Die „Poetischen Planetoiden“ haben erstmals in der Alten Kelter eine Lesung veranstaltet. Der erste Streich galt zum Ende der Fasnet der Heiterkeit. Im Mai wird sich die Gruppe begeisterter Dichter der Liebe annehmen.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Winnenden - Planetoid – da denkt man doch sofort an Weltall, Planeten und Trabanten , nicht jedoch an einen kleinen Wanderer. Genau das ist jedoch die wörtliche Übersetzung des griechischen Wortes, der Verkleinerung des Wortes Planet, des Umherschweifenden. „Poetische Planetoiden“ nennt sich eine Gruppe von Autorinnen und Autoren aus dem Rems-Murr-Kreis, deren Treffen von einem Ort zum anderen wandern. Diese Woche sind sie zum ersten Mal in der Alten Kelter Winnenden gelandet. Dem Ende der Fasnet entsprechend, haben sich sechs der Autoren des Themas Heiterkeit angenommen – diese kann ja durchaus noch in der Fastenzeit herrschen.

 

„Wir schreiben und lesen Prosa und Lyrik“, sagt Thomas Wahl über die Gruppe, die ihren ersten offiziellen Auftritt am 4. Oktober in der Waiblinger Stadtbücherei anlässlich der Literaturtage hatte. Sage und schreibe 14 Dichterinnen und Dichter lasen dort von 18 Uhr bis fast 23 Uhr. Die Initiatorin Sabrina Schumacher hat bereits vor drei Jahren begeisterte Schreibende zum Gedankenaustausch in die Stadtbücherei Waiblingen eingeladen. So entstanden die regelmäßig stattfindenden „Schreibgespräche“, bei denen Texte gelesen und diskutiert werden. Daraus hat sich wiederum die Gruppe der Poetischen Planetoiden entwickelt, die sich einmal im Monat trifft.

Vom Fieber der Fußball-Weltmeisterschaft

„Die Idee zu den Planetoiden hatte Magdalene Fromme“, verrät Wahl. Die frühere Apothekerin, die im vergangenen Jahr mit dem Neuen Literaturpreis Remstal für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurde, ist ihrer Leserschaft vor allem mit den Geschichten um das Fantasieland „Bachmausia“ bekannt. Von diesen Geschichten trug sie in der Alten Kelter eine vor, von dem Tumult, der in der Mäusewelt durch eine Reihe mysteriöser „Anschläge“ ausgelöst wird, die sich als Aprilscherze herausstellen.

Vom Fieber der Fußballweltmeisterschaft berichtete Thomas Wahl, der sich am Schluss nicht mehr sicher war, ob er mittels telepathischer Fähigkeiten dem deutschen Team zum Sieg verholfen hat oder nicht. Während seiner Geschichte erstand das Spiel auf jeden Fall wieder vor dem geistigen Auge des Zuhörers, wie während einer Radio-Übertragung.

Nicht weniger spannend beschrieb Katharina Kolarzik den Ausbruch des Familienvogels Felix, der sich in einem unbewachten Moment aus der Wohnung in die Lüfte erhob. Die Verfolger des Nymphensittichs konnten ihn zwar ständig sein „Hallo Kleines“ krächzen hören, zu fassen bekamen sie den gefiederten Ausbrecher jedoch nicht so schnell. Erst Wochen später tauchte er im Nachbarort wieder auf und konnte dank seiner beiden einzigen Worte identifiziert werden: „Hallo Kleines“ rief er Katharina Kolarzik entgegen, als sie ihn abholen kam. Vom Zauber des Schreibens an sich schrieb die „zweite Katharina“, Katharina Dobrick aus Rudersberg, die einen Freund mitgebracht hatte, der ihr oft beim Schreiben Gesellschaft leistet: ein Tennisball, der bei genauem Hinsehen ein Schmunzeln im „Gesicht“ hat. Eine „Geschichte vom Tango“ brachte Peter Schneider mit, die den Rhythmus des argentinischen Kult-Tanzes über die Sprache transportiert und die mit einem völlig unerwarteten Ende aufwartet.

Am 13. Mai geht die Reihe der Poetischen Planetoiden in die nächste Runde. Im Wonnemonat wird sich der Abend um die Liebe drehen. Oder wie Magdalene Fromme in ihrem Schlusswort zur ersten Lesung sagte: „Toujour l’amour!“