Die CDU-Mitglieder haben entschieden: Mit deutlichem Vorsprung vor Andreas Renner wird Sebastian Turner zum OB-Kandidaten in Stuttgart gekürt. 

Regio Desk: Achim Wörner (wö)

+++ 13.39 +++ Das Ergebnis wird verkündet - und ist überraschend eindeutig. Auf Sebastian Turner entfallen 462 Stimmen, auf Andreas Renner 231. Damit ist der parteilose Turner der offizielle Bewerber der CDU bei der OB-Wahl im Oktober. Die Mitglieder spenden lautstark Applaus.

 

+++ 13.36 Uhr +++ Die Stühle im großen Saal des SSB-Veranstaltungszentrums füllen sich allmählich wieder. Der Kreischef betritt die Bühne - offenbar ist die Auszählung abgeschlossen.

+++ 12.59 Uhr +++ Die Stimmabgabe ist offiziell abgeschlossen. Kreischef Stefan Kaufmann hat den Parteitag offiziell unterbrochen. Das Ergebnis soll in etwa 25 Minuten vorliegen.

+++ 12.52 Uhr +++ Die meisten Mitglieder haben inzwischen ihre Stimme an den insgesamt sieben Urnen im Saal abgegeben. In den Gängen wird heftig diskutiert, wer denn nun das Rennen macht. Turner? Oder Renner? Doch die Basis muss sich gedulden. Noch steht die Auszählung bevor.

+++ 12.32 Uhr +++ Manch einen hält es nicht mehr auf seinem Stuhl. Die Themen beginnen sich zu wiederholen - da ist aber die Liste der Fragesteller auch schon abgearbeitet. Ein Mitglied zieht das Fazit der Anhörungsrunde: "Wir haben das Glück, zwei geeignete Kandidaten zu haben - und das Pech, dass es nur einer werden kann." Eine weitere Personaldiskussion unter Ausschluss der Bewerber wird von der Basis gewünscht. Das Wahlverfahren kann beginnen...

+++ 12.22 Uhr +++ Die Mitglieder lassen nicht locker. Warum er keine interne Unterstützerliste aufgestellt habe, wird Andreas Renner gefragt. Antwort: Er habe alles vermeiden wollen, was einen Spaltpilz hätte in die Partei hineintragen können.

+++ 12.11 Uhr +++ Um die Debatte nicht ins Unendliche ausufern zu lassen, wird von einem Mitglied beantragt, die Liste der Fragenden allmählich zu schließen - was eine große Mehrheit findet. Die Abstimmung darüber, wer die CDU in den OB-Wahlkampf führt, rückt immer näher.

+++ 12.04 Uhr +++ Vor allem Sebastian Turner ist gefordert - durch Fragen aus seinem Unterstützerkreis, die teilweise regelrechte Steilvorlagen sind. Ob es als OB nicht ein Nachteil sei, noch nie ein Rathaus geleitet zu haben? Ein Professor habe ihm versichert, so Turner, dass wer ein Kreativunternehmen mit mehr als 1000 Verrückten geleitet habe, auch einer Stadtverwaltung gewachsen sei.

+++ 11.57 Uhr +++ Das Kräftemessen der beiden Bewerber hat begonnen. Sie müssen sich auf dem Podium den Fragen der Mitglieder stellen, die Schlange stehen an den Mikrofonen. Der Gesprächsbedarf ist groß. 

+++ 11.35 Uhr +++ Nach gut einer Stunde ist die Vorstellung der beiden Bewerber abgeschlossen - mit reichlich Beifall für beide Bewerber. Nun sind die Mitglieder am Zug, um vor der entscheidenden Abstimmung über das Personalangebot zu debattieren. Die Spannung im Saal steigt.

+++ 11.30 Uhr +++ Andreas Renner, der frühere OB von Singen und heutige Manager der Energie Baden-Württemberg, geht in seiner kämpferischen Rede zunächst auf die Debatte um den zu Unrecht geführten Master-Titel ein, der ihn in den vergangenen Tagen in die Bredouille gebracht hatte. Er versucht mit Hinweisen auf seine Verwaltungserfahrung und seine Parteimitgliedschaft zu punkten und zielt auf die Emotionen der Mitglieder im Saal.

Stuttgart sei er seit mehr als 30 Jahren verbunden. Die Stadt spiele in vielen Bereichen in der Championsleague. Und diesen Status gelte es zu halten. Dies werde nur mit einem christdemokratischen Rathauschef gelingen. Sein Angebot an die Bürger: "Lassen wir den Streit von gestern hinter uns." Wichtig sei es gleichwohl, sich nicht nur auf die Innenstadt zu konzentrieren, sondern die Stadtbezirke zu entwickeln, die auch für junge Familien attraktiv sein müssten. Im Blick auf die Kinderfreundlichkeit sei viel geschehen. Es gebe aber auch noch viel Luft nach oben. Deshalb werde er den Schwerpunkt seiner Arbeit unter anderem auf die Schulen und die Kinderbetreuung legen.

Er traue sich zu, Stimmen aus dem Lager der Grünen und der Sozialdemokratischen zu fischen. Unabhängig davon werde es wichtig sein, dass das Rathaus auch weiterhin von einem CDU-Politiker geführt werde. Er habe Lust auf den Wahlkampf, sagt Renner. "Es wäre mir eine Ehre, die Wahl mit ihnen zusammen zu gewinnen."

Seite 2: Sebastian Turner präsentiert sich als Schwabe

+++ 11.15 Uhr +++ Sebastian Turner, der als einer der renommiertesten Werbeprofis der Republik gilt, stellt seine tiefe Verwurzelung in der Schwabenmetropole in den Mittelpunkt seiner glänzenden Ausführungen. Er habe Stuttgart viel zu verdanken. Jetzt, wo der Streit um den Bahnhof beendet sei, gehe es darum, die Stadtgesellschaft wieder zu versöhnen. Das Engagement der Bürger für ihre Stadt, das in der Debatte um Stuttgart 21 zum Ausdruck gekommen sei, berge ein großes Potenzial. Turner spricht sich für eine "neue Bürgerstadt" aus und schlägt für wichtige Fragen ein "Stadtgespräch" vor, bei dem alle Bewohner die Möglichkeit zur Mitsprache haben sollen.. 

Er fährt scharfe Angriffe auf die Grünen - und erhält dafür viel Applaus. Ein grüner OB müsse unbedingt verhindert werden. Andernfalls bestehe die große Gefahr, dass die Horrorvision, die die Grünen vom neuen Bahnhof verbreiteten, Wirklichkeit werde. Stuttgart habe sich in den vergangenen Jahren prächtig entwickelt, das müsse so bleiben.

Der Unternehmer macht deutlich, dass es bei der Wahl auch darum gehe, Stimmen aus anderen politischen Lagern zu gewinnen. Er werde Stimmen bei den Sozialdemokraten holen, aber auch bei den verdrossenen Nichtwählern, die am ehesten einem parteilosen Kandidaten vertrauten. Aber auch enttäuschte Grünen-Wähler werde er überzeugen. Er wolle den Wahlkampf als eine Ideenwerkstatt der Bürger führen, schließt Turner.

+++ 10.55 Uhr +++ Oberbürgermeister Wolfgang Schuster appelliert in einem Grußwort an die Mitglieder, sich in der anstehenden Debatte mit Angriffen auf die Bewerber zurückzuhalten. Keiner der beiden qualifizierten Persönlichkeiten habe es verdient, beschädigt zu werden. Vielmehr solle sich der Parteitag mit der Frage befassen, welcher der beiden Kandidaten in spe die besseren Chancen habe, die OB-Wahl für die Union zu gewinnen. Das Parteibuch dürfe dabei keine Rolle spielen, dies zumal ein Oberbürgermeister überparteilich arbeiten müsse.

Und so steigt die Spannung. Mit welchen Vorstellungen und Ideen werden Turner und Renner versuchen, die Basis zu überzeugen? Nach einem Losentscheid tritt Turner als erstes an den Rednerpult, Renner muss den Saal verlassen... 

+++ 10.35 Uhr +++ Eröffnet wird der Parteitag von dem CDU-Kreisvorsitzenden Stefan Kaufmann, der sich erfreut zeigt über die "riesige Resonanz". Diese zeige die große Mobilisierungskraft der Partei. Die Union Stelle seit 38 Jahren ununterbrochen das Stuttgarter Stadtoberhaupt, zuvor sei mit Arnulf Klett ein parteiloser, aber von der Union getragener Politiker OB gewesen. Und die Union werde alles dafür tun, weiter die Spitze des größten Rathauses im Land zu besetzen. Dieses Signal müsse von dem Parteitag ausgehen - unabhängig davon, welcher der Bewerb am Ende gekürt werde. Wichtig sei, dass die Union nach dem Samstag Geschlossenheit zeige, eine Geschlossenheit, um die sie andere Parteien immer beneideten.

Mit Turner und Renner stünden zwei Aspiranten mit sehr unterschiedlichen Profilen zur internen Wahl, die aber beide dem grünen Kuhn Paroli bieten könnten. Insgesamt gehe von dem ersten für alle Mitglieder offenen Parteitag ein Signal des Aufbruchs aus. "Wir öffnen uns für neue basisdemokratische Verfahren", so Kaufmann, der die Grünen scharf kritisiert. Deren OB -Kandidat sei am Donnerstag ohne Diskussion aufs Schild gehoben worden: "Bürgernähe sieht anders aus", so Kaufmann unter dem großen Beifall des Publikums.

+++ 10.11 Uhr +++  Kurz nach 10 Uhr hat der Parteitag der Stuttgarter CDU begonnen, auf dem im Laufe des Tages der Kandidat für die Oberbürgermeisterwahl in der Landeshauptstadt am 7. Oktober bestimmt werden soll. Mehr als 700 Mitglieder haben sich im Veranstaltungszentrum der Stuttgarter Straßenbahnen in Degerloch eingefunden, um zu entscheiden, ob die Union mit dem früheren CDU-Sozialminister Andreas Renner (52) in den Wahlkampf zieht oder mit dem parteilosen Unternehmer Sebastian Turner (45).

+++ 9.45  Uhr +++ Für Diskussionen sorgt noch vor Beginn der Veranstaltung ein persönlicher Brief des Alt-Oberbürgermeisters Manfred Rommel, den die Unionsmitglieder auf ihren Plätzen finden - und in dem er sich auf die Seite Turners schlägt. "Ich habe Sebastian Turner persönlich kennengelernt", so Rommel. "Er ist ein unabhängiger Kopf, der mit neuen Ideen die Stadt voranbringen kann. Deshalb bin ich mittlerweile überzeugt davon, dass ihm dies gelingen kann. Ich spreche mich für ihn aus." Es müsse das Interesse aller Christdemokraten sein, dass die erfolgreiche Arbeit des scheidenden Amtsinhabers Wolfgang Schuster fortgesetzt werde. Dazu müsse die CDU die Oberbürgermeisterwahl gewinnen. "Darum geht es", so Rommel, "und nicht darum, ob und wie lange ein Kandidat CDU-Mitglied ist."

In den vergangenen Tagen hatten sich die Anhänger der beiden Protagonisten immer stärker beharkt. So war Renner wegen eines zu Unrecht getragenen Master-Titels in die Kritik geraten. Turner hingegen hatte aus eigener Initiative und auf eigene Kosten eine Umfrage in Auftrag gegeben, die den bereits offiziell benannten Grünen-Kandidaten Fritz Kuhn in der Gunst der Stuttgarter Wähler momentan vorn sieht. Eine Prognose, wer parteiintern die Nase vorn haben wird, wagte auch am Samstagmorgen niemand abzugeben. Die Vorsitzenden der Stuttgarter Ortsvereine erwarten allesamt ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Den Ausschlag gäben die geplanten Auftritte der beiden Bewerber eben beim Parteitag am Samstag.

Wir stellen die beiden CDU-Kandidaten in Videoporträts vor. Und befragen sie zu ihren Lieblingsplätzen in der Stadt, zum Bahnprojekt Stuttgart 21 und zu Fritz Kuhn.