluss vor allem auch damit begründet, dass es ein neuer Verein für die ganze Stadt werden soll. Und die heiße nun mal Leonberg und nicht Eltingen.