Regio Desk: Achim Wörner (wö)

Tatsächlich geht es Joachim Fleischer aber nicht um die „Illumination“ von Räumen, die Inszenierung von Bauten. Deshalb passt das platonische Höhlengleichnis so gut zu seinem Ansatz, die Episode aus der griechischen Antike über Menschen, die fest angebunden nach vorne auf eine Wand blicken, während hinter ihnen Feuer lodert – und so Dinge als real wahrnehmen, wo es sich in Wirklichkeit um Schatten und Abbildungen des wahren Seienden handelt. Joachim Fleischer spielt mit statischen oder beweglichen Lichtquellen, mit Licht und Schatten, mit der Verfremdung von Gegenständen und Objekten. Er baut komplizierte technische Apparaturen, rafft die Zeit und unsere Wahrnehmung darüber und macht die technoide Maschinenwelt zu Werkzeugen seiner Welterkundung. Roboter etwa, die nicht zur Produktion dienen, sondern zu Bildermaschinen werden und die anstelle von Gütern Sinnlichkeit und Erkenntnisprozesse erzeugen. Der Künstler ist in diesem Fall zugleich ein Erfinder. Er nutzt, er be-nutzt die Maschinen mit ihren Prozessabläufen, lässt einfache geometrische Körper oder auch Drahtgeflecht vom Licht abtasten. Ihre Schattenbilder wandern über Böden, Wände, Decken. Die Vielfalt der entstehenden Bilder macht trotz der Reduzierung auf wenige Objekte die inhaltlichen Ebenen und Bedeutungsverwandlungen zwischen Objekt und Abbild, dem Schatten, deutlich. So entstehen faszinierende Gebilde, die kaum vom Betrachter erfasst sich schon wieder verändern, die eine Körperlichkeit suggerieren, die eine Entgrenzung und Aufhebung zwischen Zwei- und Dreidimensionalität ausprägen. Mit seinem analogen Verfahren erzeugt er digitale Erscheinungsbilder: ein Dazwischen.

 

Die Frage, die Joachim Fleischer dabei bewegt, ist die nach Erkenntnis. Er regt Denkprozesse an, die die Möglichkeit eröffnen, immer neue Entdeckungen zu machen, indem er die Frage nach Fiktion und Wirklichkeit und unserer Wahrnehmung stellt – so wie in der Computeranimation mit dem abstrahierten Lichtraum.

Diese Seite wurde exklusiv von Joachim Fleischer für die Stuttgarter Zeitung gestaltet.