Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)


Auch die Stiftung hat sich laut ihrem Sprecher "nie" mit Stuttgart 21 befasst. Doch die Versammlung bekannter Gesichter in den Gremien macht die Gegner misstrauisch. Nebst ehedem Schuster und Gönner sitzen darin etwa auch der S-21-Architekt Christoph Ingenhoven (er war Juryvorsitzender bei der Auszeichnung für Stuttgart) und Friederike Beyer, die Lebensgefährtin von Exministerpräsident Günther Oettinger. Ihre Mitarbeit, sagt Beyer, währe schon deutlich länger als die Bekanntschaft mit Oettinger. Zum Stiftungsrat gehört sogar eine bekennende Stuttgart-21-Gegnerin: Susanne Heydenreich, die Intendantin des Theaters der Altstadt.

Sie sehe die Rolle der Stiftung zunehmend differenziert, sagt Heydenreich, wolle sie aber weiterhin kritisch begleiten. Der andere Vertreter aus Baden-Württemberg, Vorstandschef Alexander Erdland vom Finanzkonzern W & W, erhält dort laut einem Sprecher "wertvolle Impulse für die Zukunftsentwicklung der Städte". Wie Erdland zu Stuttgart 21 steht, mag er nicht verraten - trotz des Appells der Regierung, die Wirtschaft müsse jetzt aber Flagge zeigen.

"Prominente Namen" in den Stiftungsgremien


Zu ihrer Entlastung verwies Umweltministerin Gönner auf andere "prominente Namen" in den Stiftungsgremien, insbesondere zwei SPD-Größen. Exverkehrsminister Wolfgang Tiefensee sei dort Vize von Kuratoriumschef Otto, Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck Mitglied des Stiftungsrates. In dessen Bundesland betreibe ECE mehrere Einkaufszentren und habe gerade den Zuschlag für den Bau eines Viersternehotels am künftigen Flughafen Berlin-Brandenburg erhalten. Bei den Berliner Flughäfen sitzt Platzeck auch im Aufsichtsrat, doch auf die Frage nach Interessenkonflikten reagierte seine Vizesprecherin nicht. Ihre knappe Auskunft: "Es gibt keinen Grund, dass der Ministerpräsident seine Mitgliedschaft zurückzieht." Immerhin hat Platzeck sein Mandat im Stiftungsrat ordnungsgemäß offengelegt - was nicht für alle Mitglieder gilt.

Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) will erst durch eine StZ-Anfrage bemerkt haben, dass dies seit zwei Jahren unterblieben war; sein Kollege Markus Söder hatte den Posten korrekt gemeldet. Gleich anderntags holte Herrmann das "Versehen" nach. Auch die Bundestagsabgeordneten in den Stiftungsgremien handhaben die Meldepflicht mal so, mal so. Während Tiefensee den Kuratoriumssitz in der Rubrik "Funktionen in Vereinen, Verbänden und Stiftungen" angibt, fehlt das Mandat in der Liste des SPD-Vizebundesvorsitzenden Olaf Scholz. Auch bei der Düsseldorfer FDP-Frau und Vizefraktionschefin Gisela Piltz sucht man den Sitz im Stiftungsrat vergebens. Lauter Versehen?