Lichtkunst hält auf dem Tower in Bernhausen Einzug. Ein gigantischer Smiley spiegelt die Emotionen der Fluggäste.

Filder - Hektisches Treiben herrscht derzeit am Flughafen. Menschen wuchten auf dem Parkstreifen vor den Terminals Koffer aus ihren Autos oder auch aus Taxis. Die Vorfreude auf den Urlaub steht ihnen ins Gesicht geschrieben, aber auch der Stress, der aufkommen kann, wenn man eine Reise vorbereitet.

 

Die Stimmungen der Passagiere, die quer durch die Terminals des Airportes laufen, werden von Mitte September an auf einen überdimensionalen Smiley übertragen. Lachen die Reisenden, dann macht auch das Leuchtgesicht, das die Berliner Künstler Julius von Bismarck, Benjamin Maus und Richard Wilhelmer auf den Tower des Flughafens in Bernhausen montieren werden, ein freundliches Gesicht. Ist die Stimmung der Passagiere eher angespannt, blickt auch das „Public Face II“, so nennt das Trio sein Kunstwerk, missmutig drein.

Maus, Wilhelmer und Bismarck wollen mit ihrem Werk ein Schlaglicht auf die zunehmende Überwachung werfen. Der Mensch wird zum gläsernen Menschen. Die Installation ist Teil des Lichtkunstfestivals „Aufstiege“ der Kulturregion Stuttgart. 25 Städte und Gemeinden nehmen daran teil – darunter Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen (wir berichteten). Stäffele, Freitreppen, Türme und Unterführungen: Joachim Fleischer, Lichtkünstler aus Stuttgart und Kurator des Festivals hat Künstlerkollegen dazu aufgerufen, sich von den Aufstiegsorten der Region inspirieren zu lassen. Die Installationen lassen sich vom 17. September bis zum 9. Oktober insbesondere von 20 Uhr bis Mitternacht entdecken.

Bei einem der zahlreichen Treffen stand Ina Penßler, die bei der Stadt Filderstadt für das Projekt verantwortlich zeichnet, mit Richard Wilhelmer, einem der Berliner Künstler, auf dem Dach des S-Bahn-Parkhauses in Bernhausen. Auch dieses war als möglicher Standort ausgeguckt worden. „Wilhelmer hat den Tower erblickt und war sofort entbrannt“, sagt die Leiterin des städtischen Kunstbüros.

Ganz so einfach aber war das mit dem auserkorenen Platz für das Lichtkunstwerk nicht. Schließlich mussten die Verantwortlichen des Flughafen noch ihr Okay geben. Auch die deutsche Wetterwarte und die Flugsicherung wurden ins Boot geholt. Es galt, „hochtechnische Fragen zu klären“, sagt Penßler.

Das Flughafen-Team hat sich zunächst Sorgen um den Datenschutz gemacht. Schließlich werden die Künstler in den Terminals Kameras montieren, um die Gesichtszüge der Menschen spiegeln zu können. Nachdem das Trio versichert hat, dass der Datenschutz gewährleistet bleibt, sagt Airport-Sprecher Johannes Schumm: „Wir unterstützen das besondere Kunstprojekt.“ Auch der Flugverkehr wird nicht beeinträchtigt. „Die Sicherheit ist voll gegeben“, sagt er.

Ein interessanter Randaspekt: Der Filderstädter Beitrag zum Lichtkunstfestival überwindet Stadtgrenzen. Denn die Terminals liegen bekannterweise in Echterdingen. Der Tower aber steht in Bernhausen. So werden die Bernhäuser Bürger einige Wochen lang beobachten können, wie sich Menschen in ihrer Nachbarkommune fühlen. Das hat auch technische Gründe. Denn in Filderstadt tat sich die Verwaltung laut Penßler schwer, einen öffentlichen Platz zu finden, an dem eine Videoüberwachung unproblematisch erschien.