Als erstes Stuttgarter Museum präsentiert das Linden-Museum seine Ausstellungsstücke in der Google Art Galerie. Bei dem virtuellen Rundgang durch das Völkerkunde-Museums können 42 Kunstgegenstände vergrößert, verglichen und gesammelt werden.

Stuttgart - Nachts im Museum? Das gibts doch nur im Kino. Nicht ganz – denn seit dem 30. Juni können die Besucher des Linden-Museums zu jeder Tages- und Nachtzeit Exponate der völkerkundlichen Sammlung besichtigen. Mit dem Google Cultural Institute bietet das Stuttgarter Museum jetzt eine Art virtuellen Rundgang an: „Bei dem Google Art Project können 42 Ausstellungsstücke aus den unterschiedlichsten Zeitepochen auf dem eigenen Bildschirm so vergrößert werden, dass auch kleine Details sichtbar sind“, erklärt Martin Otto-Hörbrand, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit des Linden-Museums.

 

Der Traum von der eigenen Kunstsammlung wird mit einem Mausklick Wirklichkeit: „Jeder kann sich die eigene Galerie zusammenstellen mit seinen Lieblingsstücken“, sagt Otto-Hörbrand. Auch der direkte Vergleich von unterschiedlichen Werken ist online kein Problem mehr.

Austausch und Interaktion fördern

Die Zusammenarbeit mit Google bildet für den Otto-Hörbrand nur einen Teil einer Strategie: „Wir planen immer mehr Inhalte digital zur Verfügung zu stellen“, sagt er. Durch die neuen Medien könne der Austausch und die Interaktion der Besucher gefördert werden. „Wir wollen die Hemmschwelle für den Museumsbesuch so gering wie möglich halten“, so Otto-Hörbrand. Dass die Digitalisierungsstrategie einen positiven Effekt auf den Besucherstrom hat, vermutet auch Simon Rein, der Projektmanager von Google Cultural Institute. „Museen verzeichnen seit Jahren steigende Besuchszahlen, gleichzeitig werden sie auch online immer aktiver“, erklärt er.

Das Google Art Project entstand im Jahr 2011 auf Anregung der eigenen Mitarbeiter: Diese haben die Möglichkeit in 20 Prozent ihrer Arbeitszeit über eigene Projekte nachzudenken. „Die Entscheidung, mit den Museen zusammenarbeiten, kam nicht vom Management, sondern entwickelte sich durch diese 20 Prozent-Projekte der Mitarbeiter“, erklärt Simon Rein. Doch was hat ein Museum mit einem Suchmaschinen-Anbieter gemeinsam? Einiges, findet Simon Rein: „Die Schnittstelle liegt darin, dass die Museen und Google neue Zugänge schaffen wollen – zum kulturellen Erbe, und zum Wissen über es“, sagt er. Durch die Teilnahme an dem Google Art Project sei die Sammlung des Linden-Museums nun auch für Kunstinteressierte in Brasilien sichtbar. „Das Stuttgarter Linden-Museum wird der Welt zugänglich gemacht“, erklärt der Sprecher von Google Deutschland, Robert Lehmann.

Offen für Projekte mit weiteren Partnern

Die anderen Stuttgarter Museen beteiligen sich bisher noch nicht an dem Google Art Project. Dabei ist Google für weitere virtuelle Projekte mit Museen offen: „Natürlich freuen wir uns, wenn Google als Partner von wichtigen kulturellen Einrichtungen wie dem Linden-Museum wahrgenommen wird“, sagt Simon Rein. Dass Google die Kunstaktion für Werbezwecke nutzt, wird auch im Stuttgarter Völkerkundemuseum wahrgenommen, jedoch als legitim und auch als Chance empfunden. Martin Otto-Hörbrand sieht in der Zusammenarbeit eine Win-Win-Situation: Google habe im Vergleich zu anderen Kunstplattformen eine „unheimliche“ Verbreitung. „Die Öffentlichkeit profitiert von den neuen Darstellungsformen.“

Schon jetzt bekomme das Linden-Museum nur positive Rückmeldungen. „Auf lange Sicht planen wir weitere Sammlungen virtuell zu präsentieren, die aus Platzgründen momentan nicht geöffnet sind“, kündigt Otto-Hörbrand an. Auch die beliebte Nordamerika-Sammlung wäre dann wieder zu besichtigen: Ohne lange Anreise, ohne Kosten und zu jeder Tageszeit können Fans dann das Museum im eigenen Wohnzimmer besuchen.

Google Art Project entstand auf Anregung der Mitarbeiter

Eine Win-Win Situation für das Museum und für Google