Zwei Fahrten von Locomore zwischen Stuttgart und Berlin fallen aus, weil die Deutsche Bahn eine Untersuchung der Züge nicht durchführt. Rund 1000 Kunden müssen kurzfristig umplanen und sind verärgert.

Stuttgart/Berlin - Nur wenige Tage nachdem Bahnkonkurrent Locomore wieder den Betrieb auf der Verbindung zwischen Stuttgart und Berlin aufgenommen hat, steht der Fernzug auch schon wieder still. Am vergangenen Wochenende fielen zwei Fahrten aus. Etwa 1000 Fahrgäste waren davon betroffen. Grund dafür war eine fehlende optische Prüfung des Zugs, die ein Mitarbeiter der Deutschen Bahn hätte durchführen sollen, es aber nicht tat.

 

Diese Überprüfung hätte eigentlich am frühen Samstagmorgen in Stuttgart stattfinden sollen. Alle 48 Stunden müssen die Locomore-Züge in einer sogenannten Wagenuntersuchung von Wagenmeistern abgenommen werden, sonst dürfen sie nicht fahren. So ist es vorgeschrieben. Locomore hat diesbezüglich einen bis Jahresende laufenden Vertrag mit der DB Fernverkehr geschlossen.

Doch der zuständige Wagenmeister war in Stuttgart „weder wie vereinbart vor Ort noch erreichbar“, erklärt Martin Mangiapia, Pressesprecher von Flixbus DACH. Das Unternehmen betreibt zusammen mit Leo Express die Locomore-Züge nach der Insolvenz des Startups. Die Deutsche Bahn spricht von einem Missverständnis in der Schichtplanung. Der Termin für die Überprüfung sei eingetragen gewesen. Warum der Wagenmeister die optische Prüfung nicht durchführte, soll nun intern geklärt werden. „Das soll definitiv nicht wieder vorkommen. Wir bedauern diesen Vorfall“, heißt es von Seiten der Bahn.

Flixbus lässt Ärger auf Facebook freien Lauf

Der Locomore-Zug fuhr am Samstagmorgen noch von Stuttgart nach Berlin. Erst dort war er zum Stillstand gezwungen; das 48-Stunden-Intervall abgelaufen. Flixbus ließ währenddessen seinem Ärger freien Lauf. Mit dem Firmenprofil postete das Unternehmen auf die Facebook-Pinnwand der Deutschen Bahn: „Wir bitten euch inständig, heute Abend einen motivierteren Mitarbeiter mit Sinn für Dienstleitung und fairen Wettbewerb zur Wartung zu schicken, damit unsere – und Eure – Kunden ihre gekauften Tickets morgen wie geplant nutzen können“, heißt es darin unter anderem. Auf den Eintrag gab es unterschiedliche Rückmeldungen von Nutzern und Kunden. Sowohl für die Locomore-Betreiber als auch die Bahn hagelt es Kritik.

Nach einer Überprüfung durch zwei Wagenmeister am Sonntag durfte der Zug dann wieder rollen. Doch damit ist der Vorfall noch nicht vergessen. Unklar ist bislang, wer für den entstandenen Schaden in unbekannter Höhe aufkommt. Von Seiten der Bahn heißt es, man sei diesbezüglich mit Leo Express in Gesprächen. Der Imageschaden für Locomore ist jedoch irreparabel. „Natürlich sind unsere Kunden verärgert. Knapp 1000 Fahrgäste waren von dem Ausfall betroffen. Das mag für die Bahn nicht viel sein, für uns ist das allerdings eine Hausnummer“, sagt Mangiapia. Die Wiederaufnahme des Angebots bis dahin sei sehr gut angelaufen. Innerhalb der ersten Stunden hätte man bereits mehrere Tausend Tickets verkauft.

Bahn weist Vorwürfe zurück

Dass die Deutsche Bahn mit der Aktion gezielt versucht habe, den Konkurrenten benachteiligen, weist das Unternehmen vehement zurück: „Die Vorwürfe sind haltlos. Wir stehen mit Flixbus im Wettbewerb, aber das begrüßen wir, denn Wettbewerb spornt uns an. Wir wollen niemanden ausbremsen“, erklärt eine Sprecherin des Unternehmens auf Rückfrage. Bei Flixbus ist die Enttäuschung dennoch spürbar: „Schade, dass das Verhältnis etwas schwierig beginnt. Wir hoffen auf einen fairen Wettbewerb“, sagt Mangiapia.