Der Musiker, Komponist und Stiftskirchenkantor Kay Johannsen ist ein Hörjunkie. Aber Musik tönt in der Freizeit nie in seinen Ohren – er liebt die Stimmen der digitalen Vorleser.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Wo immer Kay Johannsen unterwegs ist, sind die grünen Ohrstöpsel eines renommierten deutschen Kopfhörerproduzenten mit dabei. Der Organist, Komponist, Chorleiter und Kirchenmusikdirektor der Stiftskirche ist ein Hörjunkie. Aber nie tönt Musik in seine Ohren – es sei denn, aus beruflichen Gründen. „Musik aus der Konserve ist meistens zu unzulänglich“, begründet er seine Abneigung. Dafür ist Johannsen passionierter Zuhörer der digitalen Vorleser: Er verschlingt so viele Hörbücher, dass ein Abonnement bei einem der einschlägigen Verlage nicht ausreicht. „Ich muss immer noch extra etwas dazu kaufen“, sagt er lachend. „Und ich brauche die Abwechslung beim Hören.“ Klar, dass er die „Spiegel“-Bestenliste regelmäßig durchforstet, und klar, dass er seine Lieblingsstimmen hat. Wenn Jan Josef Liefers Krimis von Colin Cotterill liest, ist er rundum begeistert, ebenso vom Erzählduktus eines Matthias Brandt oder von Dietmar Wunder, der deutschen Synchronstimme von Daniel Craig.

 

Unterhaltung in der transsibirischen Eisenbahn

Auf langen Konzertreisen entdeckte Johannsen seine Passion für Hörbücher. „24 Stunden in der transsibirischen Eisenbahn bei schlechtem Licht – da kann man nicht lesen“, erzählt er. Die grünen Kopfhörer trägt er auch beim Sport – und den betreibt er ausdauernd als Marathonläufer. „Wenn ich zwei Stunden laufe, dann ohne Hörbuch, bei drei Stunden mit Hörbuch“, berichtet er. Wenn er jedoch besonders schnell sein will, nimmt er die Stöpsel aus dem Ohr: „Sonst bin ich zu sehr abgelenkt.“