Erst war sie ein Hochzeitsgeschenk, dann Leselampe und schließlich überflüssig im Keller der Eltern. Tina Gress holte das Desingerstück zu sich. Fünfmal ist mit den Glaskugeln schon umgezogen.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Schön wohnen lässt es sich auch ohne, dass man viel Geld besitzt. Das war der Leitspruch der Eltern von Tina Gress. Und nach diesem sind die beiden verfahren, als sie heirateten. „Da waren sie gerade mit dem Studium fertig“, weiß die Tochter aus Erzählungen. Weil Mutter und Vater keine womöglich auch noch hässlichen, unnützen Dinge als Geschenke erhalten wollten, gingen sie in ein Möbelgeschäft und machten eine Wunschliste. Heute ist das üblich, in den 1960er allerdings war so viel Pragmatismus selten.

 

Nur alte Glühbirnen passen

Besonders begehrten sie die Lampe mit den neun Glaskugeln des Schweizer Architekten, Designers und Künstlers Max Bill. „Die hätten sie sich damals keinesfalls leisten können“, sagt Tina Gress, die in die Fußstapfen ihres Vaters getreten ist und auch Architektur studiert hat. Die Stehlampe diente dann lange als Leselampe, bis die Eltern ein anderes Modell entdeckten, das direkt auf das Buch strahlt. „Aber die neue Leselampe war hässlich“, lautet das vernichtende Urteil der Tochter, die sich auf Innenarchitektur spezialisiert hat. Das Schweizer Design-Stück wanderte in den Keller und schließlich nahm Tina Gress sich seiner an. „Seit 20 Jahren begleitet sie mich und ich bin schon fünfmal mit ihr umgezogen.“ Alle Glaskugeln des 50 Jahre alten Stücks sind noch heil, trotz des großen Hundes der Architektin. Stolz berichtet sie, dass er die Lampe noch nie umgeworfen hat. Etwas anderes macht ihr jetzt Kopfzerbrechen: In die Gewinde passen nur Glühbirnen – und die gibt es nur noch als Restposten.