Am Mittwoch hat die Lesart begonnen im ausverkauften Schauspielhaus

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Die württembergische Landesbühne ist am Mittwoch ausverkauft gewesen. Nicht nur, weil die Esslinger Literaturfreunde den Hamburger Autor Uwe Timm sehen wollten, sondern auch, weil sie am Eröffnungsabend der Lesart ein Teil eines der wichtigsten Literaturfestivals in Deutschland sein wollten.

 

Der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger sprach zurecht von einer 18-jährigen Erfolgsgeschichte: Immer wieder waren höchst dekorierte Schriftsteller nach Esslingen gekommen, wie etwa die Nobelpreisträgerin Herta Müller, und auch dieses Jahr hatte das Festival die Zusage von Terézia Mora, lange bevor sie den Deutschen Buchpreis erhielt und mittlerweile zu einer der gefragtesten Schriftstellerinnen Deutschlands zählt.

35 Literaturveranstaltungen mit 29 Autoren bietet die Lesart in den nächsten drei Wochen. Besonders hob der Oberbürgermeister den gerade in Esslingen lebendigen Dialog zwischen Autoren und Lesern hervor. Für den Mittwochabend versprach Zieger ein interessantes Literaturerlebnis mit Uwe Timms Roman „Vogelweide“, der auf der Bestseller-Liste des Magazins „Spiegel“ steht. Timm beschreibt eine Vierecksgeschichte im Bildungsbürgertum mit präziser und feinsinniger Prosa. Auf der Bühne diskutierte er darüber mit der Kulturamtsleiterin Christine Mast.

Sprechen wird man auch von den weiteren Veranstaltungen. Die bekanntesten Teilnehmer sind vielleicht der SPD-Politiker Egon Bahr und der österreichische Schriftsteller Christoph Ransmayr, dem mit seinem Roman „Die letzte Welt“ von 1988 ein internationaler Erfolg gelang. Am Dienstag, 12. November, stellt er um 19.30 Uhr im Kronensaal der Kreissparkasse in der Bahnhofstraße sein Buch „Atlas eines ängstlichen Mannes“ vor, das in diesem Jahr den Ernst-Toller-Preis erhielt.

Egon Bahr hat zusammen mit Willy Brandt die deutsche Ostpolitik neu gestaltet. Bahr war Journalist bei der Rundfunkanstalt Rias, bevor ihn Brandt in seiner Zeit als Berliner Bürgermeister zum Senatssprecher machte. Nachdem Brandt Bundeskanzler geworden war, berief er ihn schließlich ins Auswärtige Amt, Egon Bahr kommt am Montag, 25. November, in den Kronensaal der Kreissparkasse, um von 19.30 Uhr an zusammen mit Sabine Freudenberg über Erinnerungen an Willy Brandt zu sprechen.

Am Donnerstag, 28. November, spricht die ehemalige Esslinger Galeristin Susanne Lüdtke mit der Trägerin des Deutschen Buchpreises Terézia Mora. Im Kutschersaal der Stadtbücherei stellt sie um 19.30 Uhr in der Webergasse ihren Roman „Das Ungeheuer“ vor.

Von den Kinderbuchautoren ist vielleicht Daniela Kulot die Interessanteste. Die in Schongau geborene und in Augsburg lebende Grafikerin bestreitet nicht nur Schullesungen, sondern ist auch am Donnerstag, 14. November, um 15 Uhr in der Bücherei Berkheim zu sehen mit ihren Geschichten vom Krokodil und der Giraffe.

Der Esslinger Verlag stellt bis zum Dienstag, 3. Dezember, im Schreiber-Museum Lev Kaplans altmeisterliche Illustration zu Jules Vernes Klassiker „In 80 Tagen um die Welt“ aus. Am 16. November wird um 19.30 Uhr die Villa Merkel zum „Klangraum Lyrik“. Es lesen unter anderem Nico Bleutge, Ann Cotten, Nora Bossong und das Horber Urgestein Walle Sayer.