Zum 20. Todestag des Feuerbacher Künstlers Otto Herrmann werden im Bezirksrathaus Zitate aus Briefen, Texte, Lebenserinnerungen und Passagen aus Interviews, die 1996 mit seiner Ehefrau Maria Herrmann geführt wurden, vorgetragen.

Feuerbach - Dem Maler und Grafiker Otto Herrmann, der 1899 in Feuerbach geboren wurde und 1995 in Stuttgart starb, blieb zeitlebens die große künstlerische Anerkennung versagt. „Eine gewisse Tragik überschattete Herrmanns Leben“, schreibt der Autor Jörg Kurz in seinem Feuerbach-Buch. „War er in der Nazizeit wegen seinen Themen unerwünscht, entsprach in der Nachkriegszeit, als die abstrakte Malerei sich durchsetzte, der kritisch-realistische Stil Herrmanns nicht mehr dem Zeitgeschmack.“

 

Dabei ist nicht nur die Lithografie-Serie „Die Verdammten“ ein zeitloses Dokument, welches das Grauen des Krieges eindrücklich beschreibt. Ein anderes wichtiges Thema von Herrmann ist die menschliche Maskerade. „Wie die meisten Satiriker, die vom Verhältnis von Mensch und Maske beunruhigt sind, liebte Herrmann die Orte, wo die Maskerade freies Spiel ist: Theater und Zirkus“, schreibt Clara Menck 1969 im Katalog zum 70. Geburtstag des Malers und Grafikers.

Erinnerungen sind auch in Interviews festgehalten

Auch die Nachkriegszeit und den Beginn der neuen Bundesrepublik zeichnete Herrmann mit spitzer Feder. Viele Szenen skizzierte er als Panoptikum des Absurden und Abgründigen mit einer gehörigen Portion schwarzem Humor. 1937 heiratete der Künstler Maria Maier, die ebenfalls aus Feuerbach stammt. Erinnerungen von ihr sind auch in Interviews festgehalten. Diese besonderen Zeitdokumente werden nun zum Leben erweckt im Rahmen einer Lesung.

„Die Texte lassen das Leben des ungewöhnlichen Paares Maria und Otto Herrmann Revue passieren und erzählen dabei die Geschichte des 20. Jahrhunderts aus ihrer persönlichen Sicht“, sagt Natalie Kreisz von der Otto & Maria Herrmann Stiftung. Der Maler habe genauso pointiert geschrieben wie er gezeichnet habe. „Expressiv wie seine gezeichneten Skizzen“, so Kreisz, seien auch seine Texte. Im Nachlass befinden sich Geschichten aus Otto Herrmanns Kindheit, aber auch Briefe aus Italien, die der Künstler in den 1920er Jahren geschrieben hat. Auch im Geschriebenen entwickelt Herrmann eine Affinität zur Karikatur und Satire. Dazu kommen bei dieser Lesung im Bezirksrathaus die Texte von seiner Gattin Maria Herrmann: „Sie hat an entscheidenden Prozessen der gesellschaftlichen Entwicklung vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg teilgehabt“, sagt Kreisz. Maria Herrmann arbeitete von 1939 bis 1946 im Arbeitsamt Stuttgart, einige Jahre in leitender Position.

Texte und Musik im Bezirksrathaus

„Beide zeichnete die Fähigkeit aus, ihr Leben mit Humor zu erzählen“, sagt Natalie Kreisz. Anlässlich des 20. Todestages von Otto Herrmann wird nun am Donnerstag im Bezirksrathaus eine Lesung mit Konzert veranstaltet: „Es werden Zitate aus Briefen, Lebenserinnerungen und Texten von Otto Herrmann, sowie Passagen aus einem Interview, das wir 1996 über sechs Tage lang mit Maria Herrmann geführt haben, gelesen“, sagt Kreisz vom Vorstand der Otto & Maria Herrmann Stiftung. Julia M. Novak und Frank Rebitschek tragen die Textpassagen vor. Die Moderation übernimmt Natalie Kreisz. Bereichert wird die Lesung durch Schüler der Violinklasse Ovidiu Abramovici von der Stuttgarter Musikschule in Feuerbach.