Das Lieblingsstück des ehemaligen Süddeutschen-Rundfunk -Abteilungsleiters Manfred Naegele ist ein Gemälde, das im Speisezimmer seines Elternhauses in Dunningen bei Rottweil hing. „Rauchender Zigeunerjunge“ war der Titel.

Ist das Rauchen gar sein Familienerbe? Manfred Naegele – Journalist, Filmemacher, Regisseur und ehemaliger Abteilungsleiter beim Süddeutschen Rundfunk – pafft eine nach der anderen. Dabei erzählt er von dem Gemälde, das im Speisezimmer seines Elternhauses in Dunningen bei Rottweil hing. „Rauchender Zigeunerjunge“ war der Titel. Gemalt von Frans Hals, dem gefragten holländischen Porträtkünstler des 16. Jahrhunderts. „Wir Kinder durften das Bild nicht anfassen“, erinnert sich Naegele. Das Gemälde hatte der Vater als Geschenk von einem Schlossherren erhalten, weil er dessen Kindern Privatunterricht erteilt hatte. Heute hat Manfred Naegele zwischen seinen Sammlerstücken nur noch einen Ausdruck des Ölbildes aus dem Internet. Er hat es zum Ausdruck seiner Traurigkeit über den Verlust des Familienstückes in einen schwarzen Holzrahmen gesteckt. Das Original hängt heute im Metropolitan Museum of Modern Art in New York und dürfte, wie Naegele vermutet, einen Millionenwert haben. „The Smoker“ ist es heute politisch korrekt betitelt.

 

Abhanden kam das Bild nach dem Zweiten Weltkrieg, als 1945 die französischen Truppen das Haus der Lehrerfamilie beschlagnahmten. Die Naegeles hatten bei Ordensschwestern im Nachbarort Unterschlupf gefunden, und als die Soldaten wieder abgezogen waren, war auch die gesamte Wohnungseinrichtung inklusive Ölgemälde weg. Als im Zusammenhang mit dem Fall Gurlitt die Debatte um die Raubkunst aufflammte, überlegte sich Naegele, ob er versuchen sollte, das Bild zurückzubekommen. „Aber ich könnte gar nicht beweisen, dass es bei uns im Speisezimmer hing“, so seine Überlegung. Außerdem scheut er die Mühen und Kosten einer jahrelangen juristischen Auseinandersetzung. Somit tröstet er sich damit, dass es in dem berühmten Museum gut aufgehoben ist. „Wie es dahin gekommen ist, würde mich aber schon interessieren“, sagt Manfred Naegele und zieht an seiner Zigarette.