Florian Löthe verbindet viele Erinnerungen mit den Noten von Bachs Weihnachts-Oratorium. Die Musik hat auch seine Berufswahl bestimmt.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Erlebnisse werden durch Musikstücke wieder ins Bewusstsein gerufen, und Musik verbindet sich mit Erinnerungen. Bei Florian Löthe steckt beides in einem rot gebundenen Notenwerk: Es ist Bachs Weihnachtsoratorium für vier Solostimmen, Chor und Orchester. Mit Bleistift hat er als Junge „Flo 1987“ auf die erste Seite geschrieben. Daran lässt sich erkennen, dass der Musikpädagoge und Leiter des ökumenischen Chors an der Christus- und St.-Konrad-Gemeinde das 163 Seiten starke Werk seit 30 Jahren sein Eigen nennt. „Es ist schon zweimal gebunden. Ein weiteres Mal geht es nicht, denn dann würden die Noten angeschnitten“, sagt er.

 

Erleichterung nach dem Konzert

Das Bach-Werk sang Löthe als Mitglied der Hymnus-Chorknaben jedes Jahr an Weihnachten, und zwar komplett. „Normalerweise werden immer nur die ersten drei Kantaten aufgeführt. Das dauert etwa eineinhalb Stunden“, erklärt er. Das Konzert der Hymnus-Knaben ist doppelt so lang. Und wie beim Sport sei es in der Musik, erklärt Löthe: „Auch die macht nicht immer Spaß. Aber die Konzerte sind dann großartige Erlebnisse. Das ist eine ganz besondere Anspannung – und danach kommt die Erleichterung.“

Freude an der Musik weitergeben

Zwölf Jahre lang war er bei dem renommierten Chor, auch nach dem Stimmbruch noch: als Bass. Ohne Frage hat er sich nach der Schule für das Musikstudium entschieden und neben der Ausbildung zum Musiklehrer auch ein Gesangsstudium absolviert. „Ich wollte meine eigene Freude an die Schüler weitergeben“, schwärmt er und hört privat alle Stilrichtungen. „Allerdings überleben nur zwei bis drei Prozent der Musik jeder Epoche. Der Rest wird vergessen, und das ist auch gut so.“