Bricht etwa der Frieden in der Linkspartei aus? Die linke Parteichefin Katja Kipping nennt Neuwahlen eine Chance und will erneut Sarah Wagenknecht und Dietmar Bartsch als Spitzenkandidaten.

Berlin - Vor einem erneuten Wahlgang hätte die Linkspartei keine Angst, sagt ihre Vorsitzende. Sie traut ihrer Partei zu, in alter Besetzung ein gutes Resultat einzufahren. Kurskorrekturen hält sie nicht für notwendig.

 
Frau Kipping, welchen Weg halten Sie nun für angemessen: Neuwahlen oder weitere Suche nach einer tragfähigen Regierung?
Neuwahlen wären eine Chance für das Land. In den Sondierungen ist ja deutlich geworden, dass sich die vier Parteien in einigen Fragen sofort einig waren: Steuergeschenke für Reiche durch Abschaffung oder Abbau des Soli, viel Geld für die Rüstung, keine Verbesserungen für die Hartz-IV-Bezieher. Neuwahlen böten die Möglichkeit, eine klare Alternative erkennbar werden zu lassen. Die wirkliche Alternative zu Merkel steht links von ihr und ist sozial. Die Linke könnte sich den Neuwahlen mit Zuversicht stellen.
Aber die weitgehenden Zugeständnisse, zu denen sich die Grünen bereitgefunden hätten, zeigen doch, dass eine rot-rot-grüne Perspektive überhaupt nicht vorhanden ist.
Tatsächlich waren die Grünen bereit, so ziemlich alle Grundsätze aufzugeben. Alle Partner waren ja offenbar für eine Obergrenze bei der Zuwanderung, wie immer die geheißen hätte. Von einer Untergrenze für Armut war hingegen nie die Rede. Dass Jamaika trotzdem nicht zustande kam, zeigt nur, wie aggressiv rechts CSU und FDP aufgestellt waren.
Die Linken haben seit den Bundestagswahlen hart miteinander gestritten. Wer sollte denn nach den heftigen Auseinandersetzungen als Spitzenkandidat der Linken in Neuwahlen gehen?
Wir sind im Bundestagswahlkampf mit unserem Dreiklang aus Wahlprogramm, wozu ausdrücklich die Flüchtlingssolidarität gehört, Spitzenkandidaten und einer gut aufgestellten Partei, was auch Verdienst der Parteispitze ist, gut gefahren. Ich sehe keinen Anlass, an diesem Dreiklang aus Inhalten, Parteispitze und Spitzenkandidaten etwas zu ändern.
Die Linke hat am Montag gegen die Einsetzung eines Hauptausschusses des Bundestags gestimmt. Warum? Der Ausschuss soll doch für den Übergang Handlungsfähigkeit herstellen.
Wir wollen die Einsetzung der regulären Fachausschüsse des Bundestages, damit die gewählten Abgeordneten ihre Arbeit tun können. Wir wissen ja nicht, wie lange die Phase mit der geschäftsführenden Bundesregierung noch dauert. Da muss wenigstens das Parlament voll arbeitsfähig sein.