Mit Geschwindigkeiten von über 150 Kilometer pro Stunde fliegen die Bälle der Tennisprofis über den Platz. Ob der Tennisball im Feld oder außerhalb aufkommt, ist für Außenstehende nicht leicht zu erkennen. Den Linienrichtern des Porsche Tennis Grand Prix entgeht nichts.

Stuttgart - Mit regungsloser Miene stehen sie aufrecht hinter der Grundlininie. Die Hände sind hinter ihrem Rücken verschränkt. In der Porsche-Arena ist es mucksmäuschenstill. Sobald die Spielerin auf der gegenüberliegenden Seite den Aufschlag vorbereitet, beugen sich die Linienrichter nach vorne und stützen ihre Hände auf den Knien ab. Sie sind bereit. Ein Stöhnen der Spielerin, und der Ball saust mit über 150 Stundenkilometern über das Netz.

 

Vom Ballmädchen zum Linienrichter

„Fault“, schreit Caroline Schad. Schon als Ballmädchen freute sie sich auf ihren Einsatz am Spielfeldrand des Porsche- Grand-Prix. Mit ihrem 18. Geburtstag war die Ballkind-Karriere beendet. Als das Angebot kam, in der Porsche-Arena die Seitenlinie zu überwachen, zögerte die Tennisspielerin aus Leinfelden-Echterdingen nicht lange.

Keine spezielle Ausbildung gefordert

35 Linienrichter setzt Ralph Wurster, der Stuttgarter Chief of Officials, für das diesjährige Turnier ein. Die meisten davon sind mit dem Tennisschläger in der Hand aufgewachsen: „Tennisspielern fällt es leichter, sich auf die Fluglinie des Balls zu fokussieren“, sagt Ralph Wurster.

Eine spezielle Ausbildung für Linienrichter wie in den USA gibt es in Deutschland aber nicht. Ralph Wurster bietet für sein Team ein Vorbereitungstreffen an: „Mit über 50 Aufschlägen und mehreren Matches üben wir die Reaktionen und Haltungen, die man für das Linienbeobachten braucht“, sagt Wurster. Und das Rufen: „In der stillen Tennishalle laut zu schreien, ist für viele erstmal ungewohnt“, so Wurster.

Diskussionen am Spielfeldrand werden seltener

Seinem Teammitglied Matthias Giese braucht er nichts zu mehr erklären. Der Hamburger ist ein erfahrener Linienrichter. Seit 2002 zieht der Tennisfan von einem Turnier zum nächsten. Die Erfahrung hat ihn gelehrt, was einen guten Linienrichter ausmacht: „Spaß am Tennis, Teamgeist und Entschlossenheit.“ Dank der Computertechnik Hawk Eye, die auf Hartplätzen angewandt wird, würden Diskussionen am Spielfeldrand mit meckernden Spielern immer seltener.

Bei einem Turnier auf Sand wie in der Porsche-Arena hilft der Fingerzeig auf den Abdruck. „Wenn die Zuschauer sich beschweren, hab ich viel richtig gemacht“, sagt Giese, denn „80 Prozent der angezweifelten Schiedsentscheidungen stellen sich hinterher als richtig heraus“.

Nach 45 Minuten Pause zieht Kollegin Schade wieder auf den Platz und nimmt Haltung ein. Ihr lautes „Out“ ist deutlich zu hören. Ihr Teamchef Ralph Wurster weiß: „Je mehr Zuschauer da sind, desto mehr steigt der Druck. Und umso spannender wird es für die Linienrichter.“