Wo heute im Bett der Seine oft nur eine trübe Brühe in Richtung Le Havre treibt, sollen Strände und blitzsauberes Wasser Touristen und Einheimische erfreuen. Bürgermeisterin Anne Hidalgo hat es versprochen.

Paris - Der Fluss ist da. Inseln gibt es auch. Die von der Kathedrale Notre-Dame gekrönte Ile de la Cité ist die bekannteste. Was Paris jedoch fehlt, sind Badestrände, an denen sich Einheimische und Touristen ins kühle Nass stürzen können. Doch das soll sich bald ändern. Bürgermeisterin Anne Hidalgo hat es versprochen. Neun potenzielle Strände hat sie entlang der Seine ausgewiesen, darunter einen direkt vor dem Rathaus und einen weiteren am Fuß des Eiffelturms. Uferzonen sind es, wo Schwimmer nicht Gefahr laufen, unter Touristenboote oder Schleppkähne zu geraten. Und vor allem: Wo heute eine trübe Brühe in Richtung Le Havre treibt, soll dann blitzsauberes Wasser in der Sonne glitzern.

 

Nun ja, von jetzt auf nachher kann nicht einmal eine so entschlossene Umweltschützerin wie Anne Hidalgo die Hauptstadt Frankreichs in ein Badeparadies verwandeln – und die Seine in ein gigantisches Planschbecken. Zum Baden ist es zurzeit ja auch zu kalt. Aber bis 2024 soll und muss es soweit sein, bis zu den nach dem Wunsch der Bürgermeisterin in Paris ausgerichteten Olympischen Spielen. Die Pläne sehen auf offenem Wasser ausgetragene Wettkämpfe vor, sprich: auf offenem Seine-Wasser. Vor allem beim Triathlon geht es dann zur Sache. Zehn Kilometer heißt es dann schwimmend zurückzulegen.

Im Jahr 2008 wurde in Paris ein Lachs geangelt

Gemessen daran, wie lange die Pariser bereits darauf warten, sich ohne Gefahr für Leib und Leben in ihren Fluss stürzen zu können, sind sieben Jahre nichts. Schon Jacques Chirac hatte es den Bewohnern versprochen. 1988 war das, als er noch nicht Staatschef war, sondern Pariser Bürgermeister. Wenn sein Mandat 1994 ende, werde es soweit sein, kündigte er damals an. Dann würden seine Mitbürger in der Seine baden können, dann werde das 1923 verhängte Badeverbot aufgehoben.

Als zwei Jahre vor Ablauf der Frist in der Pariser Vorstadt Suresnes freilich 400 Tonnen tote Fische angeschwemmt wurden, begriffen die Mitbürger: Chirac hatte zu viel versprochen. Gut anderthalb Jahrzehnte später, am 3. Oktober 2008, schien es dann aber doch soweit zu sein. Jener Tag war das, als ein Angler in Suresnes einen sieben Kilo schweren Lachs aus dem Fluss zog. Seit 1920 war diese Spezies in der Seine nicht mehr gesehen worden. Allein, eine Untersuchung der Unterwasserfauna des Flusses förderte zutage, dass Geangeltes besser nicht verzehrt werden sollte. Forscher fanden Schwermetalle und gesundheitsschädliche, krebserregende polychlorierte Biphenyle (PCB). Was ein Verbot des Verkaufs und Konsums von Seine-Fischen nach sich zog.

Trinken sollte man aus der Seine besser nicht

Die Wasserqualität hat sich seitdem freilich verbessert. Im auf der Seine-Insel Jatte gelegenen Haus der Fischerei und der Natur weist man darauf hin, dass sich in der Seine mittlerweile mehr als 30 verschiedene Fischarten tummeln, sechsmal so viel wie noch vor 20 Jahren. Lachse seien zu finden, Meeresforellen, ja sogar Exemplare von gewöhnlich in sauberen Gebirgsbächen beheimateten Arten.

Wenn nach einem Gewitter die Abwasserkanalisation nicht alles aufnehmen kann, was vom Himmel fällt, könnten zwar Salmonellen und andere Bakterien in die Seine gelangen. Aber die Belastung mit Schwermetallen oder PCB sei deutlich zurückgegangen. Trinken sollte man aus der Seine allerdings besser nicht. Und noch ist es nach Überzeugung der Präfektur auch zu früh, das Badeverbot aufzuheben.

Als Trost muss einstweilen „Paris Plages“ herhalten. Sommer für Sommer am Seine-Ufer aufgeschütteter Sand ist das, von dem aus man vortrefflich das vorbeiströmende Wasser angucken und vor sich hin träumen kann. Von einem Sprung ins kühle Nass beispielsweise.