Der Linken-Abgeordnete Richard Pitterle
hat bis zum Ende der Legislaturperiode im Bundestag noch einiges vor.

Sindelfingen - Zwei erfahrene Abgeordnete des Kreises werden nicht mehr im nächsten Bundestag sitzen. Nachdem der CDU-Abgeordnete Clemens Binninger seinen Rückzug aus dem Parlament verkündet hatte, steht nun fest, dass auch der Linke Richard Pitterle nicht mehr dabei sein wird. Allerdings unfreiwillig. Seine Partei verweigerte ihm einen sicheren Platz auf der Landesliste.

 
Herr Pitterle, wie sehr hat Sie diese Niederlage getroffen?
Natürlich bin ich enttäuscht. Ich hätte gerne meine Arbeit als Finanzexperte fortgesetzt. Immerhin ist es mir gemeinsam mit meinem Kollegen Gerhard Schick von den Grünen gelungen, dem Steuerzahler viel Geld zu retten. Nun fordert der Staat das Geld aus krummen Spekulationsgeschäften von den Banken zurück.
Vor vier Jahren schafften Sie es auf Platz vier der Landesliste. Woran lag es, das Sie dieses Mal nicht punkten konnten?
Egal, in welcher Partei man ist, wenn man nicht den Rückhalt des Parteivorsitzenden hat, kann man nicht gewinnen. Tobias Pflüger, der gegen mich antrat, hat das Vertrauen von Bernd Riexinger, ich nicht. Sagen wir es mal so: Ich als Reformer war immer ein Betriebsunfall im Landesverband.
Was wollen Sie bis zum Ende der Legislaturperiode noch umsetzen?
Zunächst führen wir den Untersuchungsausschuss zur Spekulations-Affäre zu Ende. Wir erwarten in der kommenden Woche unseren Finanzminister Schäuble im Ausschuss. Sehr am Herzen liegt mir auch die deutsch-tschechische Verständigung. Im Moment bin ich mit der Deutsch-tschechischen Parlamentariergruppe in Prag. Zudem hat mich Herr Steinmeier ins Deutsch-tschechische Diskussionsforum berufen. Da werde ich weitermachen. Das ist nicht an ein Mandat gebunden.
Was werden Sie von September an machen?
Ich habe das Glück, als Rechtsanwalt einen Beruf zu haben, der mich unabhängig macht. Ich war auch nie ein Abnicker. Ich habe eigene Akzente gesetzt. So war es mir wichtig, mit meinen Besuchergruppen immer nach Schönhausen in das ehemalige Stasi-Gefängnis zu gehen, um ihnen zu zeigen, dass wir Empathie mit den Opfern haben. Ich bin meines Wissens der einzige Linke-Abgeordnete, der das gemacht hat.
Sie werden wieder als Anwalt arbeiten?
Ja, sicher. Ich hatte früher viele Mandanten tschechischer Firmen. Die werde ich aktivieren. Aber zuvor werde ich hier Wahlkampf führen. Die Linken sind wichtig, um den Sozialstaat wieder herzustellen, dafür zu sorgen, dass niemand ins Bodenlose fällt.