Die Linke hält die geplanten Aufklärungsflüge in Syrien für kontraproduktiv. Sie würden den IS eher stärken als schwächen, sagt die Bundestagsabgeordnete Christine Buchholz.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)
Stuttgart - Die Linkspartei hat sich deutlich gegen den Einsatz von Tornados als Unterstützung für Frankreich ausgesprochen. Die linke Verteidigungsexpertin Christine Buchholz erklärt, warum.
Frau Buchholz, warum sperrt sich die Linke so gegen den geplanten Einsatz?
Bei den Luftbombardements werden immer wieder auch Zivilisten getroffen. Das treibt dem Islamischen Staat neue Anhänger zu. Wir haben zudem große Bedenken, dass durch eine Beteiligung die Gefahr für Deutschland als Zielscheibe des IS wächst.
Wie kann der IS besiegt werden – wenn nicht militärisch?
Die ehemalige IS-Geisel Nicolas Hénin hat einen wichtigen Gedanken entwickelt, nämlich dass der IS die Bomben aus dem Westen für die eigene Propaganda braucht. Die Stärke des IS beruht darauf, dass er sich als Schützer der Muslime gegen den Rest der Welt aufspielen kann. Zusammenhalt, Toleranz, muslimische Flüchtlinge, die im Westen willkommen geheißen werden – das untergräbt die Unterstützung für den IS. Eine Lösung von außen gibt es nicht. Finanzströme des IS müssen unterbunden und Waffenexporte gestoppt werden.
Die Militäreinsatze in Afghanistan waren auch umstritten. Wären ohne diese Einsätze die Taliban nicht längst an der Macht?
Ja, durch den massiven Krieg dort wurden die Taliban erst einmal vertrieben. Aber die Warlords, die dadurch vielerorts an die Macht kamen, stellen keinen Fortschritt zu den Taliban dar. Und nun, vierzehn Jahre nach Beginn des Krieges, sind die Taliban so stark wie nie.
Wie will die Linke Frankreich unterstützen?
Wir stehen an der Seite der französischen Bevölkerung, aber nicht an der Seite von deren Regierung. Deren Antwort auf die Terroranschläge in Paris ist falsch und viele Franzosen sehen das genauso. Eine unhinterfragte Waffenbrüderschaft ist nicht das, was wir unter Solidarität verstehen.