Sechs Autoren der Lesebühne „get shorties“ haben im Merlin Kurzgeschichten vorgetragen. Dabei haben sie den Spagat zwischen Literatur und Unterhaltung gemacht Und das Publikum aus der Reserve gelockt.
S-West - Acht Weltpremieren, einige Offenbarungen, jede Menge Humor, ein wenig Melancholie, eine Herausforderung und Musik: das hat es am Freitagabend bei der kabarettistischen Lesungsshow „get shorties“ im Merlin für das etwa 100-köpfige Publikum gegeben.
Die Weltpremieren kamen aus den Federn und Mündern der sechs „get shorties“-Autoren. „Wir schreiben für jede Lesebühne neue Kurzgeschichten. Und wir schreiben sie fürs Hören“, sagte Ingo Klopfer. Der in Göppingen geborene Wahl-Stuttgarter hatte das Konzept Lesebühne im Berlin der 1990er-Jahre kennengelernt und 2001 seine eigene gegründet. Und die macht seither bei Auftritten im Großraum Stuttgart den, so Klopfer, „Spagat zwischen Literatur und Unterhaltung“. Das Besondere an den Texten sind laut dem 50-Jährigen die große Alltagsnähe und, bei allen Übertreibungen, die Authentizität.
Vermeintliche Offenbarungen
Wo Authentizität auf einer Bühne gezeigt wird, sind Offenbarungen nicht weit. Oder zumindest vermeintliche. Denn Klopfer und seine
Fakten zur Fiktion
Was Fakt und was Fiktion ist, wird hier nicht verraten. Nur so viel: Welteroth ist 51, lebt in Freiburg, arbeitet in der Anzeigenabteilung der Badischen Zeitung, als Moderator und als DJ. Bauck ist 48, lebt in Bad Cannstatt, ist Philologe und Historiker, arbeitet aber als Plattenverkäufer. Der 47-jährige Sauermann aus Ludwigsburg lebt vom Drehbücher-Schreiben und verfasst seine Texte für die Lesebühne nach eigener Aussage auf den letzten Drücker. Die 33-jährige Hafen ist eigentlich Bauzeichnerin und lebt in Spaichingen. Der Ingenieur Volker Schwarz aus dem Welzheimer Wald entwickelt Airbags und ist 49 Jahre alt.
Was stimmt und was nicht, ist aber auch einerlei. Manchmal geht es eben in erster Linie darum, dass ein Text unterhält – oder sich ein Kompliment gut anfühlt. „Jetzt drehen Sie sich alle mal nach rechts oder links und sagen ihrem Nebensitzer: Du siehst echt hübsch aus!“, forderte Ingo Klopfer das Publikum heraus und löste damit sichtlich positive Gefühle aus.
Diese transportierten zwischen den einzelnen Texten auch Andre Laschet (25) und Christoph Mack (26), was überaus stimmig war: Das Liedermacher-Duo nennt sich Mal Zwischendurch und passte auch von der Qualität seiner Texte zur Lesebühne.