Die Autorin Vea Kaiser liest am Montag in Bernhausen. Im Interview spricht sie über schnellen Erfolg, alte Sprachen und ihre Liebe zu Stöckelschuhen.

Bernhausen In ein abgeschiedenes Bergdorf in den Alpen führt „Blasmusikpop“, der Debütroman der 24-jährigen Österreicherin Vea Kaiser. Die Autorin selbst landete damit in der Literaturwelt: „Blasmusikpop“ – am 18. Februar liest Kaiser daraus in Filderstadt – ist ein Bestseller, über eine Verfilmung wird bereits verhandelt.
Was hat sich seit diesem Buch in ihrem Leben verändert?
Alles und nichts. Ich wohne nach wie vor in meiner kleinen, finsteren 36-Quadratmeter-Wohnung, studiere nach wie vor Altgriechisch, und meine Mama sagt, ich sei ein Kindskopf. Gleichzeitig ist das Leben doch ganz anders geworden: Ich hab’ in den letzten Monaten Orte gesehen, von denen ich nicht wusste, dass es sie gibt; ich habe wunderbare Leute kennen gelernt; und einige Male wurde ich von Mitarbeitern der Uni sogar um ein Autogramm gefragt.

High Heels, Fußball und Altgriechisch als Ihre drei großen Lieben – das ist nicht Ihr Ernst, das haben Sie erfunden, oder?
Nein, das stimmt wirklich, das sind schon drei große Passionen von mir. Aber es gibt auch noch andere: Ich koche zum Beispiel wahnsinnig gern.

Wie viele Schuhe haben Sie denn im Regal?
Zurzeit sind’s genau 52 Paar. Wobei ich einige gar nicht mehr tragen kann, mich aber nicht von ihnen trennen mag.

Und die Liebe namens „Altgriechisch“: Was hat Ihnen diese antike Sprache fürs Leben gebracht?
Tolle Männer! Man lernt immer gute Männer über Altgriechisch kennen. Nein, das war ein Scherz. Im Ernst: die Beschäftigung mit einer abgeschlossenen, alten Kultur hilft, das Menschsein zu verstehen. Alles, was im menschlichen Leben passiert – Tragisches wie Komisches –, ist da schon durchexerziert. Es ist einfach ganz großartige Literatur. Und es sind unsere Wurzeln.

Sie studieren und leben in Wien, schreiben in Ihrem Debütroman aber über ein Bergdorf in der tiefsten Provinz. Warum das denn?
Mich fasziniert die Abgeschiedenheit: Wie so ein Batzen Menschen aufeinander klebt im Nirgendwo und auf sich gestellt ist. Ich könnte zurzeit keinen Großstadtroman schreiben, wie es so viele meiner Generation tun. Mein nächster Roman wird auf einer kleinen Insel spielen. Ich finde, Bücher müssen auch neue Räume erschließen.

Dass „Blasmusikpop“ so ein Erfolg wurde – wundert Sie das?
Na sicher! Um Gottes Willen, wenn ich das geahnt hätte... Der erste Schlag mit der Bratpfanne war ja schon, wie schnell es mit dem Verlag gegangen ist. Was dann alles kam – Hörbuch, Auslandslizenzen, Lesereisen, Gespräche über eine Verfilmung –, das hätte ich nie gedacht.

Ein Buch zu veröffentlichen – war das ein Traum für Sie?
Nicht, dass ich ein Buch veröffentliche – aber dass ich erzählen kann. Ich hasse das Schreiben, da ist man so alleine, der Rücken tut weh und man ärgert sich über den Computer. Aber das Geschichtenerzählen ist, was ich liebe. Deshalb machen mir auch Lesereisen, Interviews und Talkshows Spaß – da kann man plappern.

Haben Sie nach diesem großen Erfolg mit dem Erstling ein bisschen Angst vor dem zweiten Roman?
Ich hätte wahrscheinlich Angst, wenn ich mit „Blasmusikpop“ hundertprozentig zufrieden wäre. Ich mag dieses Buch sehr, aber es ist inzwischen doch anderthalb Jahre her, dass ich den letzten Satz dafür geschrieben habe. In der Zwischenzeit habe ich andere Themen, ich habe auch gelernt – und das sehe ich als große Herausforderung. Dass das zweite Buch eine auf den Deckel kriegen muss, weiß ich schon, das ist ein Mechanismus der Kritik. Das ist auch okay, davor habe ich keine Angst. Aber ich sehe schon, dass ich beim zweiten Buch eine gewisse Verantwortung habe: Dass ich die Dinge, die so vielen Lesern gefallen, jetzt nicht einfach fallen lasse.