Die Familie Hummel führt ihre Konditorei auf der Gänsheide bereits in der dritten Generation. Die Konditorenmeister Sabine und Dirk Hummel haben in ihrer Arbeit ihren Lebensinhalt gefunden. Auch Sohn Yannick, gerade im ersten Lehrjahr, ist von Herzen Konditor.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Ost - Kuchen und Torten waren sofort ihre Welt. Das wusste Sabine Hummel bereits in ihrem ersten Schnupperpraktikum beim örtlichen Bäcker. Hummel ist im Allgäu groß geworden. Bereits als sie in der siebten Klasse war, wollten die Eltern, dass sie anfängt, darüber nachzudenken, welchen Beruf sie lernen will. Brötchen backen war aber nicht ganz ihr Ding, dass sah der Allgäuer Bäckermeister sofort. „Du musst Konditorin werden“, habe er ihr gesagt, erzählt Sabine Hummel. Und er hat Recht behalten. „Das ist meine Berufung“, sagt die 47-Jährige heute.

 

Wie praktisch, dass ihr Ehemann Dirk genau die gleiche Einstellung hat. Auf der Meisterschule in Stuttgart haben sich die beiden vor mehr als 20 Jahren kennengelernt. Beide absolvierten ihre Abschlussprüfung dort, Sabine Hummel blieb danach bei ihrem zukünftigen Mann in der schwäbischen Landeshauptstadt. Zunächst arbeiteten beide in anderen Cafés und Konditoreien, vor 20 Jahren übernahmen sie die Konditorei von Dirk Hummels Eltern in der Gänsheidestraße 39.

Büroarbeit wäre nichts für den Konditor

„Für mich war das völlig klar, dass ich nie etwas anderes mache“, sagt Dirk Hummel. Er habe im elterlichen Betrieb gelernt, sei danach regional etwas unterwegs gewesen und dann zurückkehrt. Auch er hat seine Berufung in diesem Beruf gefunden. „In einem Büro zu sitzen, könnte ich mir zum Beispiel gar nicht vorstellen“, sagt er. Und sie sagt: „Ich möchte nichts anderes machen. Ich bin glücklich.“

Die eigene Berufung zu finden, das wünschen sich viele. Manche suchen ihr Leben lang danach. Die Hummels haben sie gefunden, aber sie brauchen sie auch. Denn: „Wenn man etwas gerne macht, dann zählt man die Stunden nicht“, sagt Sabine Hummel. Und es sind viele Stunden, die das Ehepaar in der eigenen Konditorei verbringt. Freizeitstress kennen die beiden nicht. Sie haben schlicht keine Freizeit. Urlaub gönnt sich die Familie nur selten. Dirk Hummel hat dennoch nie etwas vermisst. „Selbst an freien Tagen denke ich an die Arbeit oder probiere etwas aus“, sagt er.

Vor knapp zwei Jahren haben die Hummels angebaut. Seitdem haben sie auch wieder ein Café. Bis 1972 habe zu der Konditorei immer ein Café gehört. 40 Jahre sei es nun geschlossen gewesen, sagt Dirk Hummel. Jetzt haben sie zwar noch mehr zu tun, doch damit halten sie ihr Geschäft langfristig am Laufen. Man müsse mit der Zeit gehen, sind sich beide einig. „Dafür haben wir viel Geld in die Hand genommen für den Umbau“, sagt Sabine Hummel. Doch sie wisse auch im Vergleich zu vielen anderen Konditoren, wofür sie das tue.

Der Junior probiert am liebsten ausgefallene Torten aus

Denn in der Familie Hummel haben nicht nur die beiden Eltern ihren Lebenszweck im Konditorenhandwerk gefunden. Auch der mittlere der drei Söhne hat seine Begeisterung für Kuchen und Torten entdeckt. Derzeit ist er im elterlichen Betrieb im ersten Lehrjahr. „Bisher habe ich es auch nicht bereut“, sagt Yannick Hummel und lacht. Der 16-Jährige testet vor allem gerne neue Sachen aus. Seine neueste Kreation ist eine Hugo-Törtchen. Nach seiner Ausbildung will er erst einmal etwas von der Welt sehen. „Aber später möchte ich das Café übernehmen“, sagt er.

Sabine Hummel sieht das als Glücksfall an. Andere Konditoren hätten es da schwerer. Zu investieren, wenn man nicht wisse wofür, sei sicherlich nicht so einfach. Wer aber stehen bleibe, komme in Schwierigkeiten. In Zeiten von Coffee-to-go und großen Bäckereiketten haben es traditionelle Einzelhandelsgeschäfte oft schwer. Die Hummels haben diese Erfahrung bisher nicht gemacht. „Wir haben eine sehr treue Stammkundschaft“, so das Ehepaar. Nicht nur aus dem Stuttgarter Osten, den umliegenden Schulen und der direkten Nachbarschaft kommen ihre Besucher, sondern aus der ganzen Region.

„Wer zu uns kommt, der will unsere Produkte“, sagt Dirk Hummel. „Und der weiß auch, was er kriegt“, ergänzt seine Frau. Als kleiner Betrieb sind die Hummels sehr flexibel. „Wir können auch immer wieder klassische Sachen wie vor 50 Jahren anbieten“, sagt Dirk Hummel. Dennoch: mit Filterkaffee brauche auch er nicht mehr anzukommen. Kaffee mit Sahne als Cappuccino anzupreisen, geht auch nicht mehr – wohingegen die klassische Prinzregententorte immer wieder ankomme.