Es ist ein Glück, dass der Pariser Koch Gaetan Brou nach Stuttgart gezogen ist, um französische Klassiker zu zaubern. Solide französische Küche, „nichts Übertriebenes“, verspricht er, und das hält er ein.

Stuttgart - Der Hahn ist überall. Als Keramikfigur steht er im Fenster, er ist an eine Wand gepinselt, und selbstverständlich findet er sich auch auf der Karte: geschmortes Hühnchen in Rotwein, mit Speckstreifen und Champignons. Der Schreihals mit Federn ist Leitmotiv im Coq au Vin, dem französischen Lokal im Stuttgarter Westen, das vorher schon so hieß und in neue Hände übergeben wurde. Eine Internet-Anzeige hat Gaetan Brou hellhörig werden lassen. Nach 20 Jahren Koch- und Cateringerfahrung in Paris hatte er Lust auf etwas Neues. Erst ließ er sich ein paar Monate anstellen, zum Jahresanfang jedoch hat er den Coq au Vin übernommen.

 

Solide französische Küche, „nichts Übertriebenes“, verspricht er, und das hält er ein. Hier passt der Preis zur Leistung, hier stimmt das Ambiente. Einfache Holzstühle und rote Bänke gruppieren sich um die Bistrotische. An der Wand hat sich jemand von Renoir inspirieren lassen, eine farbenfrohe Kopie. Ein Original ist dagegen der charmante Kellner, Nicolas aus Nantes, der sich Zeit nimmt für die Gäste.

Für Liebhaber herzhafter Speisen ist die Karte eine Freude. Schweinelendchen reiht sich an Entenkeule, hausgemachte Fischsuppe konkurriert mit Lammhaxe. Wir wählen das Joue de bœuf braisée, ein herrlich zart geschmortes Ochsenbäckchen (19,50 Euro) mit Champignons und Speck. An Rotwein wurde bei der Soße nicht gespart, sie ist schön sämig, so aromatisch wie das Fleisch und die Karotten. Ein Türmchen Kartoffelpüree thront daneben, da lässt sich prächtig schlemmen.

Bei den Weinen soll nachgebessert werden

So manches, was auf der Karte steht, gibt es nicht, stattdessen ist anderes zu haben, wie Nicolas erklärt. Etwa der Seebarsch, die Haut knusprig gebraten, dazu eine buttrige Zitronensoße, die dem Gericht die passende Frische verleiht (19,50 Euro). Ein Genuss ist der Gemüsegarten, ein Stück Fenchel, grasgrüner Brokkoli, ein paar Bohnen und Karotten. Für einen Franzosen ist das Angebot der offenen Weine mit fünf Positionen ausgesprochen überschaubar und der Bordeaux vom Fass (0,25l für 7 Euro) nichts besonderes. „Da wollen wir nachbessern“, verspricht der Chef und verweist unterdessen auf die Flaschenweine.

Wer am liebsten alle Desserts durchprobieren würde, sollte sich an die Tagesvariationen (8,50 Euro) halten. Da sind die Leckereien alle auf einem Teller versammelt: ein sündiges Mousse au Chocolat aus weißer Schokolade, das etwas zu krümelig ist. Es wird umhüllt von einem hauchdünnen Ring aus dunkler Schokolade und hat ein Häubchen aus Johannisbeerkompott. Die Charlotte à la crème de marron ist lecker gekühlt, die Maronencreme liegt auf einem Bett von Löffelbiskuit. Die Crème brûlée ist nach Laune des Kochs zubereitet, sie schmeckt nach Banane und Vanille. Zum Abschied gibt es einen Gutschein mit einem Herz. Die ersten zwei Getränke beim nächsten Besuch gehen aufs Haus.

Coq au Vin
Schwabstraße 127, 70193 Stuttgart, Telefon 63 34 47 60, www.lecoqauvin.de, geöffnet Dienstag bis Samstag von 18 bis 22 Uhr, Sonntag und Montag Ruhetag

Die Bewertung

Küche ****

Service ****

Ambiente ***

***** = herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut, ** = Luft nach oben, * = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.