Innovativ sind die Familientreffs im Kreis Göppingen. Allerdings sollten sie mehr Fachkräfte beschäftigen und ihre Leitungen entlasten, wird gefordert.

Region: Corinna Meinke (com)

Kreis Göppingen - Die Familientreffs im Landkreis Göppingen haben gute Noten erhalten. Das zeigt ein Gutachten des Instituts für angewandte Sozialforschung in Stuttgart. In seiner Expertise nennt das Institut aber auch zahlreiche Verbesserungsvorschläge. Die Treffs sind in Kooperation zwischen dem Kreis und seinen Partnern Deutsches Rotes Kreuz, Arbeiterwohlfahrt, Caritas, dem Göppinger Haus der Familie und den beteiligten Kommunen entstanden. Inzwischen gibt es die Anlaufstellen für junge Familien in Göppingen, Geislingen, Eislingen, Ebersbach, Süßen, Salach und Uhingen.

 

Innovativ und niederschwellig

Bildung, Beratung, Betreuung und Begleitung sind die vier Eckpfeiler, auf denen das Konzept beruht. Die sozialwissenschaftliche Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass vor allem Familien mit Kleinkindern in den hiesigen Familientreffs optimale Bedingungen hätten, um sich auszutauschen, Kontakte zu knüpfen und sich bei Bedarf kompetente pädagogische Beratung und Unterstützung zu holen. Die Expertise lobt das Konzept Familientreff mit seinem offenen und niederschwelligen Rahmen als bedarfsgerecht und innovativ. Weil jeder Euro, der in die Familientreffs fließe, gut investiertes Geld für den Landkreis sei, lohne es sich, dieses Angebot fortzuführen und auszubauen, so lassen sich die Expertinnen Susanne Schäfer-Walkmann und Alessa Peitz zitieren.

Zusätzlicher Bedarf in Göppingen und Geislingen

Die Autorinnen empfehlen, weitere Treffs in Göppingen und Geislingen zu schaffen, um dem Bedarf gerecht zu werden. Die Studie stellt fest, dass es die Familientreffarbeit „nicht zum Nulltarif gibt“ und eine strukturelle Grenze erreicht sei, die kein weiteres Wachstum zulasse. In ihrem Fazit schreiben die Autorinnen, es sei an der Zeit, die sehr unterschiedlichen Ressourcen an den einzelnen Familientreffs auszubalancieren. Die Rahmenbedingungen der Orte seien untereinander nicht vergleichbar.

Leiterinnen zum Teil stark überlastet

Eine Erkenntnis, die sich Suzanne Chemnitzer, die im Landratsamt die Familientreffarbeit koordiniert, bereits zu Herzen genommen hat. „Ich bin beauftragt, bis zum Frühjahr ein gemeinsames Konzept für alle Familientreffs zu erstellen“, sagte Chemnitzer, die den regelmäßigen Kontakt zu den Treffs und den Partnern und Standortkommunen pflegt. Die Stuttgarter Studie hebt vor allem hervor, dass die Leiterinnen in den Familientreffs mit ihren 50-Prozent-Stellen zum Teil stark überlastet seien, weil es nicht genügend ehrenamtliche Helfer gibt. Aufgefüllt wird mit Praktikanten, Honorarkräften und Ein-Euro-Jobbern. Die Beschäftigung Letzterer wird laut Studie von den Leiterinnen kritisch gesehen, da ihre Einarbeitung viel Zeit koste und selten geeignete Personen dabei seien.

Studie rät, mehr Fachkräfte zu beschäftigen

Insgesamt empfiehlt die Studie zwei bis drei Ehrenamtliche pro Fachkraft, sonst sei die Umsetzung des vielseitigen Angebots in Frage gestellt, zumal es keine verlässliche Vertretungsregelung bei Krankheit oder in Spitzenzeiten gibt, heißt es in dem Papier. An Standorten mit Personalknappheit sollte über einer Erweiterung des Arbeitsumfangs nachgedacht werden, empfehlen die Autorinnen. Als mögliche Entlastung wird auch vorgeschlagen, die Öffentlichkeitsarbeit, die Gewinnung Ehrenamtlicher und die Programmplanung zu bündeln. Auf keinen Fall dürfe der empfohlene Ausbau mit einer weiteren Belastung der Leiterinnen einhergehen. Die Studie rät deshalb dringend zu einem Personalkonzept und der Einstellung weiterer Fachkräfte.

In der Stärken- und Schwächenanalyse wird die Überarbeitung des Konzepts zur Einbindung Ehrenamtlicher genauso gefordert wie Mindeststandards an die kindgerechte und ausreichend ausgestattete wie geräumige Örtlichkeit. Einige Familientreffs verfügten nicht über eigene Räume und hätten auch kein eigenes Büro.

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