Erwachsenwerden zwischen AC/DC und Queen, zwischen Musikhaus Lerche und Möhringen, zwischen Jugendhaus und Rockfabrik Ludwigsburg: Im vollbesetzten Club Tonstudio war der Autor Kai Thomas Geiger zu Gast bei der Premiere von "Stadtkind live" und las aus seinem Buch "Autoreverse".

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Der Stuttgarter Autor Kai Thomas Geiger hat am Mittwochabend unter dem Motto "Stadtkind live" seinen Stuttgart-Roman „Autoreverse“ im voll besetzten Club Tonstudio vorgestellt. Wo am Wochenende in Highheels zu Hip-Hop Pirouetten gedreht werden, lauschte ein interessiertes Publikum, darunter Theiss-Verlagschef Volker Hühn, Rocker-33-Betreiber Jean Theodorou, Staatstheater-Schauspielerin Minna Wündrich und andere, andächtig der unterhaltsamen Popliteratur. Die Tanzfläche war komplett bestuhlt und bis auf den letzten Platz besetzt.

 

Im Gespräch mit StZ-Mitarbeiterin Eva-Maria Manz verriet Geiger, Jahrgang 1966, die Geschichte hinter seinen Geschichten. Wie verhält man sich im Regen im Urlaub in Frankreich - mit Zeltplane, aber ohne Stangen? Wie rächt man sich adäquat an drei unliebsamen Mädchen, die den Jungsurlaub sprengen - Stichwort Zahnbürsten? Und wie zum Geier konnte sich Geiger die vielen Details seiner Jugend merken?

Erwachsenwerden zwischen Zwischen AC/DC und Queen

Geigers Debütroman ist eine Coming-of-Age-Erzählung, die im Stuttgart der 80er Jahre spielt, zwischen AC/DC und Queen, zwischen Musikhaus Lerche und Möhringen, zwischen Jugendhaus und Rockfabrik Ludwigsburg. "Ich wollte lieber einen emotionalen Ausflug in diese Dekade mit vielen Zwischentönen versuchen, als einen Fantasy-Roman mit wilden Planetensystemen", erklärte Geiger bei "Stadtkind live".

Neben einigen Kapiteln aus seinem Debütroman stellte Geiger, der als Werber, Texter und Regisseur arbeitet, einen Text vor, den er am Tag der Veranstaltung geschrieben hatte. Der Inhalt: Die Verlängerung der U-Bahn-Linie seiner Kindheit, die mittlerweile bis in den fremden Fasanenhof, im Geiger-Sprech Fassi genannt, fährt.

Schnörkellose Sprache, feiner Sinn für Humor

"EnBW-City never sleeps, aber so richtig wach ist sie leider auch nicht", stellte Geiger in dieser Kurzgeschichte fest. Das zeichnet den Autor aus: Eine schnörkellose Sprache, einen feinen Sinn für Humor und eine saubere Beobachtungsgabe für die Details seiner Heimatstadt. "Ich hab es mal mit München probiert, das hat aber nicht geklappt", sagte Geiger bei der Lesung.

Die Veranstaltung bildete den Auftakt der Reihe „Stadtkind live“. Unter diesem Motto wird der Stuttgart-Blog der Stuttgarter Zeitung künftig ausgewählte Kulturschaffende an wechselnden Orten vorstellen. Als nächstes führen wir die Leser der Stuttgarter Zeitung im Juli zu einer Vernissage in die nagelneue Bar Romantica. An der Stelle, an der sich einst die legendären "Vereinigten Hüttenwerke" befanden, stellen wir Bilder der ehemaligen Beat-Baracken aus und lassen Zeitzeugen und heutige Macher über das Stuttgarter Nachtleben im Wandel diskutieren.