Die Stadt hat keine guten Erfahrungen damit gemacht, ihre Projekte von privaten Bauherren realisieren zu lassen. Sie selbst beachtet viel zu wenig die Folgekosten, kritisiert StZ-Redakteur Jörg Nauke.

Stuttgart - Es liegt in der Natur der Sache, dass kurzsichtige Politik erst dann spürbar wird, wenn den Verursachern die Fehler auf die Füße fallen. Ein gutes Beispiel kommunalpolitischen Irrglaubens war – neben den riskanten Cross-Boarder-Leasinggeschäften –, privaten Bauherrn zuzutrauen, öffentliche Projekte zur allgemeinen Zufriedenheit zu realisieren. Gut, die Zeitvorgaben wurden eingehalten. Doch zu welchem Preis? Unterm Strich waren sie wegen der höheren Finanzierungskosten und des privaten Gewinnanteils nicht nur sündhaft teuer. Denkt man an den Pfusch am Bau im Engelbergtunnel bei Leonberg oder im Mineralbad Cannstatt, staunt man nicht mehr über die Mitteilung, dass die einst hochgelobte Technik des Kultur- und Kongresszentrums Liederhalle (KKL) schon wieder veraltet sei. Für viel Geld gab es wenig Qualität.

 

Aber selbst an Bauwerken guter Qualität nagt der Zahn der Zeit, wegen der negativen Umwelteinflüsse sogar schneller, als sich die Bauherren das vor 30, 40 oder mehr Jahren vorstellen konnten. Die verschärften Anforderungen an den Brandschutz (siehe Wagenhallen oder Fernsehturm) und der Umstand, dass moderne Technik von heute in einigen Jahren reif fürs Deutsche Museum sein soll, zeitigen absurd hohe Folgekosten, die den laufenden Ergebnishaushalt der Stadt erheblich belasten.

Dabei ist es nicht neu, dass es bei städtischen Gebäuden hinten raus teuer wird. Den ersten Schock hat der Gemeinderat dank des Einsatzes von rund einer Milliarde Euro zur Sanierung der Schulen verdaut. Weitere werden folgen: Sporthallen, Schwimmbäder, Bezirksrathäuser, Tunnel und Brücken – alles ist in die Jahre gekommen. Ein Aha-Effekt ist aber nicht zu erkennen. Die Folgekosten spielen bei Grundsatzbeschlüssen für den nächsten Leuchtturm keine Rolle, als K.o.-Kriterium werden sie schon gar nicht betrachtet. Nur ein Beispiel ist der kurze Rosensteintunnel – verkehrlicher Nutzen umstritten, Folgekosten in jährlich sechsstelliger Höhe. Und das, obwohl gleichzeitig im selben Sanierungstopf Geld fehlt, um auf den Straßen die Schlaglöcher zu stopfen.